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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Donnergrollen erschütterte die Luft. Travis' Blick flog zu dem Grundstein zurück. Gerade noch rechtzeitig, um beobachten zu können, wie eine schwarze Linie den Stein entlangkroch und ihn wieder in zwei Teile spaltete. Die Rune der Gründung verblaßte. Im gleichen Augenblick quoll eine dunkle Substanz aus dem Spalt und ergoß sich über den Stein. Travis riß die Hand zurück. Sie war rot befleckt.
    »Blut«, flüsterte er. »Das ist Blut.«
    Falken starrte ihn an. »Bei den Sieben, das Blut eines Nekromanten. Das also war es, was sie getan haben. Oh, diese Narren! Diese armen, verfluchten Narren!«
    Der Boden unter ihren Füßen bäumte sich auf, als der Turm erzitterte. Die Runen über ihnen flackerten.
    Falken sah nach oben. »Ich glaube nicht, daß die Fundamente dieses Ortes das ein zweites Mal ertragen können.«
    Wie um seine Worte zu unterstreichen, löste sich ein Steinbrocken aus der Decke und krachte nur ein Dutzend Schritte entfernt zu Boden.
    Beltan hob Melia auf. »Wir müssen hier raus!«
    Die anderen widersprachen ihm nicht. Falken half Travis auf die Füße. Zusammen rannten sie aus der Kammer, während hinter ihnen die glühenden Runen zu Boden prasselten.

55
    Die Nacht warf ihren Mantel über das Tal, und die vier Reisenden drängten sich um ein Feuer. Ein kalter Wind fuhr durch das trockene Gras. Die Überreste des Weißen Turms sahen im Dämmerlicht aus wie ein geisterhafter Steinhaufen.
    Als sie durch den Torbogen geflohen waren, war Licht aus dem Turm geströmt und durch die Spalten in den Steinen gequollen, um die Dunkelheit der Nacht wie mit dünnen Klingen zu zerschneiden. Dann war das Licht verblaßt und der Turm in sich zusammengesunken. Mit schrecklichem Getöse war er zu einem riesigen Steinhaufen zusammengebrochen und hatte sich dabei seinen eigenen Grabhügel geschaffen. Niemand würde jemals wieder seinen Fuß in den Weißen Turm der Runenbinder setzen. Die Freunde waren zu ihrem Lager zurückgestolpert, und dort hatte ihnen das Glück gewunken: ihre Pferde standen eng beieinander neben dem durchschnittenen Halteseil und wieherten leise.
    Travis zog den Nebelmantel enger und betrachtete die vom Feuerschein beleuchteten Gesichter der anderen. Weder Falken noch Beltan schien ihr Erlebnis besonders mitgenommen zu haben, auch wenn Beltans Schwerthand noch immer kalt und steif war. Und obwohl sich Travis ausgelaugt und leer fühlte und ihm der Schädel brummte, konnte er keine negativen Nachwirkungen von seinen Taten in der Runenkammer feststellen. Es war Melia, die es am verheerendsten getroffen hatte. Sie hatten sie in alle verfügbaren Decken gewickelt und sie so nahe ans Feuer gelegt, wie sie gewagt hatten. Sie war kurz nach der Rückkehr ins Lager erwacht, aber ihre zierliche Gestalt wurde von Schüttelfrost gepeinigt, und die sonst kupferfarbene Haut war so grau wie Asche. Sie starrte ins Feuer, einen gequälten Ausdruck im Gesicht.
    »Es hat mich angefaßt«, sagte sie, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern voller erinnerter Schrecken. »Es war so kalt. So schrecklich kalt.«
    Die anderen warfen Falken besorgte Blicke zu, aber er nahm sie nicht wahr. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Melia gerichtet, in sein verwittertes Gesicht stand Sorge geschrieben. Dann wandte er sich Travis zu.
    »Würdest du mir meinen Rucksack bringen, Travis?« bat er leise.
    Travis nickte und holte ihn.
    Falken kramte darin herum und holte eine Handvoll getrockneter Alasai -Blätter hervor, die er in einem der Wegkreise, in denen sie übernachtet hatten, gepflückt hatte. Er zerdrückte die Blätter in einem Becher, füllte ihn mit heißem Wasser aus dem Kessel über dem Feuer und ließ die duftenden Kräuter ziehen. Dann rückte er an Melias Seite.
    »Trink das, meine Freundin«, sagte er und hielt ihr den Becher an den Mund.
    Melia nahm einen zögernden Schluck, dann trank sie den Rest. Ein Hauch von Farbe trat in ihre Lippen, und ihr Zittern ließ nach, auch wenn es nicht gänzlich aufhörte. Sie blinzelte, und ihre bernsteinfarbenen Augen blickten wieder klar.
    »Danke, Falken. Ich bin wieder in Ordnung – ich brauche bloß Ruhe.« Noch immer wirkten ihre Wangen eingefallen, und ihre Stimme blieb leise, aber sie war nicht länger von dieser hoffnungslosen Verzweiflung erfüllt. Melia sah zu dem eingestürzten Turm hinüber und war sichtlich schockiert. »Was ist dort denn eigentlich geschehen?«
    »Travis hat die Rune der Gründung gebunden«, sagte Falken. »Die Phantomschatten wurden

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