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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Gedanke bestand darin, nach dem dünnen Faden zu greifen. Dann verschmolz Travis Schrei mit der Stimme des Feuers, und alles wurde rot.

28
    Pochender Lärm weckte sie auf. Zuerst hielt Grace es für das Schlagen ihres Herzens, da es durch ihren ganzen Körper zu vibrieren schien. Dann ertönte der Laut erneut, begleitet von einer gedämpften Stimme.
    »Lady Grace! Seid Ihr da?«
    Langsam öffnete sie die Augen. Blutrotes Licht flutete in ihr Gehirn. War das das Feuer? Nein. Sie blinzelte und erkannte, daß keine Flammen durch das Fenster strömten, sondern das Licht des neuen Tages. Es war Morgen, und sie war noch immer unter den Lebenden.
    »Mylady, öffnet die Tür!«
    Sie hob den Kopf, und der plötzliche Schmerz, der ihre steifen Muskeln durchzuckte, ließ sie aufkeuchen. Was war nur geschehen? Es fühlte sich an, als wäre ihr Verstand zu Asche verbrannt, aber sie zwang sich dazu, sich an alles zu erinnern: der Turm aus grauem Stein, Travis, die Flammen. Eine neue Art Schmerz erfüllte sie. Das war kein Traum gewesen. Sie konnte in ihrer rechten Hand das heiße Metall der halben Münze fühlen.
    Das Pochen an der Tür verstummte, und sie glaubte kaum verständliche Worte durch das Holz hören zu gönnen: Ich werde sie aufbrechen. Grace stand mit vorsichtigen Bewegungen von dem Stuhl auf. Sie schlurfte zur Tür des Gemachs, schob die Eisenstange beiseite und öffnete sie.
    Eine starke embarranische Schulter raste ihr entgegen. Sie hätte sie mitten ins Gesicht getroffen und ihre Nase blutig geschlagen, wäre es Durge nicht gelungen im letzten Augenblick stehenzubleiben. Lirith stand mit verblüffter Miene genau hinter ihm. Grace schätzte, sie sah wie ausgespuckt aus.
    Durge faßte sich schnell wieder, aber seine sorgenvolle Miene blieb. »Mylady, was ist geschehen?«
    Sie wollte antworten, aber ihre Kehle war wie verdorrt.
    Lirith rauschte an Durge vorbei; aus ihrem gelassenen Gesicht war jede Überraschung verschwunden. »Könnt Ihr nicht das Offensichtliche sehen, Herr Ritter? Sie braucht natürlich etwas zu trinken.«
    Die Hexe legte Grace eine dunkle Hand auf den Arm und führte sie zum Stuhl zurück. Scheinbar verärgert füllte sie mit der auf der Anrichte stehenden Karaffe einen Pokal und reichte ihn ihr. Grace nahm ihn mit zitternder Hand entgegen. Wein – nicht mehr nur ein Getränk, das man beim Essen zu sich nimmt.
    Sie trank einen kleinen Schluck. Der Wein brannte in ihrem Hals, aber sie stürzte den Rest herunter und gab Durge den Pokal. Ihr Zittern ließ etwas nach. Jetzt betrachteten der Ritter und die Hexe sie neugierig.
    »Es ist Travis Wilder«, sagte sie, bevor einer von ihnen das Wort ergreifen konnte. »Er ist auf Eldh. Und er ist in Gefahr.«
    Sie wollte ihnen alles erzählen, aber bevor sie mehr sagen konnte, zog Lirith an ihrer Unterwäsche und warf Durge einen vielsagenden Blick zu. Der unerschütterliche Ritter errötete doch tatsächlich und drehte sich um, während Lirith Graces Gewand von einem Stuhl nahm und ihr beim Anziehen half.
    Wie immer waren Liriths Instinkte völlig richtig gewesen; während des Anziehens gelang es Grace, sich wieder zu fassen. Als sie wieder auf dem Stuhl saß, diesmal mit einem Becher dampfenden Maddok in der Hand, den eine Dienerin gebracht hatte, war sie in der Lage, mit ruhigen, präzisen Worten zu sprechen. Nicht, daß sie keine Dringlichkeit verspürt hätte; das Gegenteil traf zu. Aber wenn sie recht hatte, blieb noch Zeit, um Travis zu retten.
    Als sie zum Ende gekommen war, schauten Durge und Lirith sie an – der eine erstaunt, die andere interessiert.
    Lirith verschränkte die schlanken Arme vor dem Oberteil ihres rostfarbenen Gewandes. »Was Ihr da getan habt, war sehr dumm, Schwester. Und es war verboten. Sollte es Ivalaine jemals entdecken, würde sie Euch vielleicht aus der Gemeinschaft der Hexen verstoßen. Und das mit gutem Grund. Euer Tun hat Euch selbst in Gefahr gebracht, aber hätten ich oder Aryn den Versuch unternommen, Euch zurückzuholen, hätte es auch uns mitreißen können.«
    Diese Rüge ließ Grace sich auf die Unterlippe beißen, trotzdem ließ ihr Entsetzen etwas nach. Sollte es Ivalaine jemals entdecken … Grace hatte das Gefühl, daß Lirith ihre Worte mit Bedacht gewählt hatte. Die Hexe hatte nicht vor, Ivalaine zu erzählen, was geschehen war.
    Grace hielt den Becher fester. »Ja, Lirith«, sagte sie, und es fiel ihr nicht schwer, einen reuigen Tonfall zu benutzen.
    Durge strich sich über den Sichelbart. »Seid

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