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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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innerhalb der Domäne. Es erzeugt in mir das Gefühl …« Er seufzte und drehte sich wieder zu Travis um. »Beltan ist ein gutherziger Mensch, der eher dem Lachen als dem Zorn zugetan ist. Darin unterscheidet er sich sehr von seinem Vater, dem alten König Beldreas. Und darum glaubt er, er sei nicht so stark, wie Beldreas es war.« Er schüttelte den Kopf. »Ihr müßt wissen, daß Beltan die Hand nach dem Thron hätte ausstrecken können. Viele der Barone hätten ihn unterstützt.«
    Travis dachte über das Gehörte nach. »Beltan ist stark.«
    Alerain nickte. »Ich weiß das, und König Boreas auch. Vielleicht könnt Ihr ja helfen, daß auch Beltan es glaubt. Ich habe es versucht, aber ich fürchte …«
    Er schaute wieder aus dem Fenster. Travis runzelte die Stirn. Der Seneschall des Königs schien anders als sonst zu sein, melancholischer. In diesem Augenblick erinnerte er ihn an seinen Freund Jack Graystone, ohne daß er den genauen Grund dafür hätte benennen können.
    Er trat einen Schritt auf den Seneschall zu. »Geht es Euch gut, Lord Alerain?«
    Ein Lächeln umspielte Alerains Lippen. Es sah bitter aus. »Ob es mir gutgeht? Ja, Meister Travis, mir geht es gut. Mir wird es immer gutgehen.« Er schaute wieder aus dem Fenster. »Mir kann nie wieder etwas Schlimmes zustoßen.«
    Travis biß sich auf die Lippe, unsicher, was er darauf erwidern sollte. Wovon sprach der Seneschall da?
    Alerain trat von dem Fenster zurück, straffte sich und bot wieder ein so entschlossenes Bild wie eh und je. »Ihr solltet besser gehen, Meister Travis. Ich nehme an, Lord Beltan erwartet Euch.«
    Travis verabschiedete sich, dann drehte er sich um und ging zu seinem Gemach. Und obwohl er die ganze nächste Stunde vor dem Feuer verbrachte, wollte es ihm aus einem unerfindlichen Grund nicht wärmer werden.

28
    Grace stand vor dem Fenster ihres Gemachs und sah auf den sich seinem Ende neigenden Tag hinaus. Sie drehte unablässig eine kleine Phiole in den Fingern herum. Die darin enthaltene grüne Lösung funkelte wie ein flüssiger Smaragd. Sie brauchte sie nicht kosten, um zu wissen, daß sie den Kräutertrank diesmal genau richtig hinbekommen hatte. Sie konnte es fühlen. Ein Schluck senkte Fieber. Drei verursachten Erbrechen und Halluzinationen.
    Du wirst gut darin, Grace. Viel zu gut …
    Später am Abend sollte sie sich mit Ivalaine treffen. Bis jetzt hatte sie sich im Verlauf ihrer Studien noch nicht dazu überwinden können, die Königin direkt nach dem Rat der Könige zu fragen. Bei der Intensität des Unterrichts war dazu keine Zeit gewesen – zumindest redete sie sich das ein. Aber der Rat würde am nächsten Tag zu einer erneuten Abstimmung zusammentreten, und Ivalaine hielt den Schlüssel. Ihre Entscheidung konnte das Ergebnis in jede Richtung ausfallen lassen. Grace mußte herausfinden, was sie wollte. Was die Hexen wollten …
    Ein hartes Klopfen ertönte an der Tür.
    Beinahe hätte sie die Phiole fallen lassen, dann riß sie sich zusammen und schob sie in den Beutel an ihrer Taille. Sie wandte sich der Tür zu.
    »Herein«, brachte sie hervor.
    Es war nicht Königin Ivalaine, wie sie befürchtet hatte, die mit kühler Wut in ihr Gemach stolzierte, da sie auf magische Weise von Graces Absicht erfahren hatte, sie zu befragen. Statt dessen kam eine junge Frau in dem aschfarbenen Kleid einer Dienstmagd mit zögernden Schritten näher, den Kopf tief gesenkt, das braune Haar verbarg das Gesicht.
    Grace erinnerte sich nicht daran, nach einer Dienerin geschickt zu haben. »Kann ich dir helfen?«
    »Aye, das hoffe ich, Mylady.«
    Die junge Frau hob den Kopf, und Grace erkannte sie. Es war Adira, die Magd, die sie vor Lord Olstins Zorn bewahrt hatte. Adira, aus deren Mund sie das erste Mal das Wort Hexe gehört hatte. An diesem Tag war sie stolz und mutig gewesen. Jetzt war ihr Gesicht schmutzig und tränenverschmiert. Graces Überraschung wich Empörung.
    »Adira, hat Lord Olstin …«
    Die Magd schüttelte den Kopf. »Nein, Mylady. Das ist es nicht.« Trotz ihrer Tränen verzogen sich die vollen Lippen zu einem Lächeln. »Ich glaube, Ihr habt Lord Olstin eine Lektion erteilt, die er so schnell nicht vergessen wird. Eine Frau muß sich niemals dem Willen eines Mannes unterwerfen. Das habt Ihr mir gezeigt, Mylady.«
    Grace legte eine Hand an den Ausschnitt ihres Gewandes. Konnte sie tatsächlich im Leben eines anderen Menschen einen solchen Unterschied bewirkt haben – nicht mit dem Skalpell, sondern mit bloßen

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