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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Bericht über die Umstände des Todes des Verdächtigen anzufertigen und – an dieser Stelle hatte er eine kleine Pause gemacht – alle möglicherweise mit diesem Tod verbundenen ungewöhnlichen Umstände zu beschreiben. Zuerst war Grace nervös gewesen, aber Erwin hatte dafür gesorgt, daß sie sich hinsetzte, ihr einen Becher Kaffee in die Hand gedrückt und mit seiner rücksichtsvollen Art dafür gesorgt, daß sie sich entspannte.
    Morty Underwood hatte kurz zuvor das genaue Gegenteil getan.
    Sie hatte gerade John Does Leichnam zugenäht und runter in die Leichenhalle geschickt, als sie um eine Ecke bog und sich plötzlich dem leitenden Assistenzarzt gegenübersah. Seine quer über den Kopf gekämmten Strähnen lagen wild durcheinander, und die Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er kam gerade von einer Besprechung mit dem Leiter der Notaufnahme. Das Krankenhausmanagement hatte entschieden, es sei unbedingt erforderlich, über den Zwischenfall mit dem Verdächtigen Stillschweigen zu bewahren. Alle erinnerten sich an den Zwischenfall in einem anderen Krankenhaus vor ein paar Jahren, als aus dem Blut einer Frau freiwerdende giftige Dämpfe um ein Haar ein halbes Dutzend medizinische Angestellte hätten ersticken lassen. Einige Leute hatten daraufhin sogar behauptet, es hätte sich bei ihr um eine Außerirdische gehandelt. Das Denver Memorial Hospital konnte auf diese Art von Publicity verzichten. Solche Dinge geschahen nur auf den Seiten von Sensationsblättern, aber nicht hier. Eine genaue Autopsie würde mit Sicherheit eine weltlichere Erklärung für den Zustand des Patienten erbringen. Bis dahin sollte niemand – Grace eingeschlossen – auch nur ein Sterbenswörtchen über den Zwischenfall zu irgend jemandem sagen.
    Zwischenfall. Grace konnte das Wort schon bald nicht mehr hören. Das war nicht nur irgendein Zwischenfall gewesen. Zwischenfälle waren Dinge, die man aufschrieb, zu den Akten legte und vergaß. Aber das hier war real gewesen. Sie hatte in die Brust des Mannes gesehen. Dort hatte kein lebendiges menschliches Herz geschlagen. Statt dessen war da nur ein metallischer Klumpen gewesen – sie hatte ihn mit eigenen Händen berührt. Und doch hatte dieses Ding irgendwie Blut durch den Körper des Mannes gepumpt. Sie hatten den Puls gespürt. Falls diese Geschichte der Sensationspresse zu Ohren kam, würden die Schlagzeilen auf eine schreckliche und korrekte Weise die Wahrheit verkünden. Der Mann hatte ein Herz aus Eisen.
    Sie hatte sich mit der Hand durchs Haar gestrichen, und ihre Worte waren scharf gewesen. »Was soll ich Ihrer Meinung nach tun, wenn mich die Polizei fragt, warum ihr Verdächtiger gestorben ist, Morty? Sie anlügen?«
    Darauf hatte Morty keine Antwort gegeben und statt dessen an seinem Hemdkragen herumgezupft. Sein Ausdruck verriet, daß er genau das wollte.
    Sie hatte ihn mit ehrlichem Erstaunen angeblickt. »Macht es Ihnen eigentlich wirklich Spaß, ein solcher Wurm zu sein, Morty?«
    Er hatte eine aufgeblasene Miene aufgesetzt. »Ob mir das gefällt oder nicht, steht hier nicht zur Debatte. Es ist mein Job.«
    Grace hatte die Gelegenheit genutzt, ihm versehentlich auf die Zehen zu treten und die Flucht zu ergreifen, während er sich den Fuß hielt. Und sie hatte Officer Erwin alles erzählt, genau wie es sich abgespielt hatte. Es schien unmöglich, sogar absurd zu sein, aber sie wußte, was sie gesehen hatte. Einige Leute können mühelos die Wahrheit verleugnen, um ihren begrenzten Horizont vor allem zu beschützen, was ihn über das sichere und gewöhnliche Maß hinaus erweitern würde, aber Grace gehörte nicht dazu.
    Das galt ihrem Eindruck nach auch für Officer Erwin. Er stellte ihr noch ein paar Fragen, und obwohl er bei mehr als nur einer ihrer Antworten die Stirn runzelte, schien er keinen Moment lang in Zweifel zu stellen, daß sie die Wahrheit sagte. Er klappte seinen Notizblock zu und schob den Kugelschreiber in eine Tasche.
    »Danke für Ihre Hilfe, Dr. Beckett.« Er verfiel in Schweigen und blickte gedankenverloren in die Ferne. Schließlich richtete er den Blick wieder auf sie. »Wir glauben, wir wüßten alles«, sagte er dann leise. »Aber das stimmt nicht, nicht wahr? Nicht einmal annähernd.«
    Grace fröstelte. Darauf wußte sie keine Antwort.
    Erwin stand auf. »Ich werde mit den Krankenschwestern sprechen, die Ihnen assistiert haben, Dr. Beckett. Das heißt, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Grace dachte an Morty Underwoods hochmütiges, besorgtes

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