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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Ordnung?«
    Er schaute auf. »Mylady!«
    »Es tut mir leid. Ich hätte anklopfen sollen. Aber ich hörte etwas zerbrechen, und …«
    Er legte den Handfeger zur Seite und stand auf. »Ihr müßt Euch doch nicht bei mir entschuldigen, Mylady.«
    Grace wußte nicht, was sie getan hatte, um ein solches Entgegenkommen zu verdienen, trotzdem war sie dankbar dafür. Als sich der Rauch klärte, sah sie, daß Durges Gesicht abgehärmt war; die Linien um seinen Mund waren nicht länger nur eingegraben, sondern tief eingemeißelt. Die Wunde auf seiner Stirn, die er von dem Bären erhalten hatte, war dick verkrustet. Sie trat einen Schritt weiter in den Raum hinein.
    »Durge, stimmt was nicht?«
    »Ja, Mylady. Ich meine, nein.« Er deutete auf seine Arbeitsplatte. Dort drängten sich Schmelztiegel und Phiolen. »Ich fürchte, ich habe den Prozeß, den ich anstrebte, noch immer nicht gemeistert, das ist alles.«
    Er begab sich zu der zweckentfremdeten Kommode und strich mit der Hand über ein vergilbtes Blatt Pergament. Grace trat an ihn heran und blickte über die gekrümmte Schulter des Ritters auf das Manuskript. Trotz der Magie der halben Münze ergaben die verblichenen Diagramme und Notizen nur wenig Sinn, allerdings konnte sie in der Mitte die Zeichnung eines Mannes und einer Frau entdecken.
    Nein, Grace, sieh genauer hin. Sie tragen Kronen.
    Also kein Mann und eine Frau, sondern ein König und eine Königin. Von den Kronen abgesehen waren die Figuren nackt. Sie hielten einander bei den Händen und standen in einem Oval, während rings um sie herum Flammen in die Höhe stiegen. Überall um sie herum gab es Symbole, kleinere Zeichnungen und winzige, mit zitteriger Hand geschriebene Texte. Grace begriff nicht, was das alles sollte, obwohl die Flammen sie an ihre Träume erinnerten.
    »Was soll das bedeuten?«
    »Es ist das Große Werk, Mylady.« Durge zeigte auf die beiden Figuren. »Seht Ihr? Das, was männlich und entzündlich ist, kommt mit dem zusammen, was weiblich und flüssig ist. Durch das Feuer werden sie miteinander vermählt, und ihr Kind ist formgegebene Perfektion.«
    Grace betrachtete den Ring, der zwischen den beiden Figuren aufgemalt war. Dann begriff sie. »Es ist Gold. Ihr wollt Gold machen, nicht wahr?«
    Durge schüttelte den Kopf. »Nein, Mylady. Ich muß noch viele Schritte meistern, bevor ich mich an das Große Werk selbst wagen kann. Im Augenblick versuche ich bloß, Schwefel zu weißsieden, einer der grundlegenden Schritte auf dem Pfad.«
    »Schwefel weißsieden?«
    »Ja, Mylady. Seht Ihr, wie er seine Existenz beginnt?« Er hielt einen unregelmäßigen, gelblichen Klumpen in die Höhe. »Aber wenn man ihn auf die richtige Weise erhitzt, wird er so.« Er ergriff einen Glasbehälter, der mit einem schimmernden weißen Pulver gefüllt war. »Durch das Feuer manifestieren sich die geheimen Eigenschaften des Schwefels.«
    Aus irgendeinem Grund fand Grace die Worte des Ritters beunruhigend. Sie zeigte auf den Behälter. »Habt Ihr das gemacht?«
    Der Ritter schwenkte ihn hin und her, dann stellte er ihn ab. »Nein. Beim ersten Erhitzen wird der Schwefel schwarz, so wie es sein sollte, aber anscheinend schaffe ich es nicht, ihn danach weiß zu bekommen.« Er seufzte. »Ich fürchte, ich wende die Hitze nicht gleichmäßig genug an. Ich werde es erneut versuchen müssen, obwohl ich vermutlich erneut scheitern werde.«
    Der Ritter griff nach einem Schmelztiegel, bekam ihn nicht richtig zu fassen und ließ ihn auf die Arbeitsplatte fallen. Er wollte erneut danach greifen, dann taumelte er und lehnte sich mit gesenktem Kopf gegen die Kommode.
    Grace erkannte die Symptome von Schlafentzug. Wie lange hatte er ohne Pause an seinen Experimenten gearbeitet? Einen Tag? Zwei? Sie berührte seine Schulter. »Durge, Ihr solltet etwas schlafen. Ihr könnt morgen daran weiterarbeiten.«
    Er sah nicht auf. »Morgen. Ja, ich schätze, es wird für mich ein Morgen geben.«
    Sie zog die Hand zurück. »Wovon sprecht Ihr?«
    Sein Tonfall war leise, sanft, und kündete von tiefer Erschöpfung. »Mylady, ich bin alt. Dieses Jahr habe ich meinen fünfundvierzigsten Winter hinter mir. Es hätte mich … Ich hätte es sein müssen.«
    Grace konnte ihn bloß anstarren, unfähig, das Wort auszusprechen, das ihr durch den Kopf ging. Was?
    Er sah sie mit tiefem Ernst an. »Sir Garfethel war klug und jung, Mylady. Er hatte noch so viel von seinem Leben vor sich.«
    Grace hatte viele Jahre lang die Befürchtung gehabt, ihr Herz

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