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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Ausbildung übernehmen kann. Ich fürchte, Travis hat von mir alles gelernt, was ich ihm beibringen kann.«
    »Ausgezeichnet«, erwiderte Melia.
    Travis enthielt sich jeder Bemerkung. Es war sinnlos, sich zu beschweren. Er schaute auf seine Hände und erinnerte sich an die Kraft, die im Herzen des Weißen Turms aus ihnen herausgeströmt war. Er konnte die silberne Rune nicht sehen, aber er konnte sie spüren, da unter der Haut seiner Handfläche.
    Es ist mir egal, was Melia will. Ich werde diese Macht nie wieder benutzen, Jack. Ich werde lernen, damit umzugehen, aber nur, damit ich sie unter Kontrolle habe. Damit ich nie wieder jemanden verletze.
    »Glaubst du, daß König Boreas dich vor dem Rat sprechen lassen wird?« fragte Melia den Barden.
    »Das sollte er besser«, sagte Falken. »Außerdem, auch wenn Boreas nicht gerade einer meiner besten Freunde ist, so hat er doch den Rat der Könige einberufen. Er hätte wohl kaum die Herrscher aller Domänen zusammengerufen, wenn er sich nicht wegen der Situation in Falengarth Sorgen machen würde.«
    »Andererseits können Könige viele Gründe für ihre Handlungen haben.«
    Melia wandte sich an ihren Ritter-Hüter. »Beltan, was hältst du von deinem Onkel?«
    Travis zuckte innerlich zusammen. Es fiel ihm immer noch schwer, sich daran zu gewöhnen, daß Beltan königlicher Herkunft war. Er hatte das Gefühl, daß jeder, den er hier kannte, eine bedeutende Persönlichkeit war – bis auf ihn selbst.
    Beltan kratzte den goldenen Bart. »Boreas ist ein guter Mann, aber er ist auch ein guter Anhänger von Vathris. Ich habe gehört, daß er in den Inneren Kreis der Mysterien des Vathris vorgedrungen ist. Aber ob das nun stimmt oder nicht, er hat sicherlich keine Angst vor dem Krieg.«
    »Könnte er ihn sogar wünschen?« fragte Melia vorsichtig.
    Beltan schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich müßte lügen, wenn ich behauptete, Boreas und ich stünden uns sehr nahe, und es ist wirklich schon drei Jahre her, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen habe.« Er schnaubte. »Außerdem bin ich wohl kaum der größte Experte, was das aktuelle Geschehen bei Hofe angeht.«
    Trotz der selbstkritischen Worte des Ritters fand Travis, daß er die Lage ganz gut zusammengefaßt hatte. Ihm kam ein interessanter Gedanke. »Du hättest König sein können, oder, Beltan?«
    Beltan drehte sich zu Travis um. Seine Stimme war so scharf und flach wie sein Schwert. »Nein«, sagte er. »Das hätte ich nicht.«
    Mit diesen Worten verließ der Ritter den Raum.
    Travis zuckte zurück, als hätte ihn ein Faustschlag getroffen. Was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht? »Ich wollte doch nur sagen, daß er der Sohn des letzten Königs war.«
    Falken nickte, sagte jedoch nichts.
    »Mach dir nichts draus, Travis«, sagte Melia, nun in einem sanfteren Tonfall. »Du hast nichts Falsches gesagt.«
    Warum war Beltan dann aus dem Zimmer gestürmt? Doch Travis ließ die Angelegenheit ruhen und machte sich wieder ans Auspacken, während Melia und Falken weiter ihre Strategie vor dem Rat besprachen.
    Dann wurde es still in dem Gemach, und Travis sah sich um. Falken und Melia waren in den Nebenraum gegangen und hatten ihn allein zurückgelassen. Sein Blick wanderte zur Tür. Er wußte, daß es falsch war, aber niemand hatte es ihm verboten. Außerdem kam er sich eingesperrt vor. Er mußte sich bewegen und irgendwo hingehen. Egal wohin.
    Bevor sein gesunder Menschenverstand ihn wieder umstimmen konnte, öffnete er die Tür und trat hinaus in den Gang.

5
    Nur vom leisen Flüstern ihres violetten Gewandes begleitet schritt Grace durch den im Halbdunkel liegenden Korridor. Sie hatte den Großen Saal schon vor über einer Stunde verlassen, und sie war noch immer nicht in ihr Gemach zurückgekehrt.
    Nicht, daß sie sich verlaufen hätte. Sie hielt sich nun schon seit fast einem Monat auf Calavere auf, und mit der Zeit waren die unzähligen Gänge und Galerien des Schlosses ihr vertraut geworden. Es gab sicher noch viele Teile von Calavere, die sie noch zu entdecken hatte, und außerhalb des Bergfrieds war sie noch etwas unsicher, aber sie fand ihren Weg vom West- zum Ostflügel ohne Schwierigkeiten. Wenn sie die Augen schloß, konnte sie im Geiste den Korridoren und Abzweigungen genauso folgen wie den verzweigten Mustern von Nerven und Arterien des menschlichen Körpers.
    Wäre das Labyrinth des menschlichen Zusammenspiels doch nur so einfach zu beherrschen wie Korridore und Medizin. Aber sie

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