Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
die Runensprecher getan, und er hatte es für sich getan. Das war während der einsamen Stunden der Dunkelheit sein einziger Trost – daß er, hätte er die Gelegenheit gehabt, seine Tat rückgängig zu machen, sie nicht ergreifen würde. Aber etwas sagte ihm, daß es ihm sehr schwerfallen würde, den Runensprechern die Idee zu verkaufen, daß die Zerstörung ihrer einzigen Verbindung zum Wissen der Alten durchaus positiv zu sehen war. Sie kamen im grauen Licht vor Einbruch der Morgendämmerung und holten ihn.
    Es wurde nicht angeklopft, aber er hörte und fühlte das Wispern der Magie, als Urath, die Rune der Öffnung, auf der anderen Seite der Tür gesprochen wurde. Als sie nach innen schwang, hoffte er, dort Himmel zu sehen. Statt dessen traten zwei Runensprecher mit grimmigen Gesichtern in die Zelle. Travis hatte beide beim Chor gesehen, aber er kannte ihre Namen nicht.
    Der ältere der beiden Brüder wandte sich an den jüngeren. »Besprecht ihn mit der Rune der Stille.«
    Das ist nicht nötig, wollte Travis sagen. Ich werde nicht versuchen, eine Rune zu sprechen, um aus der Sache herauszukommen.
    Aber er hatte noch nicht den Mund geöffnet, als die beiden Runensprecher gemeinsam ein einziges Wort sangen.
    »Sirith.«
    Stille hüllte Travis ein und erstickte seine Stimme. In ihm erwachte ein Funke der Wut zum Leben, zusammen mit dem Drang, die Rune Reth zu sprechen, um ihre Rune zu brechen und sie auf sie zurückfallen zu lassen. Es wäre ganz einfach gewesen, trotz der Tatsache, daß sie zu zweit und er allein war. Die Magie ihrer Rune war schwach, wurde nur mühsam von ihrer kombinierten Willenskraft zusammengehalten – er konnte es fühlen.
    Aber er biß die Zähne zusammen und ließ sich von der Stille einhüllen. Er konnte perfekt sämtliche Geräusche hören – aber solange die Macht der Rune andauerte, konnte er selbst keinen wie auch immer gearteten Laut verursachen.
    »Kommt mit«, sagte der jüngere Bruder.
    Niemand begegnete ihnen bei dem Abstieg durch dem Turm. Als sie das Chorgemach betraten, erfuhr Travis den Grund dafür. Ein leises Murmeln wogte durch die Luft des Gemachs; Wellen auf einem tiefen, mürrischen Ozean. Alle Runensprecher waren anwesend und füllten das untere Drittel der Steinbänke.
    Oragien stand auf dem Podium in der Mitte des Gemachs. Travis wußte, daß der Großmeister achtzig Winter alt war, und zum ersten Mal, seitdem er ihn kennengelernt hatte, konnte man ihm jedes Jahr ansehen. Seine Haut war fast so grau wie seine Kutte und spannte sich über die vorspringenden Gesichtsknochen, und er beugte sich über den Runenstab, als wäre dies das einzige Ding, das ihn noch aufrecht halten könnte.
    Und vielleicht tat es das auch. Er hatte Travis geholt, damit dieser ihnen beim Studium des Runensteins half, damit er seine Geheimnisse entschlüsselte. Statt dessen hatte Travis den Stein zerstört. Und vielleicht – nach der Art und Weise zu urteilen, wie der Großmeister mit leerem Blick zu Boden starrte – Oragien auch.
    Schuld drohte Travis zu übermannen. Er zwang sie beiseite. Vergiß nicht, Travis, du hast nicht darum gebeten. Du hast kein kleines Lied über Regenbogen gesungen, und du hast dir nicht gewünscht, aus Colorado gezaubert und hier abgesetzt zu werden. Wenn sie glaubten, sie müßten bloß mit den Händen wedeln und dich herbeirufen, damit du ihnen jeden Wunsch erfüllst, dann haben sie sich eben geirrt.
    Nun stieg Empörung in ihm auf, wie damals bei seinem Gespräch mit dem Duratek-Agenten in Castle City und danach mit Deirdre Falling Hawk und Hadrian Farr. Anscheinend wollte ihn jeder für irgend etwas benutzen: Duratek, die Sucher, die Runensprecher. Selbst Jack Graystone hatte ihn benutzt, ohne ihn vorher zu fragen. Es war nicht fair. Andererseits wußte er, daß das nichts mit Fairneß zu tun hatte. Er stieß einen Seufzer aus, aber das verursachte keinen Laut.
    »Hier entlang«, sagte der jüngere der beiden Runensprecher und riß an seinem Arm. Sie führten ihn zu der Bank, die dem Podium am nächsten stand. Sie war unbesetzt. »Setzt Euch.«
    Travis zögerte. Aber selbst wenn er von diesem Ort flüchten wollte, wohin hätte er gehen sollen? Er würde außerhalb der Mauern des Turms nicht mehr Wohlwollen finden als im Augenblick in ihm.
    Er setzte sich auf die leere Bank, und die beiden Runensprecher zogen sich zurück. Er konnte wütende Blicke im Nacken spüren, aber er drehte sich nicht um. Statt dessen ließ er den Kopf hängen und hielt sich das

Weitere Kostenlose Bücher