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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Störung der Hypophyse ausgelösten Zwergenwuchs.
    Neben ihr holte jemand zischend Luft, und sie wandte den Kopf. Travis starrte den kleinen Mann erstaunt an.
    »Trifkin Moosbere!« flüsterte er.
    Noch während Travis sprach, wandte sich der kleine Mann in ihre Richtung und tippte sich an die befiederte Mütze – obwohl er viel zu weit weg war, um es gehört haben zu können.
    Bevor Grace sich weitere Gedanken machen konnte, verschwanden der kleine Mann und die Schauspieler in einem Durchgang und ließen die Empfangshalle kalt und leer zurück.

 26
    Dieses Mal traf sich der Kreis des Schwarzen Dolches bei Tageslicht.
    Sie kamen wieder in dem alten Wachturm zusammen. Es war später Nachmittag, aber der Morgennebel hatte sich nicht aufgelöst und hüllte die Welt draußen noch immer in seinen Mantel ein. Ein kleiner, nun erkalteter Kamin hatte die Wächter vergangener Zeiten mit Wärme versorgt, während sie von diesem Ort nach Feinden Ausschau hielten. Travis betrachtete die Feuerstelle und fragte sich, ob sie wohl über kurz oder lang wieder benutzt werden würde.
    Beltan traf als letzter ein.
    »Es tut mir leid, daß ich zu spät komme.« Der blonde Mann schloß die Tür, sein Kettenhemd klirrte.
    Durge musterte die Rüstung. »Warum seid Ihr voll gerüstet, Bruder Ritter?« Der Embarraner trug wie immer das rauchgraue Wams und die dazugehörige Hose.
    Travis betrachtete die beiden Männer. Jedesmal, wenn er sie sah, stach ihm die Unterschiedlichkeit der Ritter ins Auge, der eine dunkel und verdrießlich, der andere hell und jovial. Wie Tag und Nacht – nein, eher wie Eber und Löwe. Beide auf ihre Weise gefährlich. Er war froh, daß sie auf ihrer Seite standen.
    Falten gruben sich in Beltans hohe Stirn. »Ich fürchte, ich bin von meinem Onkel zwangsverpflichtet worden. Er hat mir die Sicherheit des Schlosses übertragen. Wir sollen die Rabenkultanhänger aufspüren und Calavere von ihnen säubern. Heute haben wir bereits ein paar gefunden.«
    Calavere von ihnen säubern. Travis konnte sich denken, was damit gemeint war. Er warf einen Blick auf Beltans Schwert und erschauderte. Der blonde Mann war immer so freundlich, aber Travis hatte die Narben des Ritters gesehen.
    Beltan seufzte. »Ich weiß, es muß getan werden, aber ich kann nicht behaupten, daß ich diese Aufgabe gern übernehme. Wir sollen nach Mördern Ausschau halten, aber bis jetzt waren alle Kultanhänger, die wir gefunden haben, einfache Leute – Arme, Kranke oder Verzweifelte. Sie begreifen nicht, was hinter dem Rabenkult steckt. Sie haben einfach keine Hoffnung mehr, und sie suchen nach etwas – egal was –, das ihnen welche bieten kann.«
    Travis hörte dem Ritter interessiert zu. Vielleicht hatte er seinen Freund falsch eingeschätzt.
    »Ihr hättet nein sagen können«, meinte Grace.
    Beltan schüttelte den Kopf. »Das hätte ich tun können, aber Falken und Melia haben mich ebenfalls darum gebeten, obwohl ich mir nicht sicher bin, aus welchem Grund.«
    Eigentlich wollte Travis die Worte nicht laut aussprechen, aber er tat es trotzdem. »Vielleicht, weil sie wissen, daß du diejenigen nicht bestrafen wirst, die sich nur der Hoffnung schuldig gemacht haben, Beltan.«
    Der große Ritter sah Travis überrascht an, dann nickte er. Er lächelte nicht, aber seine Miene hellte sich auf.
    Jetzt, wo alle fünf Gegenverschwörer hier versammelt waren, konnten sie mit der Arbeit beginnen. Aryn war in Begleitung von Lord Alerain noch einmal mit dem König zusammengetroffen. Nach der Besprechung am Morgen hatte Boreas einen Plan geschmiedet, dem zufolge die Könige und Königinnen am Abend die Gemächer wechseln sollten, und danach jeden Abend. Auf diese Weise konnte sich niemand – der Rabenkult eingeschlossen – sicher sein, in welchem Raum ein bestimmter Herrscher übernachtete.
    Alerain organisierte alles, und auf Boreas’ Bitte hin verschwieg der Seneschall jedem der anderen Herrscher den wahren Grund für diesen ständigen Umzug. Der König von Calavan hatte den Rat noch nicht über das Mordkomplott informiert. Er wartete darauf, daß der mutmaßliche Mörder ertappt wurde. Dann konnte er die Verschwörer dem Rat präsentieren und diesen Sieg hoffentlich dazu benutzen, das Abstimmungsergebnis des Rates zu ändern. Alerain hatte sich Gründe einfallen lassen, um jeden der Herrschenden zu überzeugen, daß er oder sie in einem neuen Gemach besser aufgehoben waren. Die Geschichten reichten von tropfenden Decken und bröckelnden Wänden

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