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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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und ein Dreieck behaarte Brust entblößte. Er sah genau nach dem aus, was er war: ein barfüßiger Krieger, der sich gerade aus dem Bett gequält hatte.
    Der König griff nach einer Schreibfeder, tauchte die Spitze in ein Tintenfäßchen und kritzelte etwas auf das Pergament. Er betrachtete sein Werk, dann legte er die Feder nieder und sah zu Grace hoch.
    »Und, was ist, Mylady?«
    Grace versuchte nicht, ihre Verblüffung zu verbergen. »Ihr habt nach mir geschickt, Euer Majestät.«
    Er schnippte mit den Fingern. »Stimmt.« Seine blauen Augen funkelten. »Was hat Euch so lange aufgehalten?«
    Grace stöhnte. Sie hätte aufgeben sollen, solange sie noch einen Vorsprung gehabt hatte. Ihre einzige Chance bestand darin, das Thema zu wechseln.
    »Was ist das, Euer Majestät?« Sie deutete auf das Pergament auf dem Tisch.
    »Das«, sagte er, faltete das Blatt und versiegelte es mit einem Tropfen Siegelwachs, »ist eine Bestätigungsurkunde.«
    »Eine Bestätigungsurkunde?«
    »Sagte ich das nicht gerade?«
    Grace holte tief Luft. Es würde eine jener Unterhaltungen werden. Sie versuchte es erneut und wählte ihre Worte wie chirurgische Instrumente.
    »Und was bestätigt die Urkunde, Euer Majestät?«
    »Natürlich meine neue Gesandte in Perridon.«
    »Gesandte?« Grace biß sich auf die Zunge, aber es war zu spät, das Wort zu unterdrücken.
    Boreas schaute sie finster an. »Mylady, Ihr werdet schrecklich in Perridon versagen, wenn Ihr nur das Offensichtliche darlegt. Sämtliche auf Schloß Spardis gesprochenen Worte sind mit Halbwahrheiten vermengte Launen, die in ein Gespinst subtiler Irreführung eingehüllt sind. Und das nur, wenn Ihr mit einem Diener über Eure Frühstückswünsche sprecht. Langsam bekomme ich Bedenken, ob es richtig ist, Euch zu schicken.«
    Grace umkrallte die Armlehnen. »Mich schicken? Wohin?«
    Boreas verschränkte die Arme. Sie ließ sich auf ihren Sitz zurückfallen.
    »Nach Perridon?« fragte sie in kläglichem Tonfall.
    »Wie seid Ihr nur darauf gekommen, Mylady?«
    Plötzlich war die Luft zu dick zum Atmen. Er wollte, daß sie in einer fremden Nation die Gesandte Calavans war? Sie brachte es kaum fertig, eine Dienerin um eine zweite Tasse Maddok zu bitten, geschweige denn Forderungen zu stellen und Verträge auszuhandeln. »Aber …«
    »Aber warum Ihr?« Boreas erhob sich und ging zum Fenster. »Weil Ihr die beste Spionin seid, die ich habe.«
    Als er das sagte, entschlüpfte ihm ein Seufzer, und etwas von dem Entsetzen, das sie verspürte, wich Verstimmung. Eine so schlechte Spionin war sie nun auch wieder nicht. Schließlich hatte sie geholfen, das Mordkomplott des Rabenkultes zu entlarven, der beim Rat der Könige einen der Herrscher hatte töten wollen.
    »Und wen soll ich ausspionieren, Euer Majestät?«
    »Alle. Ich möchte, daß Ihr mit jeder Person sprecht, die Pläne schmiedet, den Thron von Perridon an sich zu reißen – was in Spardis eine Liste sein dürfte, die aller Wahrscheinlichkeit die Köchin und den Stalljungen mit einschließt. Ich brauche Euch, um herauszufinden, wer der Vertrauenswürdigste des ganzen Haufens ist – falls es in dieser nebelverhangenen Domäne so etwas überhaupt gibt – und wer am ehesten pflichtgetreu als Regent des minderjährigen Prinzen dient, ohne die Kontrolle über die Domäne an sich reißen zu wollen. Das wird dann derjenige sein, den wir unterstützen, falls es zu einem Kampf um die Krone kommt.«
    Es war unmöglich. Mittlerweile konnte Grace besser mit Menschen umgehen – also mit den Gesunden –, aber Sie hatte gerade mal gelernt zu gehen, und jetzt verlangte Boreas von ihr, einen Berg hinaufzurennen. Das lag jenseits ihrer Möglichkeiten. Sie öffnete den Mund, um ihm zu sagen, daß sie unmöglich gehen konnte …
     … und ein Bild blitzte vor ihrem inneren Auge auf. Sie sah wieder die Karte, die Aryn gezeichnet hatte. In der Mitte Falengarths befand sich Calavan. Perridon lag im Osten. Und dazwischen …
    Toloria. Und der Graue Turm der Runensprecher.
    Das war es. Sie würde Boreas nicht um Erlaubnis bitten müssen, Calavere verlassen zu dürfen. Und zweifellos würde er ihr Ritter als Begleitung mitgeben. Das war gut – sie machte sich keine Illusionen, was einer Frau zustoßen konnte, die auf einer mittelalterlichen Welt allein reiste.
    In ihrem Bewußtsein kristallisierte sich der Plan heraus. Es war perfekt. Fast schon zu perfekt. Hatte sie den König irgendwie unbewußt beeinflußt? Hatte sie in ihm den Wunsch

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