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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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verletzt, das war alles, was im Augenblick zählte. Mit instinktiver Schnelligkeit machte sie eine Bestandsaufnahme seines Zustandes. Er war zyanotisch, die Haut hatte einen bläulichen Schimmer. Rosa gefärbter Schaum sprudelte aus den Löchern in seiner Brust. Vermutlich ein Pneumothorax. Der junge Praktikumsarzt stürmte in den Raum. Grace nahm ihm die beiden Einheiten Blut ab und hängte sie an den Ständer. »Inhibieren Sie ihn«, befahl sie dem anderen Assistenzarzt.
    Der Mann nickte und schob einen Plastiktubus in die Luftröhre des Patienten. Grace machte einen Einschnitt unterhalb der Armbeuge, stieß eine Brustsonde hinein und befestigte sie an einer Vakuumflasche. Blut und Flüssigkeit strömten in die Flasche. Dann traten Grace und die anderen zurück, als der Praktikumsarzt den Dreharm des Röntgengeräts über dem Tisch positionierte. Sie kamen erst wieder näher heran, als er das Gerät beiseite schob, und führten ihre Bemühungen fort, den Patienten zu stabilisieren.
    »Hier ist die Aufnahme«, sagte eine der Schwestern Minuten später.
    Grace richtete sich auf, und die Schwester hielt ihr das Röntgenbild hin. Graces behandschuhte Hände waren mittlerweile blutverschmiert. Sie warf einen Blick darauf, dann runzelte sie die Stirn. »Was ist das?«
    Die beiden Projektile zeigten sich auf dem Röntgenbild als weiße Punkte. Eines steckte direkt neben der rechten Lunge. Das andere lag in gefährlicher Nähe der unteren Aorta, hatte sie vielleicht sogar verletzt. Doch das alles bemerkte Grace nur nebenher. Denn in der linken Brustseite befand sich noch ein anderer weißer Fleck, nur daß dieser so groß wie eine Faust und scharfkantig war. Er lag direkt vor dem Herzen.
    »Keine Ahnung, vielleicht haben Sie ja eine bessere Idee«, sagte die Schwester. »Aber irgend etwas sagt mir, daß das hier nicht seine erste Brustverletzung ist.«
    Grace drückte das Röntgenbild zur Seite und betrachtete den Patienten. Die andere Krankenschwester hatte das meiste von dem Blut entfernt. Jetzt starrten die beiden Schußwunden wie zwei entzündete rote Augen in die Höhe. Genau dazwischen zog sich eine gezackte Linie aus rosigem Narbengewebe senkrecht die Brust hinunter. Die Narbe sah kaum verheilt aus. Grace studierte erneut den weißen Schatten auf dem Röntgenbild. Nur Metall würde so deutlich zu sehen sein.
    »Es sieht fast so aus, als hätte er einen riesigen Schrapnellsplitter in der Brusthöhle«, sagte sie. Sie hatte in der Notaufnahme schon viele seltsame Dinge gesehen – einen Mann, der versucht hatte, sich umzubringen, und mit einer in der Großhirnrinde steckenden Kugel allein ins Krankenhaus gefahren war, eine Frau, die über Sodbrennen klagte und dann Zwillinge gebar, ein Mädchen, dem ein Grassamen ins Auge geflogen war, sich dort festgesetzt hatte und schließlich aus ihrem Augapfel wuchs – aber das hier übertraf alles bei weitem. Wie konnte ein Mann mit einem so großen Stück Metall in der Brust leben? Und wie war es überhaupt da reingeraten?
    Ein Monitor schrillte auf. »Blutdruck ist fünfzig und fallend«, rief die andere Schwester. »Ich glaube, wir verlieren ihn.«
    Grace rief nach einer Spritze Adrenalin und injizierte sie in den Tropf. Eine Sekunde später flogen die Augen des Patienten auf. Er stieß einen Schrei aus und bäumte sich auf, die Hände zu Fäusten geballt.
    »Haltet ihn fest!« rief Grace. »Festhalten!«
    Alle vier von ihnen waren nötig, den Mann auf dem Tisch festzuhalten. Ein Krampf nach dem anderen schüttelte seinen Körper, und er murmelte etwas mit rauher Stimme.
    »… Sin … ich muß ihn finden … Sinfath …«
    »Was sagt er da?« fragte der Praktikumsarzt.
    »Ich habe seinen Puls verloren!« rief eine der Schwestern.
    Der Patient verkrampfte sich noch einmal, seine Augen schlossen sich mit einem Flattern, dann erschlaffte sein Körper. Der Praktikumsarzt riß die Defibrillatorpaddel aus den Halterungen des Gerätewagens und reichte sie Grace. Sie rieb sie aneinander, um das Leitgel zu verteilen, dann plazierte sie sie auf die Brust des Mannes. Der Defibrillator summte, als er sich auflud.
    »Alle weg!«
    Der Körper zuckte, als der Stromstoß durch ihn hindurchraste, und lag wieder still da. Grace kontrollierte den Monitor. Die flache grüne Linie wurde nur von ein paar unregelmäßigen Ausschlägen unterbrochen. Sie verabreichte dem Mann einen weiteren Stromstoß, dann noch einen. Keine Reaktion.
    »Also gut, machen wir ihn auf«, befahl sie. »Ich

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