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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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mehrere Jahre jünger als er. Er hatte ein breites Gesicht, auch die Nase war breit, aber in seinen braunen Augen lag ein fröhliches Funkeln. Er trug eine Kutte von unauffälligem Grau, aber das Kleidungsstück konnte seine kurze, kräftige Gestalt nicht ganz verbergen. Travis erkannte ihn: Er war einer der beiden Runensprecher, die beim Rat der Könige die Rune des Beginns gesprochen hatten.
    »Es tut mir leid«, sagte Travis. »Ich wollte mir bloß die … ich meine, ich habe mich nur umgesehen.« Wie sollte er diesem Fremden erklären, was – selbst in diesem Augenblick – unter der Haut seiner rechten Handfläche juckte?
    Der Mann nickte bloß. Er schien weder mißtrauisch noch verärgert zu sein. »Es ist wunderschön, nicht wahr?« Er zeigte auf das Symbol auf der Tür. »Wißt Ihr, was das ist?«
    Travis schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Das ist eine Rune – die Rune aller Runen. Seht Ihr? Es sind drei Linien.« Er folgte ihrem Verlauf mit einem dicken Finger. »Eine für die Kunst des Runensprechens, und eine für die beiden Künste, die verlorengegangen sind.«
    Travis vergaß seine Zurückhaltung. Er betrachtete die Rune an der Tür mit neuer Bewunderung. »Die Kunst des Runenbindens und des Runenbrechens«, murmelte er.
    Der junge Mann legte den Kopf schief und warf Travis einen bohrenden Blick zu. »Nur wenige Leute kennen heutzutage diese Worte. Nur wenige interessieren sich noch für Runen.«
    »Warum nicht?« fragte Travis.
    Er zuckte nachdenklich mit den Schultern. »Im Zuge des Neuen geraten alte Dinge in Vergessenheit.«
    Travis wollte etwas erwidern, aber eine andere Stimme unterbrach ihn.
    »Hallo, Travis.«
    Der junge Mann drehte sich um, und Travis tat es ihm gleich. Er konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, warum er sich wie ein Kind fühlte, das bei etwas Verbotenem erwischt worden war, aber er tat es. Er ließ die Schultern hängen.
    »Hallo, Melia. Hallo, Falken.«
    Der junge Mann blickte Travis überrascht an, aber Travis sagte nichts. Der Barde kam näher, und die Lady schloß sich ihm an.
    »Ich bin überrascht, dich hier zu finden«, sagte Melia. Ihre Mundwinkel zuckten amüsiert. »Wolltest du nicht zählen, wie lange es dauert, von den Zinnen zu stürzen?«
    Travis stöhnte innerlich auf. »Wie habt ihr mich gefunden?«
    Falken grinste sein wölfisches Grinsen. »Nein, Travis, wir haben dich nicht gesucht. Das war wieder einmal die Dame Schicksal, die wie schon zuvor unsere Fäden miteinander verwob. Wir kamen in den Hof, um für Melia einen Ballen Stoff zu kaufen.«
    »Ein neues Kleid ist schon lange überfällig«, sagte die Lady.
    Überrock und Unterkleid waren wie immer ohne jeden Fleck oder Riß oder losen Faden, aber Travis sagte nichts.
    Falken nickte dem jungen Mann in der grauen Kutte zu. »Es ist schön, Euch wiederzusehen, Geselle Rin.«
    Der Mann verbeugte sich. »Das gleiche gilt für Euch, Meister Falken.«
    Travis versuchte, seinen offenstehenden Mund zuzubekommen. »Ihr kennt euch?«
    »Ich habe erst gestern noch mit Rin gesprochen«, sagte Falken. »Ich bat ihn, dich als Lehrling anzunehmen.«
    Rin lächelte Travis an. »Was für mich die Erklärung dieses Geheimnisses ist. Es kommt nicht jeden Tag vor, daß jemand vor unsere Turmtür tritt, der etwas über Runen weiß.«
    »Könnt Ihr ihn unterrichten, Rin?« fragte Melia.
    Das Gesicht des jungen Runensprechers wurde ernst. »Ich habe die Angelegenheit gestern mit Meister Jemis besprochen. Für gewöhnlich müssen Lehrlinge eine Eingabe bei Großmeister Oragien im Grauen Turm einreichen.«
    Melia wollte protestieren, aber Rin hielt eine Hand hoch und lachte.
    »Nein, ehrenwerte Lady, ich würde es nicht wagen, mich mit Euch zu streiten. Ich glaube, daß wir in diesem Fall eine Ausnahme machen können. Wir werden Travis als Lehrling aufnehmen. Allerdings wird er bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zum Grauen Turm reisen und sich selbst vorstellen müssen.«
    Melias Gesichtsausdruck wurde wieder friedlich. »Vielen Dank, Rin.«
    Er verbeugte sich wieder. »Und wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muß mich um meine eigenen Studien kümmern. Ich fürchte, noch bin ich kein Meister. Ich sehe Euch dann morgen bei Sonnenaufgang, Travis.«
    Rin öffnete die Tür des heruntergekommenen Turms und verschwand in seinem Inneren.
    »Nun«, sagte Melia zu Falken mit einem zufriedenen Blick. »Das wäre erledigt.«
    Travis runzelte die Stirn. »Moment mal. Habe ich hier nichts zu

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