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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Katzenkinder normalerweise nicht unglaublich schnell heran? Melia entging ihr nachdenklicher Gesichtsausdruck nicht, denn sie lächelte.
    »Wir versuchen Travis zu überzeugen, daß er den Unterricht bei den Runensprechern fortsetzt«, sagte Falken. »Aber die Entscheidung liegt bei ihm.«
    Melia nahm das Kätzchen auf den Arm. »Ich fürchte, seine Tat im Ratssaal hat ihm einen Schrecken eingejagt, vielleicht sogar noch mehr als den Königen und Königinnen.«
    »Aber was hat er da eigentlich genau getan?« fragte Grace.
    »Etwas, das seit Jahrhunderten nicht mehr vorgekommen ist«, antwortete Falken leise.
    Anscheinend wollte der Barde seine Behauptung nicht weiter ausführen, und Melia versprach ihr, sie wissen zu lassen, wenn sie wieder mit Travis gesprochen hatten.
    »Aber vielleicht wollt Ihr es ja mal versuchen, Lady Grace«, sagte Melia an der Tür. »Er hält Euch für eine Freundin, wie Ihr ja wißt.«
    Grace wollte sagen, daß sie genauso empfand, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Also nickte sie nur und fand sich im nächsten Augenblick allein auf dem Korridor wieder.
    Im Verlauf der folgenden Tage hatte Grace mehr über Travis’ Tat im Ratssaal nachgedacht. Falken und Melia hatten sie über ihren Zusammenstoß mit Kyrene im Garten informiert. Diese Neuigkeit hatte Grace fasziniert. Bis jetzt hatte Kyrene Travis anscheinend nie zur Kenntnis genommen. Dieses plötzliche Interesse ergab keinen Sinn.
    Oder doch? Runenbrecher. Dieses Wort hatte Tressa mit leuchtenden Augen im Ratssaal geflüstert. Hatten die Hexen an jemandem Interesse, der Runen zerbrechen konnte? Grace hatte versucht, Ivalaines rothaarige Beraterin auf dieses Thema anzusprechen, dabei aber kein Glück gehabt. Und dennoch, falls die Hexen Travis für diesen Runenbrecher hielten, würde das Kyrenes Interesse an ihm erklären. Vielleicht hatte die Gräfin geglaubt, daß sie, falls es ihr gelingen sollte, etwas über Travis in Erfahrung zu bringen, damit Ivalaines Gunst zurückgewinnen konnte. Falls es sich so verhielt, hatten Falken und Melia den Versuch durch ihr Eingreifen verhindert.
    Grace hatte die letzten Tage damit zugebracht, sich auf ihre Studien bei Königin Ivalaine zu konzentrieren. Es gab nichts anderes zu tun. Sie sah keinen Sinn darin, die anderen weiter auszuspionieren – es war allgemein bekannt, welche Position die anderen Herrscher zur Frage des Krieges einnahmen –, also war es auch sinnlos, die Täuschung aufrechtzuerhalten, daß sie und Boreas sich entzweit hatten. Nicht, daß Boreas auch nur im geringsten an ihr interessiert schien. Er bestellte sie nicht in seine Gemächer, und wenn sie sich in einem Korridor begegneten, rang er sich nur mühsam einen geknurrten Gruß ab.
    Vielleicht wäre es anders gewesen, hätte sie etwas über Ivalaines Motive in Erfahrung bringen können. Doch jedesmal, wenn Grace versuchte, die Unterhaltung unauffällig auf den Rat zu lenken, brachte die Königin von Toloria das Gespräch geschickt auf die gerade stattfindende Lektion zurück.
    »Wissen hat eine Ordnung, Schwester«, sagte Ivalaine eines Nachmittags. »Man kann nicht tanzen, bevor man gehen gelernt hat.«
    Grace vermochte nicht zu sagen, ob diese Bemerkung auf ihre Fragen oder ihren Unterricht gemünzt war. Auf jeden Fall war es jedoch offensichtlich, daß sie nicht erfahren würde, was Ivalaine oder die Hexen für Pläne hatten, bevor die Königin bereit war, es ihr zu sagen.
    Auch der Kreis des Schwarzen Dolches hatte weiter nichts zu tun. Das Mordkomplott gegen König Kylar war gescheitert. Zwar war der zweite Verschwörer auch weiterhin unerkannt auf freiem Fuß, aber jetzt trug Beltan die Verantwortung für die Sicherheitsmaßnahmen, und es war zweifelhaft, daß ein zweites Attentat Erfolg haben würde, selbst wenn es eins gegeben hätte.
    Der Rat der Könige hatte sich vertagt und würde erst wieder in drei Tagen am Wintersonnenwendtag zusammentreten; dann würde man die letzten Argumente vortragen und die letzte Abstimmung abhalten. Aber es war kein Geheimnis, wie das Ergebnis aussehen würde. Es war ihnen gelungen, die Verschwörer aufzuhalten, aber sie hatten völlig darin versagt, den Rat umzustimmen. Kein Herrscher hatte seine ursprüngliche Position aufgegeben. König Boreas war gescheitert. Eminda hatte seinen letzten Zug zunichte gemacht. Die Domänen würden dem Fahlen König nicht geschlossen entgegentreten.
    Grace schaute aus ihrem Fenster und seufzte. Der Himmel war schon wieder dunkel. Der Nebel

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