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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Schneedame lebendig. Aber wenn du sie nicht ins Schloß schaffst, und zwar so schnell wie der Blitz, wird sie wirklich so kalt wie der Schnee sein. Zweifellos kommst du zu spät und es gibt keine Hoffnung mehr, aber du solltest es trotzdem versuchen.‹«
    Grace runzelte die Stirn. Der Ritter, der anscheinend Durge hieß, schien ein düsterer Bursche zu sein. »Aber Sie haben mich gerettet«, sagte sie.
    Das schien den Ritter zu überraschen. »Wir werden sehen«, antwortete er. »Es ist nicht mehr weit, aber ich glaube, Ihr könnt die Kälte nicht länger erdulden. Darum sprecht Ihr auch so seltsam. Ich nehme an, es wäre wirklich eine Ironie, wenn Ihr keine Achtelmeile vor dem Schloßtor sterben würdet.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich schaffe es schon.« Ihr kam ein Gedanke. »Sie sagten, Sie hätten mich im Schnee gefunden?«
    »So ist es, Mylady. Das war ein früher Schneefall – für ein Land, das so weit südlich liegt, war das ein merkwürdiger Sturm. Ich ritt auf eine Lichtung, und da lagt Ihr in einer Schneewehe, so friedlich wie eine Prinzessin auf ihrem Federbett. Im Schnee waren auch keine Fußspuren zu sehen. Es sah aus, als wärt Ihr vom Himmel geschwebt.«
    Hier legte der Ritter eine Pause ein und warf ihr einen Blick aus dem Augenwinkel zu. Falls er sich jedoch fragte, wie sie in den Wald gekommen war, behielt er es für sich. Aber wie war sie von dem alten Waisenhaus am Highway in den verschneiten Wald in … wo auch immer sie sich hier befand, gekommen? Im Moment hatte sie nicht die geringste Idee, aber sie würde es noch herausfinden.
    »Es ist ein Wunder, daß ich Euch überhaupt gefunden habe, Mylady«, sagte Durge. »Man erzählt sich, daß der Dämmerwald ein zauberischer und uralter Ort ist. Nur wenige der gemeinen Untertanen wagen sich in seinen Schatten. Ich nehme an, sie fürchten sich vor dem Kleinen Volk. Dabei sind es eher die gewöhnlichen Gefahren wie Eber und Bären und giftige Pilze, die ihnen Schaden zufügen könnten, statt die alten Mythen.«
    »Warum waren … wart Ihr denn im Wald?« fragte Grace. Das Sprechen fiel ihr nun schon wieder leichter, und unwillkürlich übernahm sie seine Sprechweise.
    »Ich reise in aller Eile nach Calavere, Mylady«, sagte der Ritter. »Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist der Rat der Könige einberufen worden, und die Herrscher aller sieben Domänen reiten nach Calavan. Ich bin von meiner Heimat aus nach Süden gereist, als Vorhut meines Lehnsherrn König Sorrin von Embarr, um dafür zu sorgen, daß bei seiner Ankunft gewisse Dinge für ihn bereit sind. Bei Einbruch der Morgendämmerung entschied ich mich, durch die Randbezirke des Dämmerwaldes zu reiten, denn dieser Weg ist kürzer. Außerdem hatte ich gehofft, einen fetten Hirsch für König Boreas' Tafel zu finden. Aber dieses Jahr kommt der Winter sehr früh, das Wild ist bereits selten. Ich habe im Wald keine Hirschspuren entdecken können. Also wird König Boreas statt dessen mit Eurer Gesellschaft vorliebnehmen müssen.«
    Grace glaubte, der düstere Ritter hätte einen Scherz gemacht, aber dann kam sie zu einem anderen Schluß. Etwas sagte ihr, daß Durge nicht der Typ für Scherze war. Wer auch immer dieser Boreas war, sie würde mit fast absoluter Sicherheit seine Hilfe brauchen, um zu erfahren, wo sie war, und es würde ihrer Sache nicht hilfreich sein, wenn es den Anschein hatte, daß sie der Grund dafür war, daß kein Fleisch auf seinen Tisch kam.
    Sie hob den Blick zu den dunklen Umrissen, die sich vor ihnen erhoben, und studierte sie. Sie hatte schon Schlösser auf Bildern gesehen, war auch schon in Freizeitparks in Nachbildungen gewesen. Doch die Festung, die sich hier vor ihr erhob, stellte weder das zerbröckelnde Relikt eines vergangenen Zeitalters noch eine anachronistische Nachbildung dar, die man errichtet hatte, um Touristen zu unterhalten und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Irgendwo wußte Grace, daß dieses Schloß echt war.
    Das Schloß – Calavere, wie es der Ritter genannt hatte – verfügte über neun Türme. Keiner davon glich dem anderen. Einige waren groß und spindeldürr mit spitzen Dächern, während andere wiederum massiv und rechteckig waren. Die meisten von ihnen verschmolzen mit der vieleckigen Mauer, die den Hügelkamm umschloß, während der größte die Mitte der Burg dominierte. Dieser letzte Turm stellte ein großes, klotziges Bauwerk dar, so breit wie hoch, mit schmalen Fenstern und hohen, mit Zinnen versehenen Brustwehren. Die

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