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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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rechten Winkel auf den Königinnenpfad.
    »Hier biegen wir nach Osten ab«, sagte Falken. »Es ist jetzt nicht mehr weit.« Er bog nach links ab. Travis folgte ihm.
    Die Straße ließ das Wäldchen hinter sich und führte über mehrere Hügel, die wie riesige Treppenstufen stetig an Höhe gewannen. Sie war nicht nur schmaler als der Königinnenpfad, sie befand sich auch in einem viel schlechteren Zustand. Die Pflastersteine waren verfallen und trügerisch, an manchen Stellen fehlten sie und wurden durch harten Boden ersetzt, auf dem außer Brennesseln kaum etwas wuchs; die gediehen dort allerdings mehr als üppig. Bald brannten Travis' Schienbeine höllisch, denn die Stacheln schienen direkt durch seine Hosen zu stechen.
    Er fing gerade an, nach Luft zu ringen, als sie den Kamm eines Hügels erklommen und stehenblieben. Unter ihnen breitete sich ein schüsselförmiges Tal aus. Genau in seiner Mitte befand sich ein See, dessen Oberfläche die Strahlen der nach Westen reisenden Sonne in eine funkelnde Glut verwandelten. Ein verwitterter Felsfinger reichte in den See; auf der zerklüfteten Halbinsel erhob sich eine Festung aus Stein. Sogar aus dieser Entfernung konnte Travis erkennen, daß sie zumindest zur Hälfte verfallen war. Zerbrochene Säulen, die verfaulten Stümpfen glichen, überragten aufgeschichtet wirkende Steinhaufen, die einstmals möglicherweise Burgmauern gewesen waren. Selbst der Teil der Festung, der noch stand, krümmte sich unter seinem eigenen Gewicht, als würde er jeden Augenblick nach einem letzten Seufzen in sich zusammenfallen.
    »Da ist es«, sagte Falken. »Kelcior.«
    Travis betrachtete die verwitterte Festung mit einem zweifelnden Blick. »Ich hoffe, du bist nicht beleidigt, aber das sieht nicht gerade nach viel aus.«
    Falken lachte. »Heutzutage stellt es auch nicht mehr viel da. Doch einst, vor langer Zeit, war dies die nördlichste Garnison des tarrasischen Reiches, danach war es eine malachorianische Festung. Doch nun hält ein Schurke namens Kel diese Burg – oder das, was davon übrig ist – besetzt. Obwohl Kel ein Barbar ist, hält er sich für einen König, und es ist klüger, ihm nicht zu widersprechen. Zumindest nicht in seiner großen Halle.«
    Travis kam ein düsterer Gedanke, während er die Festung anstarrte. Er stieß einen sorgenvollen Seufzer aus.
    »Stimmt was nicht, Travis?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Es ist nur, du wirst dort deine Freunde treffen, Falken. Das heißt, daß deine Reise ihr Ende gefunden hat. Aber ich weiß noch immer nicht, wo ich hingehen muß, um einen Rückweg in meine Welt zu finden.«
    Falken musterte ihn kurz, dann drückte er seine Schulter. »Travis, ich habe nie gesagt, daß meine Reise in Kelcior endet.« Er kicherte leise. »So wie es an Kelciors Hof zugeht, wäre das wirklich Pech, wenn das der Fall wäre.« Sein Gesicht wurde wieder ernst. »Um die Wahrheit zu sagen, ich weiß auch nicht genau, an welchen Ort du am besten gehen solltest. Aber es besteht die Hoffnung, daß einer meiner Bekannten darüber mehr weiß als ich. Und vergiß nicht das Webmuster des Schicksals. Wer weiß? Es kann durchaus sein, daß sich unsere Wege noch lange nicht trennen, Freund.«
    Travis schenkte dem Barden ein dankbares Lächeln. Er war weit von der Welt entfernt, die er sein ganzes Leben lang gekannt hatte, aber wenigstens war er nicht allein. Gemeinsam setzten sie sich wieder in Bewegung und gingen auf die uralte Festung unter ihnen zu.

26
    Grace klammerte sich an dem breiten Rücken des Ritters fest, als sein Pferd auf das sich in der Ferne erhebende Schloß zugaloppierte.
    Schloß?
    Das Wort glitt über die Oberfläche ihres zu Eis erstarrten Bewußtseins. Sie versuchte, seine Bedeutung zu erfassen, aber sie bemühte sich vergeblich. Es schoß heran wie ein Fisch, der von unten an die Eisschicht eines zugefrorenen Sees stieß, und war auch schon wieder verschwunden.
    Ihr war kalt, so schrecklich kalt. Eine Hügellandschaft glitt in verschwommenen grauen und weißen Tönen vorbei. Noch vor einem Augenblick war es etwas anderes gewesen, oder etwa nicht? Sie erinnerte sich an Äste, die sich von einem blassen Himmel abzeichneten, so scharf und schwarz wie Tintenstriche auf einem Stück Papier, die linkische Worte formten, die sie nicht entziffern konnte. Bäume? Dann war da eine breite silberne Fläche gewesen, das Trommeln von Hufen auf Stein. Doch die Namen dieser Dinge vermochten nicht zu der in ihrem Bewußtsein zu Eis erstarrten

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