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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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zurück. Zögernd schloß er den Deckel. Jetzt, nachdem er den Stein gesehen und seine Schönheit erkannt hatte, schien es eine Schande zu sein, ihn zu verstecken. Schon vermißte er das Gefühl, das seine Glätte auf seiner Haut hervorrief, das Gewicht in seiner Hand. Er wollte den Deckel wieder öffnen, aber Falkens Aktivitäten hielten ihn davon ab. Der Barde verstreute eine Handvoll Erde auf die Überreste des Feuers, um es zu löschen, dann verstaute er Becher und Kessel in seinem Rucksack, verschnürte ihn und stand auf.
    »Nun, ich glaube, wir haben schon genug von diesem Tag verschwendet.« Falken kniff die Augen zusammen und blickte durch die Baumwipfel hindurch in den blauen Himmel. »Es ist besser, man bricht auf, solange das Wetter gut ist, denn zu dieser Jahreszeit können ohne jede Vorwarnung Stürme aus den Eisenzahnbergen hervorbrechen.« Er wandte sich Travis zu. »Ich reise zur Zeit nach Süden, in das unbedeutende Königreich Kelcior. Dort hoffe ich ein paar Bekannte von mir zu treffen. Zu Fuß sind das einige Tagesmärsche, aber du kannst dich mir gern anschließen. Ich würde es sogar empfehlen, denn hier gibt es im Umkreis vieler Meilen weder eine Festung noch ein Dorf. Zumindest keine, die in den vergangenen tausend Jahren von Menschen bewohnt wurden.« Er warf sich den Rucksack über die Schulter.
    Travis nahm die Schatulle und sprang von frischer Panik erfüllt auf die Füße. Es war eine Sache, in diesem seltsamen Wald zu sitzen und mit Falken Kaffee zu trinken – oder was auch immer dieses Zeug darstellte. Das war beinahe nett gewesen. Aber dem Barden zu folgen, tief hinein in diese … Welt, das war etwas völlig anderes. Die Reklametafel hatte ihn an diesen Ort gebracht. Wenn er ihn nun hinter sich ließ, wußte er nicht, wie sich ihm jemals wieder die Chance bieten sollte, ihn wiederzufinden.
    »Warte eine Minute, Falken«, sagte er. »Du hast noch immer nicht meine Frage beantwortet. Was tue ich hier? Und wie soll ich nach Hause zurückkommen?«
    Der Barde schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, Travis, ich kann keine deiner Fragen beantworten. Doch ich hoffe, daß wir unterwegs vielleicht ein paar Antworten finden. Auf jeden Fall glaube ich langsam, daß es kein Zufall war, daß ich dir hier begegnet bin.«
    Etwas von Travis' Panik wurde durch Verwirrung ersetzt. »Was willst du damit sagen?«
    Falkens Blick wurde nachdenklich. »Das Schicksal ist eine tüchtige Weberin. Sie verschwendet keinen Faden unnötig, und man kann gerechterweise sagen, daß sie so viele Geschicke wie möglich in ein Geschehen einwebt.« Der Barde lächelte geheimnisvoll. »Also werden wir wohl einfach unsere Augen offenhalten müssen, was deine Antworten angeht, Freund.«
    Und Falken drehte sich kurzerhand um und marschierte los. Travis starrte ihm hinterher. Was sollte er tun? Aber noch während er sich diese Frage stellte, wußte er, daß er eigentlich keine Wahl hatte. Er hatte sich wieder einmal im Leben von den Gezeiten des Zufalls treiben lassen, und hier hatten sie ihn an den Strand geworfen. Mit einem tiefen Seufzer steckte Travis die Hände in die Jackentaschen und ging schleppend hinter dem Barden her.

23
    Den ganzen Tag lang folgte Travis Falken durch die gefrorene Stille des Winterwaldes.
    Travis platzte fast vor Fragen. Wie weit entfernt war dieses Reich Kelcior? Wer genau waren diese Leute, die Falken traf? Würde auch nur einer von ihnen ihm dabei helfen können, einen Heimweg zu finden? Aber er war gezwungen, die Fragen auf später zu verschieben, da ihn das Luftholen ausreichend beschäftigte. Der Barde gab ein schnelles Tempo vor, ob es nun über unebenen Waldboden ging, sie steile Hänge hinauf- oder schneebedeckte Senken hinunter mußten. Trotz seiner langen Beine mußte sich Travis ganz schön anstrengen, um mithalten zu können. Der Wald veränderte während dieses ersten Tages sein Antlitz nur wenig und setzte sich in der Hauptsache aus hellen Espen, die keine Espen waren, und hier und da aus Gruppen rötlicher Kiefern, die keine Kiefern waren, zusammen. Es dauerte nicht lange, und Travis entdeckte eine dritte Sorte Baum beziehungsweise Strauch. Es handelte sich um ein bläuliches Immergrün, dessen federähnliche Zweige mit an Perlen erinnernden Beeren gesprenkelt waren. Im Streben nach Einheitlichkeit entschloß sich Travis, sie Wacholderbeeren, die keine Wacholderbeeren waren, zu nennen.
    Bald erhob sich die Sonne über den kahlen Bäumen in die kobaltblaue Himmelskuppe. Wie alles

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