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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Schultern. »Wir werden ihn retten, Grace.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil wir es müssen.«
    Sie sah nicht zu ihm hoch, nickte aber und starrte zu den zerklüfteten grauen Umrissen hinüber, die wie Sturmwolken am nördlichen Horizont schwebten.
    Als sie wieder unten in der Senke waren, waren Lirith und Aryn bereits aufgestanden. Tira auch. Die Frauen unterhielten sich leise, während Lirith die Vorbereitungen für ein einfaches Frühstück traf und Aryn Tira dabei half, die Stockpuppe des Mädchens anzuziehen. In der Nähe schnarchte noch immer eine Gestalt unter einer Decke. Grace hielt einen Finger an die Lippen, und die anderen lächelten ihr zu. Dann schlich sie auf Zehenspitzen und kniete neben der Gestalt nieder.
    »Herr Ritter«, sagte sie sanft, »es ist Zeit zum Aufstehen.«
    Um ein Haar wäre sie flach auf dem Rücken gelandet, denn Durge setzte sich mit weit aufgerissenen Augen blitzartig aufrecht hin. Er hatte in seiner Rüstung geschlafen und tastete nun nach dem Breitschwert, das neben ihm lag.
    »Mylady, was ist los? Banditen? Wilde Eber? Drachen?«
    »Frühstück«, sagte sie mit einem Grinsen.
    Durge blinzelte, dann pustete er durch seinen Schnurrbart. »Oh.«
    »Kommt, Herr Ritter. Hier entlang.«
    Sie nahm ihn bei der Hand, stand auf und zog ihn auf die Füße – mit beträchtlicher Mühe. Der Embarraner war kompakt gebaut.
    »Und Ihr könnt das Breitschwert dalassen. Ich finde, es ist zu groß, um Butter auf ein Stück Brot zu schmieren. Überlaßt das lieber Lirith.«
    »Und ich bin wirklich ein alter Ritter, wenn ich eine adlige Lady brauche, die mir mein Morgenbrot buttert.«
    Jetzt mußte Grace blinzeln. Durges brummige Antwort hatte sich verdächtig nach Humor angehört. Aber der Ausdruck auf seinem markanten Gesicht war eher verletzt als amüsiert. Es war zuviel. Grace schlug sich die Hand vor den Mund, aber sie konnte das Gelächter nicht zurückhalten. Die anderen fielen mit ein, und selbst Tiras Lippen verzogen sich zu einem flüchtigen Lächeln. Durge stöhnte bloß gequält auf.
    Sie setzten sich im Kreis hin, um zu frühstücken, und sie hatten es sogar gewagt, ein Feuer zu entzünden, um eine Kanne Maddok zu kochen. Grace schlürfte die heiße, belebende Flüssigkeit und kam zu dem Schluß, daß sie sich dem Tag – und dem Ende ihrer Reise – vielleicht doch stellen konnte.
    Sie hatten in Ar-Tolor keinen Halt eingelegt. Am Morgen nach der Überquerung des Dimduorn hatten sie sieben hohe Türme gesehen. Sie alle wurden von hellen Flaggen gekrönt. Gelb auf Grün. Durge und Beltan waren auf das Schloß zugeritten, aber Grace hatte sie anhalten lassen.
    Als man sie bat, den anderen zu sagen, warum sie nicht nach Ar-Tolor wollte, fiel es ihr schwer, die Gründe in Worte zu fassen. Da war die mangelnde Zeit. Die Tage vergingen schnell, und sie hatten fast Vollmond. Aber das war nur ein Teil des Problems.
    »Ich möchte eigentlich vermeiden, daß Königin Ivalaine unser Reiseziel kennt«, sagte sie abschließend. »Oder den Reisegrund.«
    Sie mußte nicht zu Lirith hinübersehen, um zu wissen, daß die Hexe sie genau musterte. Schließlich war es Lirith gewesen, die das bestätigt hatte, was Grace die ganze Zeit über vermutet hatte – daß die Hexen die Befürchtung hegten, daß Travis derjenige war, den sie als Runenbrecher bezeichneten.
    Sie fuhr sich über die trockenen Lippen. »Ich bin sicher, wenn einer in Ar-Tolor bleiben will, wird ihn die Königin gern willkommen heißen.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Lirith entschieden und stieg auf ihre Stute.
    Grace seufzte erleichtert. Sie war froh, daß die Hexe bei ihnen blieb. Sie versuchte nicht darüber nachzudenken, ob sie nicht lieber auch besorgt sein sollte.
    Eine Meile vor dem Schloß trafen sie einen von Ivalaines Rittern, und Grace bat ihn, in ihrem Namen der Königin eine Botschaft zu überbringen und die Erlaubnis zu erbitten, durch ihre Domäne zu reisen. Danach erwartete Grace jeden Augenblick, von einer Abteilung Ritter aufgehalten zu werden, die sie zurück nach Ar-Tolor schleiften. Aber ihnen begegneten nur Bauern, und als das Schloß hinter ihnen in der Ferne verschwand, war die Straße menschenleer.
    Sie kamen gut voran, wenn auch nicht so gut, wie Grace gehofft hatte. Pferde waren keine Autos, und sie konnten nicht den ganzen Tag ohne Pause oder Futter angetrieben werden. Außerdem suchten Durge und Beltan ihren Weg mit großer Sorgfalt aus und vergewisserten sich, daß sie sich niemals an Orten

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