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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Stimme. Das Gefühl des Verlustes durchfuhr sein Herz wie ein scharfer Stich; er rieb sich die rechte Hand.
    Aber nach einer gewissen Zeit schüttelte er den Kopf. Das waren melancholische Gedanken, andererseits war der Winterwald ein melancholischer Ort. Ein Schatten lastete auf ihm, aber dieser Schatten war kein Teil von ihm, und es handelte sich um eine beinahe süße Traurigkeit, die wie eine Erinnerung an Schönheit hier zwischen den Bäumen hing. Er seufzte, als er hinter Falken hermarschierte. Manchmal war es völlig in Ordnung, traurig zu sein.
    Es war später Nachmittag, und die Sonne war gerade hinter die Baumspitzen getaucht, als Travis und Falken zu einer Lichtung kamen. Die Stille des Waldes lastete schwer auf diesem Ort, und die beiden Männer blieben langsam stehen. Die Lichtung war ungefähr kreisrund und wies einen Durchmesser von etwa dreißig Schritten auf. Nichts wuchs auf dem gefrorenen Boden, nicht einmal Gras oder Hirse.
    In der Mitte stand eine Steinsäule. Aus dunklem Vulkangestein herausgemeißelt, war sie so groß wie ein Mann und etwa halb so breit. Die Zeit und die Elemente hatten ihre Oberfläche verwittert. Angetrieben von Neugier – vielleicht auch von einer anderen Macht – näherte sich Travis dem Stein. Nun wurde ersichtlich, daß ihn eingemeißelte Bilder bedeckten, aber sie waren kaum zu erkennen; Jahrhunderte des Windes, des Regens und des Eises hatten sie so gut wie abgeschliffen. Als er sich dem Stein näherte, wurde die Luft dunkler und kälter, es war, als wäre er in einen Schatten getreten. Er hob den Arm und griff nach der rauhen, felsigen Oberfläche.
    »Nein, Travis, faß ihn nicht an«, flüsterte eine Stimme an seiner Seite sanft, aber eindringlich.
    Travis stand wie erstarrt da. Der Stein schien sein Bewußtsein zu füllen und alles andere zu verdrängen. Er erschauderte und zog die Hand schließlich mit einer großen Anstrengung zurück. Er wollte schlucken, aber sein Mund war staubtrocken.
    »Was ist das für ein Ort, Falken?« fragte er. Die unnatürliche Stille erstickte seine Worte.
    »Er ist böse.« Der Mund des Barden war zu einem grimmigen Strich verzogen. Er ging um den Monolithen herum, sorgfältig darauf bedacht, ihm nicht zu nahe zu kommen. »Das ist ein Relikt eines uralten Krieges, eines Krieges, der vor langer Zeit in diesem Land ausgefochten wurde. Ich glaube, damals nannte man diese Dinger Pylonen. Ich war der Überzeugung, man hätte alle Spuren des Fahlen Königs schon vor langer Zeit vernichtet. Anscheinend war das ein Irrtum.«
    Travis starrte den Monolithen an. Die Worte des Barden dröhnten in seinem Kopf, und er glaubte Tausende blutroter Funken zu sehen, die wie Flammenschein von den emporgereckten Speeren eines glitzernden Heeres funkelten, das auf eine gewaltige, im Schatten liegende Festung zumarschierte. Leiser, deutlich zu hörender Hörnerschall ertönte, als das Heer des Lichts nach vorn drängte, bis es wie ein winziges, weißes Schiff aussah, das sich auf einem wogenden Meer aus Finsternis verlor.
    »Laß uns gehen«, sagte Falken. »Hier finden wir nichts Gutes. Selbst nach all diesen Jahrhunderten hat das Land nichts von dem Bösen vergessen, das einst hier lauerte.«
    Travis schüttelte den Kopf, und die Vision zerschmolz in der kalten Luft. Er trat von dem Stein zurück, und der Tag hellte sich wieder auf. Er warf noch einen letzten, verstörten Blick auf den Monolithen, dann eilte er hinter Falken her. Bis jetzt hatte der Barde ein scharfes Tempo vorgelegt, aber nun mußte sich Travis fast im Laufschritt bewegen, um nicht den Anschluß zu verlieren. Doch er beschwerte sich nicht, und bald hatten die beiden die Lichtung weit hinter sich gelassen.
    Sie reisten drei weitere Tage lang nach Süden. Während des Marsches machte Travis die Entdeckung, daß er kaum genug Energie hatte, sich darüber zu sorgen, wie er die Heimkehr bewerkstelligen sollte. Jeden Tag standen sie bei Einbruch der eisigen Morgendämmerung auf und gingen weiter, bis die Abenddämmerung den Winterwald einhüllte. Sie ernährten sich hauptsächlich von Maddok und einer dünnen Suppe, die Falken aus bitteren Kräutern und Einsiedlerwurzeln zusammenbraute. Hierbei handelte es sich um eine Art weißer Wurzel, die der Barde anscheinend immer zu finden wußte; ein- oder zweimal täglich hielt er unvermittelt an, kniete nieder und entrang dem gefrorenen Boden mit dem Messer einige der Gewächse. Travis wäre nicht soweit gegangen und hätte die Suppe als

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