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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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aufzuwecken, haben wir vielleicht eine Chance.«
    Beltan warf dem Barden einen scharfen Blick zu. »Wenn der Turm von alters her Verteidigungsmechanismen hatte, warum ist er dann gefallen?«
    Falken drängte wortlos weiter.
    Das Innere des Turms bestand aus gewundenem Stein, und die Wände waren auf so seltsame Weise gebogen, daß ihr Anblick Travis benommen machte. Melia leuchtete noch immer in der Dunkelheit, aber die Schatten wichen nur widerstrebend vor dem blauen Schimmer zurück, und je weiter sie kamen, desto drückender wurde die Luft; es war, als würde die Masse des sich über ihnen erhebenden Turms auf ihr lasten.
    Zuerst fiel es Travis gar nicht auf, daß sich der Weg spiralenförmig nach innen wand. Sie waren eine Zeitlang stets nach links gegangen. Dabei hatte der Korridor auch abwärts geführt, in einem flachen, aber nichtsdestotrotz spürbaren Winkel. Falken verlangsamte den Schritt nicht. Sie blieben weiter in Bewegung, während der Gang in immer enger werdenden Windungen einen Bogen beschrieb und dabei stetig tiefer führte.
    Als der Barde stehenblieb, wären sie beinahe mit ihm zusammengestoßen. Travis spürte, wie ihm ein unendlich trockener Luftzug durchs Gesicht fuhr. Sie standen am Rand eines großen Raumes. Vielleicht war es der sich in Spiralen windende Gang gewesen, vielleicht war es Instinkt. Auf jeden Fall wußte Travis, worum es sich bei diesem Ort handelte. Das Herz des Weißen Turms.
    »Melia«, sagte Falken leise. »Licht.«
    Sie schüttelte den Kopf. Der azurne Strahlenkranz, der sie umgab, flackerte wie eine sterbende Flamme und wurde dunkler. Die Finsternis rückte näher heran.
    »Nein«, sagte sie mühsam. »Hier ist meine Macht begrenzt. An diesem Ort herrscht eine ältere Magie.«
    Falken fluchte. »Nun, ich kann wohl schlecht irgendwelche Runen lesen, wenn ich sie nicht sehen kann. Kannst du nicht irgendwas zustande bringen?«
    »Möglicherweise ist das nicht erforderlich. Sollte dieser Ort nicht die Anwesenheit von jemandem seiner Art erkennen?«
    »Daran habe ich gar nicht gedacht.«
    »Es gibt eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
    Schweiß rann Travis' Seiten herunter. Wovon sprachen die beiden da?
    Falken wandte sich ihm zu, kaum sichtbar in dem Halbdunkel. »Travis, tritt einen Schritt vor.«
    Er wußte nicht, was er erwartet hatte, das der Barde sagen würde, aber das war es nicht. »Warum?«
    »Falls Melia recht hat, wirst du es schon sehen.«
    Das klang mehr als nur etwas unheilvoll, aber wie gewöhnlich schien er in der Angelegenheit keine Wahl zu haben. Er nahm die Schultern zurück, hielt kurz den Atem an und trat vor.
    Lir.
    Es war, als hätte jemand das Wort in seinem Bewußtsein ausgesprochen, aber diesmal war es nicht Jacks Stimme. Diese Stimme war größer, tiefer und bei weitem gewaltiger. Einen Herzschlag später geschah es.
    Lautlos blitzten tausend Funken auf und erfüllten die Luft mit einem schimmernden Licht. Travis trat noch einen Schritt vor und legte den Kopf in den Nacken. Die anderen folgten ihm in die mit einer Kuppel versehene Kammer. Es war, als stünde man in einer Kugel voller Sterne. Nur daß es gar keine Sterne waren. Travis holte erstaunt Luft.
    »Das sind Runen«, murmelte er.
    In Wände und Decke waren zahllose Runen eingraviert worden, und jede von ihnen leuchtete. Selbst auf dem Boden glühten die blauen Glühwürmchenlichter – mit Ausnahme eines Kreises im Mittelpunkt der Kammer, der so schwarz war wie die Nacht und dessen Ränder so scharf waren, daß sie in den Augen schmerzten. Der Effekt erinnerte an einen sternenfunkelnden Nachthimmel, nur daß die Sterne Runen waren, die sich in einem schwarzen See widerspiegelten.
    »Das ist wunderschön«, sagte Beltan.
    Melia verzog das Gesicht und legte eine Hand an die Schläfe. »Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung.«
    Falken wagte sich tiefer in die Kammer hinein. »Wo ist er? Er muß hier sein.«
    Travis lief hinter ihm her. »Was muß hier sein, Falken? Wonach suchst du?«
    »Nach dem Grundstein. Das ist der Schlüssel zum Turm. Oder auf jeden Fall das Herz. Er müßte hier sein, in seinem genauen Mittelpunkt, verbunden mit Orm, der Rune der Gründung. Zwei Linien, die sich kreuzen. Wir müssen ihn finden.«
    Travis beteiligte sich an der Suche. Er betrachtete den Boden, die Wände und die Decke, untersuchte zahllose glühende Runen und erkannte kaum mehr als eine Handvoll von ihnen. Keine davon bestand aus zwei sich kreuzenden Linien.
    »Ich glaube, ich habe etwas

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