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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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verschwinden. Er ist einer der Finsteren, der aus dem Grab zurückkommt, um uns zu töten!«
    »Du dämlicher, hirnloser Schwachkopf! Das ist doch bloß Schlamm, Darl. Er ist ein Mann, und er hat gesehen, was wir hier tun, und wenn er es dem Grafen erzählt, sind wir diejenigen, die man verbrennt. Und ich sage dir, wir kommen danach nicht wieder.«
    Regen spritzte in Travis’ Augen; es war unmöglich, etwas Genaueres zu sehen. Er stolperte zurück, rutschte auf einem Stein aus, gewann das Gleichgewicht zurück und schaute auf. Da war wieder das rote Aufblitzen. Es tanzte jetzt und kam näher. Dann begriff er. Es handelte sich um eine Laterne.
    »He, du da!«
    Diesmal war es ein Ruf, der gehört werden sollte.
    »He, komm heraus, Freund! In solch einer Nacht sollte man sich nicht an einem Ort wie diesem hier aufhalten. Wir machen ein Feuer. Warum kommst du nicht zu uns und wärmst dich auf?«
    Die Stimme war fröhlich. Beinahe hätte er sie für bare Münze genommen. Dann sah er das gerundete Eisen, das im Licht der Laterne blutrot aufblitzte.
    »Keine Angst, Freund! Ich sage dir was – wenn du jetzt rauskommst, teilen wir unsere Beute mit dir. Die alte Gräfin hier braucht ihre Juwelen doch nicht mehr. Und sie hat mehr als genug davon, um uns alle zu reichen Männern zu machen. Komm her, und wir geben dir mehr Gold, als du dir jemals hättest träumen lassen.«
    Und dazu gibt es einen Schlag mit der Spitzhacke in den Hinterkopf, vollendete Travis den Satz. Wenn er noch nicht tot war, würde das bestimmt dafür sorgen. Er wich einen weiteren Schritt zurück.
    Wieder ertönte Geflüster, und doch war es fast so laut und klar wie die Rufe. »Laß uns hier einfach verschwinden, Kadeck. Mir gefällt dieser Ort nicht.«
    »Halt’s Maul, du Wurm. Und jetzt folge mir. Und wenn du ihn siehst, verpaß ihm einen Schlag mit der Schaufel auf den Kopf.«
    Das rote Auge der Laterne kam näher. Dann verschwand es plötzlich. Travis drehte sich um und lief los. Ein Blitz zuckte über den Himmel, und einen Herzschlag lang ließ das Licht jede Bewegung erstarren.
    »Da ist er!«
    »Schnapp ihn dir!«
    Dunkelheit hüllte Travis ein. Er raste weiter, die nackten Füße rutschten auf dem nassen Gras aus. Dann stieß er gegen die scharfe Kante eines Grabsteins, und Schmerz durchzuckte ihn. Er stöhnte dumpf auf, geriet ins Stolpern, hätte beinahe das Bündel fallen lassen, drückte es enger an die Brust und lief weiter.
    »Ich habe ihn gehört. Da lang!«
    Der Ruf ertönte aus unmittelbarer, schrecklicher Nähe, aber er wagte nicht, sich umzudrehen. Regen trommelte auf seine nackte Haut, sein Atem kam stoßweise. Nur noch eine kurze Weile, und er würde stürzen und nicht wieder auf die Beine kommen. Nur noch eine kurze Weile, bis scharfes Eisen seinen Schädel zerschmettern würde.
    Jack, du hattest unrecht. Ich bin tot.
    Ein weiterer Lichtblitz erhellte die Nacht. Vor Travis klaffte eine schwarze Grube auf: ein offenes Grab, das auf seinen neuen Bewohner wartete. Zum Ausweichen blieb keine Zeit. Travis schrie auf und warf seinen Körper vorwärts. Der Boden öffnete sich unter ihm …
     … dann traf er auf der anderen Seite auf, landete auf dem Bauch, rutschte durch den Schlamm und wurde von einem umgestürzten Marmorblock aufgehalten. Er schaute auf, als der Himmel in Scherben aus silbernem Feuer zersplitterte, und sah die Verfolger herankommen, deren mörderische Absichten ihnen in die Gesichter geschrieben standen. Sie sahen die offene Grube zu spät. Sie rissen die Arme hoch, aber ihre Stiefel fanden in dem Schlamm keinen Halt. Wie ein Mann stürzten die Grabräuber über den Rand und in das Grab. Aus Flüchen wurden schmerzerfüllte Aufschreie.
    Travis wartete nicht darauf, daß sie wieder herauskletterten. Er zog sich an dem seltsam geformten Stein hoch, gegen den er geprallt war, und erst da erkannte er, was es war: eine umgestürzte Statue, die in zwei Hälften zerbrochen war und deren graues Antlitz von den Elementen und den wütenden Schlägen von Vandalen beschädigt war.
    Travis schaute auf den Steinmann in dem langen Gewand herunter, starrte in Augenhöhlen, die trotz ihrer Zerstörung irgendwie friedlich blickten. Dann wandte er sich ab, stolperte an der Statue vorbei und floh vom Friedhof.

37
    Scharfe Steine schnitten in Travis’ nackte Fußsohlen, Nesseln bissen in seine Schienbeine. Die Dunkelheit war undurchdringlich – von den unregelmäßigen Augenblicken greller Helligkeit abgesehen, wenn ein Blitz vom

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