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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Gesicht. »Kein Problem.« Sie hob die Tasse. »Und danke für den Kaffee.«
    »Ich wette, der ist jetzt kalt.«
    »Das stört mich nicht.«
    Officer Erwin grinste, dann ging er los und durchquerte den Empfangsbereich der Notaufnahme. Grace trank den kalten Kaffee, und obwohl sie es nicht für möglich gehalten hätte, ertappte sie sich dabei, daß sie lächelte. Dann erstarb das Lächeln, die kleinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf, und sie hob den Kopf.
    Nach kurzer Suche entdeckte sie ihn. Er stand in einem der Korridore, die aus dem Empfangsbereich führten, und beobachtete sie. Dunkler Anzug, dunkles Haar. Er lehnte in einer lässigen, eleganten Pose an der Wand. Wie lange war er schon hier? Einen kurzen Augenblick lang richteten sich seine tiefliegenden Augen auf sie. Sein Blick war forschend, als wollte er etwas von ihr.
    Grace stand neugierig von ihrem Stuhl auf. Oder fühlte sie sich dazu gezwungen? Da schob jemand eine Trage an ihr vorbei und blockierte ihre Sicht. Im nächsten Moment verschwand die Trage durch eine Tür. Grace sah wieder zum Korridor hinüber. Er war leer, der dunkelhaarige Mann war verschwunden. Sie ließ sich zurück auf den Stuhl sinken und umklammerte die Tasse in ihrer Hand. Vielleicht hatte der Mann sie ja gar nicht beobachtet, vielleicht hatte er auf jemand anders gewartet.
    Doch irgendwie bezweifelte sie dies.

12
    Leon Arlington gefiel seine Arbeit.
    Leon pfiff eine zusammenhanglose Melodie und richtete die Plastikfolie, die eine in einem offenen Schubfach liegende Leiche bedeckte. Es gehörte zu seinen Aufgaben, dafür zu sorgen, daß es keine Lücken in der Umhüllung gab. Die Bestatter haßten es, wenn die Leichen austrockneten. Leon war sich nicht genau darüber im klaren, warum das so war. Vielleicht erschwerte es das Auftragen des Make-ups für die Beerdigung. Das war wieder etwas, worüber es sich nachzudenken lohnte. Er verharrte und betrachtete die alte Frau in dem rostfreien Stahlschubfach. Mit ihrer blaugrauen Haut und dem weißen Haar erweckte sie beinahe den Anschein, als hätte man sie in einen Eisblock eingefroren, statt in eine durchsichtige Plastikfolie einzuwickeln. Der Anblick erinnerte ihn an eine Geschichte, die er als Kind gelesen hatte, eine Geschichte über die Schneekönigin. Nur daß die Königin böse gewesen war und ein kleines Kind in ihrem Eispalast gefangenhielt.
    Leon schob das Fach zu und fröstelte. Das war eines der echten Probleme seiner Arbeit – manchmal war es hier unten einfach zu kalt. Die Kälte strahlte von der Reihe mit den Schubfächern aus und drang in den Boden und die Wände ein, wo sie wie Permafrost verweilte. In der Vergangenheit hatte Leon die Kälte nie gestört, aber das letzte Jahr über war ihm aufgefallen, daß sie immer tiefer in seine Glieder und Knochen kroch, als wäre sie etwas Hungriges und Lebendiges. Vielleicht würde er sich irgendwann einen anderen Job suchen müssen. Etwas Wärmeres.
    Er rieb die schlanken Hände aneinander, um sie zu erwärmen, und wandte sich seinem nächsten Kunden zu. Die nackte Leiche lag auf einem Stahltisch auf dem Rücken. Ein weißer Mann, Ende Zwanzig, in guter körperlicher Verfassung. Leon nahm ein Klemmbrett und überprüfte seine Notizen. Es hatte alles seine Richtigkeit. Das war der John Doe, den die Polizisten angeschossen hatten, bevor sie ihn herbrachten. Man hatte ihm die Brust aufgebrochen, aber die Wunde war jetzt sauber verschlossen. Leon erkannte die präzisen Stiche, die die beiden wulstigen Hautränder miteinander verbanden. Selbst wenn sie tot waren, gab sie sich Mühe mit dem, was sie mit ihnen machte. Das hier war Grace Becketts Patient gewesen.
    Leon schnappte sich einen Stift und schrieb den Zustand der Leiche auf. Größe, Gewicht, Aussehen, die Stelle der beiden Einschußlöcher. Er drehte den Mann herum, und dabei fiel ihm eine kleine Tätowierung an der Unterseite von John Does Unterarm auf. Er ging näher heran. Nein, es war gar keine Tätowierung, sondern ein Brandzeichen. Das runzelige Narbengewebe formte ein Symbol:

    Es sagte Leon nichts, obwohl es ihn an eine Art religiöses Zeichen erinnerte. Wenn es etwas mit einer Religion zu tun hatte, dann mußte sie ganz schön verrückt sein, um ihre Anhänger wie Vieh zu brandmarken. Leon schüttelte den Kopf über den traurigen Zustand der Welt, dann drehte er den Leichnam wieder auf den Rücken und kritzelte etwas auf das Klemmbrett. Im nächsten Augenblick hielt er inne und runzelte die Stirn.
    »Ich

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