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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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nicht entdeckt werden wollte – nicht hier, nicht jetzt, und vor allem nicht von diesen Männern.
    Die Schatten zögerten – hatten sie ihn gesehen? Dann gingen sie weiter, und der Regen verschluckte sein Aufatmen. Nach kurzer Zeit hörte er wieder das leise Schaben. Es schien dunkler zu werden; das Licht versickerte. Irgendwie bereitete ihm das Unbehagen, aber er war sich nicht sicher, wieso. Die Toten brauchten doch gar kein Licht.
    Bei Durnachs Hammer, du bist nicht tot, Travis. Und jetzt verschwinde aus diesem Loch!
    Diesmal war es nicht die krächzende Stimme des Predigers, die in seinem Kopf sprach. Diese Stimme war wütend und vertraut. Travis antwortete mit einem leisen Gedanken.
    Jack?
    Aber die Stimme war bereits verhallt. Trotzdem bestand die Möglichkeit, daß sie vielleicht ja recht hatte. Seine Beine schmerzten von der Hockstellung, und seine Zähne klapperten so sehr, daß es schwierig war, die dabei entstehenden Geräusche zu dämpfen. Wenn das der Tod war, dann hatte er erstaunliche Ähnlichkeit damit, unbekleidet in einem kalten, nassen Loch im Boden zu sitzen.
    Aber wenn er nicht tot war, was sollte er dann tun? Das Denken fiel so schwer. Was er auch tat, er hatte das Gefühl, daß das hier kein guter Aufenthaltsort war. Die beiden Stimmen kamen ihm nicht besonders freundlich vor. Er mußte hier weg und einen etwas wärmeren und trockeneren Ort finden, an dem er sich konzentrieren konnte.
    Er richtete sich in dem Grab auf und verzog das Gesicht, als er die steifen Beine streckte. Das Loch war nicht tief, und sein Kopf erreichte den Rand, bevor er sich gerade hingestellt hatte. Er legte den Kopf schief und lauschte, aber es gab keine Unterbrechung in dem Regen oder den rhythmischen Lauten der Schaufeln. Travis hob das Kleiderbündel auf, plazierte es außerhalb des Lochs und ergriff den Rand, um sich hochzuziehen.
    Mit Regen getränkte Erde verflüssigte sich unter seinen Händen. Sein Halt schmolz dahin. Er rutschte zurück in das Grab und landete mit einem Aufstöhnen. Die Schaufeln verharrten.
    »Da! Hast du das gehört, Kadeck?«
    Ein Zögern, dann: »Aye, das habe ich.«
    »Siehst du, ich habe es dir ja gesagt.«
    »Pst! Sei still, Dummkopf.«
    Panik schoß in Travis hoch. Er stand wieder auf, drehte den Kopf und sah durch den grauen Regenschleier ein blutrotes Licht aufblitzen. Er griff erneut nach dem Grabrand. Dicke Schlammbrocken lösten sich und regneten auf ihn herab. Aber er blieb von der Furcht getrieben in Bewegung, nahm Hände und Füße, kletterte und grub sich einen Weg aus dem Grab frei.
    Mit einem letzten Ruck rollte er über den Rand und fiel vornüber auf den regengetränkten Boden. Dabei hätte er beinahe die Münze verschluckt, und er biß die Zähne zusammen, um das zu verhindern, dann kam er stolpernd auf die Beine und schnappte sich dabei das Kleiderbündel.
    Eine glühende Klinge zerschnitt den schiefergrauen Himmel, Licht brach sich seine Bahn. In diesem losgelösten Augenblick bot sich Travis ein seltsamer Anblick. Grabsteine standen in allen möglichen Winkeln da und warfen verrückte Schatten, vom Wind zerfurchte Statuen blickten mit dunklen, moosgefüllten Augen von ihren Sockeln herunter. Keine zehn Schritte weit entfernt beugten sich zwei Männer über ein Grab. Der eine – er war ziemlich dürr, hatte eine Hakennase und ein fliehendes Kinn – hielt eine Schaufel. Der andere – er war klein, stämmig und hatte ein Schweinsgesicht – war gerade im Begriff, mit einem muskulösen Arm nach einer Spitzhacke zu greifen. Das Grab zwischen ihnen war rücksichtslos aufgerissen worden. Eine stark verweste Leiche ragte aus ihm heraus; ihr lippenloser Mund klaffte auf, als wäre sie durstig und wollte den Regen auffangen, während ihre verschrumpelten Arme weit ausgestreckt waren, als könnte sie es kaum erwarten, sich zu befreien. Das Licht des Blitzes funkelte auf goldenen Armbändern, juwelenbesetzten Ringen und Perlenketten.
    Das Zwielicht hüllte das Bild erneut in sein Dunkel. Die Grabräuber verschwanden aus der Sicht.
    »Da! Ich habe dir doch gesagt, daß ich etwas gesehen habe.«
    »Beug mich vornüber, damit es mir Sulath von hinten besorgen kann.«
    Die Stimmen flüsterten heiser, aber durch einen Trick der feuchten Luft konnte Travis jedes Wort verstehen. Oder war dafür etwas anderes verantwortlich – war es ein anderer Trick, der damit zu tun hatte, daß man die Sprache verstand? Wenn er sich doch bloß hätte erinnern können.
    »Wir müssen hier

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