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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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aufgewärmt hatte und es das Wetter zuließ, würde sie zurück zum Highway gehen. Und dann? Da war sie sich nicht sicher, aber darüber konnte sie sich immer noch Gedanken machen, wenn es soweit war. Ihr fiel die Visitenkarte des geheimnisvollen Hadrian Farr wieder ein. Sie steckte noch immer in der Tasche ihrer wieder aufgetauten und nassen Hosen. Vielleicht würde sie die dort aufgeführte Nummer anrufen. Möglicherweise konnten die Sucher ihr bei der Entscheidung helfen, was als nächstes zu tun war.
    Vorsichtig, da sie noch immer gefährlich unterkühlt war, schob Grace die Wolldecke, in die sie gehüllt war, ein Stück beiseite und schaute an dem breiten Rücken des Ritters vorbei. Sie war neugierig, ob sie Teile der Landschaft erkennen würde. Schließlich war diese Gegend einst ihre Heimat gewesen. Bestimmt würde sie etwas wiedererkennen.
    Durch den Spalt in der Decke erblickte sie von niedrigen Steinwällen begrenzte Felder, die alle von dem aus dem farblosen Himmel fallenden Schnee bedeckt wurden. Nichts davon sah auch nur entfernt bekannt aus. Es dauerte einen Augenblick lang, bis Grace bewußt wurde, daß sie keine Berge sah. Statt dessen ritten sie über eine wellenförmige Ebene. Aber das konnte nicht sein. Vielleicht beeinträchtigte der fallende Schnee ihre Sicht. Sie beugte sich zur Seite, um einen guten Blick auf das zu bekommen, was genau vor ihnen lag.
    Sie hatte das Schloß völlig vergessen.
    Nun viel näher als zuvor, stand es auf einem niedrigen Hügel, der sich über den Horizont erhob. Mit Erkern versehene Türme erstreckten sich in den Himmel, umgeben von einer Mauer aus grauem Stein. Schlagartig wurde Grace klar, daß es einen derartigen Ort in Colorado weder jemals gegeben hatte noch ihn jetzt gab. Und der Ritter ritt direkt darauf zu.
    Graces sorgfältig konstruierte Erklärung zersplitterte wie ein Stück Eis.

27
    »Wo …?«
    »Wo sind wir?«
    Diesmal kamen die Worte als Mittelding zwischen einem Flüstern und einem Krächzen heraus. Der Ritter verdrehte den Hals und blickte sie über die Schulter hinweg an. Er lächelte flüchtig und enthüllte dabei weißere und regelmäßigere Zähne, als Grace vermutet hätte. Dann wurde sein Ausdruck wieder ernst.
    »Meine Schneedame ist also aufgewacht«, sagte er mit einer tiefen Stimme, die über einen auffallenden, trällernden Akzent verfügte, der Grace unbekannt war.
    Anscheinend hatte er ihre leisen Worte nicht verstanden. Mit einer großen Anstrengung stellte sie die Frage erneut.
    Der Ritter runzelte die Stirn, als wäre das eine eigenartige Frage. »Nun, natürlich in Calavan, wo sonst?« Er gab einen verloren klingenden Seufzer von sich und ließ die Schultern hängen. »Aber das war jetzt sehr unhöflich von mir, nicht wahr? Ich bitte Euch um Verzeihung, obwohl ich bezweifle, daß Ihr sie mir gewähren könnt. Nach Eurer schweren Prüfung müßt Ihr Euch schrecklich fühlen. Es ist in der Tat ein Wunder, daß die Kälte Euren Verstand nicht völlig durcheinandergebracht hat und Ihr überhaupt sprechen könnt. Also erlaubt mir, Euch noch einmal zu antworten. Seit wir die alte tarrasische Brücke über den Dimduorn, den Fluß Dunkelwein, überquerten, befinden wir uns in der Domäne Calavan.« Er zeigte auf das sich rasch nähernde Schloß. »Vor uns liegt Calavere, der Stammsitz von König Boreas.«
    Grace gab sich alle Mühe, diese Informationen zu verdauen. Sie konnte nicht genau ergründen, was sie zu bedeuten hatten – da gab es einfach zu viele interessante und zugleich unbekannte Wörter. Aber sie schienen ihren Verdacht, daß dieser Ort sehr weit von Colorado entfernt lag, zu bestätigen. Sie versuchte zu schlucken, und es gelang ihr auch.
    »Warum haben Sie mich Ihre Schneedame genannt?« Diesmal war ihre Stimme schon bedeutend kräftiger.
    Der Ritter blickte sie wieder über die Schulter an; in seinen braunen Augen lag ein schwermütiger Ausdruck. »Weil Ihr, Mylady, als ich im Wald auf Euch stieß, so weiß wie die Schneewehe wart, in der Ihr gelegen habt.« Er schüttelte den Kopf. »Als ich Euch fand, fürchtete ich, Ihr wäret tot. Um die Wahrheit zu sagen, dachte ich beinahe schon, es würde sich bei Euch gar nicht um ein lebendiges Geschöpf handeln, denn Eure Haut war so weiß wie Elfenbein, und als ich Euch aus dem Schnee hob, war Euer Fleisch so hart und kalt wie Stein. Aber dann legte ich mein Ohr auf Eure Brust und hörte einen ganz schwachen Herzschlag. ›Durge‹, sagte ich zu mir, ›irgendwie ist deine

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