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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Travis im Schwierigkeiten sein sollte, könntest du ihn doch nicht erreichen.
    Logik dämpfte ihre Furcht. Travis befand sich auf der Erde. Natürlich gab es da viele Gefahren – betrunkene Autofahrer, abstürzende Flugzeuge, schnell mutierende Dschungelviren ohne Aussicht auf Heilmittel –, aber zumindest waren sie ihr nicht fremd. Und vielleicht war es gut, daß Travis eine Welt weit fort war. Denn wenn er sich wieder auf Eldh befände, würde er sich vermutlich einer ganz anderen Art von Gefahr gegenübersehen.
    Sie war sich immer noch nicht sicher. Es war natürlich einfach unmöglich gewesen, sowohl von Ivalaine als auch von Tressa definitive Antworten zu erhalten, solange sie noch da gewesen waren, und Lirith hatte sich schlichtweg geweigert, seit ihrer Ankunft das Thema zu diskutieren. Aber es waren alle Beweise da. Tressa war schockiert und fasziniert gewesen, als er die mit dem Ratstisch verbundene Rune des Friedens gebrochen hatte. Runenbrecher, hatte sie geflüstert. Und Kyrene hatte sich, nachdem sie Ivalaines Gunst verloren und sich da schon auf ihrem Abstieg in den Wahnsinn befunden hatte, ihm genähert. Offensichtlich war sie fest davon überzeugt gewesen, daß sie die Gunst der Hexen wieder erringen würde, wenn sie ihn mit einem Bann belegte. Aber warum waren die Hexen an Travis Wilder interessiert?
    Grace wußte es nicht, aber obwohl Ivalaine immer ein Rätsel gewesen war, hatte sie an dem Tag, an dem sie sich nach Graces Beziehung zu Travis erkundigte, einen Hinweis gegeben.
    Warum wollt Ihr das wissen, Euer Majestät? hatte Grace gewagt zu fragen. Glaubt Ihr, er könnte der Runenbrecher sein?
    Die Königin hatte die eisblauen Augen zu Schlitzen zusammengezogen. Wo habt Ihr dieses Wort gehört, Schwester?
    Tressa hat es bei der Ratssitzung gesagt.
    Nach langem Schweigen hatte Ivalaine gesprochen.
    Der, den man Runenbrecher nennt, verkörpert das Böse, Schwester. Und wie alles Böse kann er viele Masken tragen, manche davon häßlich, andere wiederum schön. Aber wenn wir Glück haben, wird das Böse, das er bringt, nicht wie vorhergesagt eintreffen. Mehr braucht Ihr nicht zu wissen.
    Es war nicht viel gewesen, aber es hatte gereicht, um Graces Verdacht zu bestätigen. Wer auch immer dieser Runenbrecher war, er bereitete den Hexen große Sorgen, und darum interessierten sie sich für alle, die die Macht hatten, Runen zu brechen. Und diese Liste bestand Falkens Aussage zufolge aus einem einzigen Namen: Travis Wilder.
    Aber Travis war kaum das personifizierte Böse. Was auch immer die Königin über Masken gesagt hatte, Travis hatte bei der Wintersonnenwende diese Welt gerettet und ihr nicht geschadet.
    Grace stützte sich auf dem Tisch auf, stand auf und drehte sich um, um sich einen Becher Wein einzugießen. Vielleicht würde er sie soweit beruhigen, daß sie wieder einschlafen konnte.
    Selbstmedikation, was, Frau Doktor?
    Sie ignorierte den Gedanken, goß etwas Wein in einen Pokal, zögerte und füllte das Gefäß dann bis zum Rand. Was die Hexen auch vorhaben mochten, Travis befand sich weit außerhalb ihrer Reichweite. Sie hob den Pokal.
    Und verharrte, als er sich keinen Zentimeter mehr von ihren Lippen befand. Draußen vor dem Fenster, direkt unterhalb der schlanken Sichel des abnehmenden, fast schon erreichten Neumondes, leuchtete der rote Stern. Er starrte wie ein rotes Auge aus der Nacht zurück. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, einen Blick auf Travis zu werfen – nur eine Sekunde lang, nur um sich zu vergewissern, daß er nicht in Gefahr schwebte.
    Aber es gab eine Möglichkeit, und sie wußte es.
    Sei keine Närrin, Grace. Als du es das letzte Mal versucht hast, hättest du dich beinahe zu einer sabbernden Idiotin gemacht. Und diesmal ist Ivalaine nicht da, um dumme Anfängerhexen, die sich in Schwierigkeiten bringen, zu retten.
    Sie hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende geführt, als sie auch schon den Pokal abstellte, zum Kamin ging und einen Gegenstand aus dem Lederbeutel nahm, den sie jede Nacht dort ablegte.
    Sie glitzerte im Kerzenlicht auf ihrer Handfläche – die Hälfte der Silbermünze, die Bruder Cy ihr auf der Erde gegeben hatte. Wo auch immer Travis sich aufhielt, er besaß die andere Hälfte.
    Sie kehrte zu dem Stuhl zurück. Schon einmal hatte sie die Gabe zum Ausspähen benutzt; damals war es nicht um ein lebendiges Wesen gegangen, sondern um einen Gegenstand. Es war ein Dolch gewesen, und der Zauber hatte sie zu dem Steinkreis südlich des Schlosses

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