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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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zwischen den Trümmern der Statue umher, und als er aufschaute, war sein Blick durchbohrend. »Sagt mir, Bruder Wilder, wißt Ihr, daß es möglich ist, eine Gier nach Wissen zu verspüren?«
    »Was meint Ihr?« Travis sprach, bevor er nachgedacht hatte, aber die Worte des Runensprechers waren sowohl rätselhaft wie auch interessant.
    »Es ist wahr.« Larad bückte sich, strich über einen Steinarm, richtete sich auf und staubte seine Hände ab. »In der Vergangenheit waren viele der Großmeister sehr selbstsüchtig, was ihr Wissen anging. Sie hüteten ihre kostbaren Geheimnisse, und sie starben, ohne ihr gesamtes Wissen an ihre Studenten weitergegeben zu haben, nahmen es lieber verbissen mit sich in den Tod.«
    Er deutete auf die Fragmente. »Diese Statue weist einen Zauber auf, einen, den es sich lohnen würde wiederzubeschaffen. Vor fünf Jahrhunderten hätte sie ein Runensprechergeselle ganz allein wieder zusammenfügen können. Jetzt könnten es alle Brüder des Turms nicht gemeinsam schaffen. Nicht, daß es einer von ihnen versucht hätte.« Er erwiderte Travis’ Blick. »Versteht Ihr, was ich damit sagen will, Bruder Wilder?«
    Es war seltsam, aber Travis glaubte tatsächlich zu verstehen. »Die Runensprecher haben aufgegeben, sie versuchen es nicht mal mehr. Sie glauben, daß alles unmöglich ist.«
    »Ja! Sie sind wie Männer, die verdursten und versuchen, ihre letzten Wassertropfen daran zu hindern, durch die geschlossenen Finger ihrer zusammengelegten Hände zu sickern, während genau unter ihnen eine große Wasserquelle liegt, die bloß ausgegraben werden müßte.«
    »Darum haben sie mich gerufen, nicht wahr?« Travis schüttelte den Kopf. »Weil sie glauben, ich könnte das tun, wovor sie zuviel Angst haben, es selbst zu versuchen.«
    Larads Schweigen war Antwort genug. Travis betrachtete Olrigs Hand. Was Larad da gesagt hatte, war wichtig, bloß daß er nicht genau wußte, warum. Mit dem Daumen fing er an, die in die Handfläche eingravierte Rune der Runen entlangzustreichen, dann bremste er sich und sah auf.
    »Warum seid Ihr zum Grauen Turm gegangen, Bruder Larad?«
    Der Ausdruck des Runensprechers wurde angespannt. Zuerst hielt Travis es für Wut, dann wurde ihm klar, daß es etwas anderes war, etwas, das viel tiefer saß.
    »Ich war elf Winter alt, als ein Runensprecher in mein Dorf kam.« Larad verzog den Mund zu einem humorlosen Lächeln. »Damals konnte unsereins noch durch das Land ziehen, ohne gesteinigt zu werden. Aber man wurde auch nicht unbedingt mit Freude begrüßt. Trotzdem gingen ein paar Jungen zu dem Runensprecher, um getestet zu werden. Meine Mutter schickte mich, da sie noch immer vielen der alten Bräuche anhing, auch wenn sie es meinem Vater nicht sagte.«
    »Und der Runensprecher entdeckte Euer Talent«, sagte Travis leise.
    Larad nickte. »Ich war in meinem Dorf der einzige, der vielversprechend war. Meine Mutter war erfreut, als ich ihr das Zeichen zeigte, das mir der Runensprecher mit Tinte auf die Hand gemalt hatte. Aber als mein Vater es sah, raste er vor Zorn. Er ergriff ein Messer und schwor, er würde mir die Zunge rausschneiden, um mich daran zu hindern, Runen zu sprechen. Aber ich wollte meine Zunge behalten. Ich wehrte mich, also bekam ich statt dessen die hier.« Er strich mit einem Finger eine der weißen Linien entlang, die sein Gesicht zeichneten. »In dieser Nacht verband meine Mutter meine Wunden – ich stahl mich aus dem Haus. Ich konnte kaum etwas sehen, da mir Blut in die Augen lief, aber ich fand das Lagerfeuer des Runensprechers außerhalb unseres Dorfes. Er sprach die Rune der Heilung und nahm mich mit zum Turm. Und seitdem bin ich hier.«
    Während Larads Erzählung hatten Travis’ Finger die Steinhand immer fester ergriffen. Jetzt zwang er sie wieder auseinander und bückte sich, um die Hand zurück neben die anderen Fragmente zu legen.
    »Was, wenn Ihr es geheimgehalten hättet?« fragte Travis, als er sich wieder aufrichtete. »Was, wenn Ihr keinem Menschen von Eurer Macht erzählt und sie niemals benutzt hättet?«
    Larad runzelte die Stirn. »Hätte mich das dann nicht genauso getötet wie das Messer meines Vaters?«
    Der Runensprecher wartete nicht auf die Antwort. Er ging zur Tür, die auf dieser Seite mühelos zu sehen war.
    »Wartet«, sagte Travis, überrascht von seiner eigenen Handlung. »Woher wußtet Ihr, daß ich hier bin?«
    Larad schwieg, sein Gesicht war ausdruckslos. »Das habe ich nicht, Bruder Wilder.«
    Dann ging er, und Travis

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