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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Ihr sicher, was den Mond betrifft, Mylady? Er war voll in Eurer … Vision?«
    »Ja. Ich habe es genau gesehen. Es war wie damals beim Steinkreis. Was ich sah, ist noch nicht geschehen.«
    »Aber wird es das auch?«
    Durge und Grace wandten sich Lirith zu.
    Die Hexe schritt auf und ab, das Kinn auf die Hand gestützt. »Es ist nicht so ungewöhnlich, einen Gegenstand als Fokus für Visionen zu nehmen. Mehrere Schwestern verfügen über diese Macht. Allerdings sehen sie für gewöhnlich nur Fragmente, und die betreffen Dinge der Vergangenheit. Ich habe von solchen Visionen gehört, wie Grace sie beschreibt – Visionen, die das erhellen, was geschehen wird, statt Schatten auf das zu werfen, was war. Aber diese Macht ist selten.« Sie warf Grace einen Blick zu. »Sehr selten.«
    Durge trat von einem Fuß auf den anderen, und Grace umklammerte die Armlehnen des Stuhls.
    »Aber wird es geschehen, Lirith?« fragte sie. »Das muß ich wissen. Kann das, was ich gesehen habe, aufgehalten werden?«
    »Sollte man es denn aufhalten?«
    Die Worte waren wie ein Schlag. Grace blieb der Mund offen stehen.
    Lirith breitete die Hände aus. »Er kann Runen brechen, Schwester. Was, wenn er der Eine ist?«
    Der Eine was? wollte Grace fragen. Aber sie kannte die Antwort bereits. Der Runenbrecher. Derjenige, den die Hexen noch mehr fürchteten als die Krieger des Vathris-Kultes.
    »Der Turm, den Ihr gesehen habt, kann nur der Graue Turm der Runensprecher sein«, sagte Lirith. »Und warum sollten die Grauen einen der Ihren zum Tode verurteilen, wenn sie nicht wüßten, daß er eine Gefahr darstellt?«
    Grace schüttelte den Kopf. »Er ist mein Freund, Lirith. Und er hat jeden Bewohner Falengarths vor dem Fahlen König gerettet. Beantwortet Ihr nun meine Frage oder nicht?«
    »Also gut, Schwester. Aber die Wahrheit ist, daß ich die Antwort nicht kenne. Vielleicht könnte Ivalaine die Frage beantworten. Doch ich habe den Eindruck, daß, wenn Ihr es so gesehen habt, es dann auch so kommen wird. Warum hätte es Euch ansonsten enthüllt werden sollen?«
    Nein. Grace würde diese Antwort nicht akzeptieren. Wenn es noch nicht geschehen war, bestand immer noch die Chance, es zu verhindern. Wie oft war jemand für tot erklärt worden, nur um auf ihrem Tisch in der Notaufnahme wieder ins Leben zurückgeholt zu werden?
    Sie schloß die Augen und dachte nach. Im Gegensatz zum Satelliten der Erde benötigte der Mond dieser Welt genau einen Monat, um zuzunehmen, abzunehmen und wieder zuzunehmen. Heute war der Mond noch einen Tag vom Neumond entfernt. Dann fünfzehn weitere Tage, bis er wieder voll war. Das gab ihr gerade vierzehn Tage Zeit. Sie zählte in Gedanken nach. Die Reise nach Ar-Tolor dauerte eine Woche. Und wie weit war es von dort zum Grauen Turm der Runensprecher? Sie versuchte sich an die Karte zu erinnern. Vier Tage? Fünf?
    Grace öffnete die Augen. Durge sah sie an, und zwar auf eine seltsame Weise. Wie immer ernst, aber auch erpicht. »Was denkt Ihr, Mylady?«
    Natürlich. Er war Ritter und ein Mann der Tat. Wie lange war er hier im Schloß geblieben, hatte sich um ihre kleinen Bedürfnisse gekümmert, sie auf ihren kleinen Ausritten begleitet? Wie lange würden ihn solche Kleinigkeiten ausfüllen?
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Noch nicht.«
    Aber sie hatte eine Idee, und sie wurde mit jedem verstreichenden Augenblick klarer.
    »Ich fürchte, wir haben bei all dem den König ganz vergessen«, sagte Lirith.
    »Was ist mit dem König?«
    »Er ist der Grund, warum wir in Euer Gemach kamen, Mylady«, sagte Durge. »Boreas hat mich gebeten, Euch zu holen.«
    Grace stand auf und strich das Gewand glatt. »Nun, dann sollte ich wohl besser gehen.«
    »Fühlt Ihr Euch denn wohl genug, Schwester?« fragte Lirith besorgt.
    Grace schenkte ihr ein angespanntes Lächeln. Ein Treffen mit Boreas war wirklich das letzte, was sie jetzt brauchte. Aber sie mußte dem König etwas sagen, und es war besser, es hinter sich zu bringen.
    »Es wird schon gehen«, log sie.
    Zehn Minuten später betrat sie das Schlafgemach des Königs. Es mußte wirklich dringend sein, wenn er sie hierher bestellt hatte. Sie erwartete, für ihre Säumigkeit getadelt zu werden, aber Boreas grunzte nur und bedeutete ihr mit einer Geste, Platz zu nehmen.
    Er saß am Tisch und brütete stirnrunzelnd über einem Blatt Pergament. Sein schwarzes Haar war vom Schlaf zerzaust, und er trug nur engsitzende Kniebundhosen und ein locker fallendes weißes Hemd, das vorn offenstand

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