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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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und Lirith, Durge und Beltan – und trieben die Pferde so hart an, wie sie es wagten, während die Meilen vorbeirasten und die unregelmäßigen Hänge der Fal Erenn stetig höher in den Himmel stiegen.
    Als sie sich den Bergen näherten, wurde die Luft trockener, und die grünen Ebenen wichen zerklüftetem Grasland, das von tiefen Schluchten und Hügeln aus verwittertem Felsgestein unterbrochen wurde. Hätte Grace einen Augenblick dafür erübrigt und darüber nachgedacht, hätte die Landschaft sie an ihre Kindheit in Colorado erinnert, an die Berge in der Nähe von Castle City und das Beckett-Strange-Heim für Kinder. Doch sie beschäftigte nur ein Gedanke.
    Du warst da, Grace, du wirst da sein. So war deine Vision …
    Hätte sie es zugelassen, hätte sich Grace vielleicht auch Gedanken über dieses brennende Verlangen gemacht, Travis Wilder zu retten. Er war ihr Freund – das war Grund genug – und was noch mehr zählte, er hatte ihr beim Wintersonnenwendfest geholfen, diese Welt zu retten. Hatte er es also nicht zumindest verdient, nicht bei lebendigem Leib verbrannt zu werden?
    Ja, aber das waren nicht die wahren Gründe, aus denen sie die Schenkel gegen Shandis’ Flanken drückte und die Stute zu größerer Geschwindigkeit antrieb. Es war das gleiche Verlangen, das sie in der Notaufnahme des Denver Memorial Hospitals ohne Pause gedankenlos von Patienten zu Patienten eilen ließ: der rastlose Drang, andere zu heilen, ihre zerschmetterten Körper zu nehmen und sie wieder gesund zu machen. Garfs Leben war ihr durch die Finger geschlüpft. An Meridar und Daynen hatte sie nicht herankommen können. Travis zu verlieren war inakzeptabel.
    »Mylady!«
    Etwas verspätet riß Grace an den Zügeln und brachte Shandis auf Geröll rutschend zum Halt. Die anderen hatten ihre Pferde mehrere Meter hinter Grace angehalten – beinahe wäre sie allein weitergeritten. Sie wendete ihre Stute, um zu ihnen zurückzureiten, und das war der Augenblick, in dem sie es sah.
    Vor ihr ragte ein zerklüfteter Felsvorsprung aus dem sich über ihnen auftürmenden Berg, der nur durch einen messerschmalen Kamm mit ihm verbunden war. Auf ihm erhob sich eine einzelne hohe und unvorstellbar schlanke Felsnadel aus nebelgrauem Stein.
    Grace senkte den Blick und entdeckte den Anfang eines schmalen Weges, der in die steile Felswand geschlagen war und der von zwei verwitterten Steinen markiert wurde. In ihrer Eile war sie daran vorbeigeritten. In diesem Moment tauchte die im Westen untergehende Sonne den Turm in ihr scharlachrotes Licht, als würde sie ihn entzünden. Grace verspürte ein Schwindelgefühl, und sie vergrub die Hände in Shandis’ Mähne. Sie befand sich unter ihm, flog nicht aus großer Höhe von oben auf ihn zu, aber der Turm sah genauso aus wie in ihrer Vision.
    Nein, Grace, es ist nicht wie in deiner Vision, da heute noch kein Vollmond ist. Noch nicht. Du hast noch einen Tag übrig. Du hast es geschafft – du hast es tatsächlich geschafft.
    Eine kleine Hand strich ihr über die Wange, und sie senkte den Kopf und erwiderte Tiras Blick. Das Mädchen lächelte, die linke Gesichtshälfte lachte, während die rechte eine narbige Maske blieb, so hart und emotionslos wie rosafarbenes Plastik. Grace drückte das Kind an sich, als könnte sie mit dieser Geste Liebe weitergeben statt einfachen Druck und Körperwärme. Dann hob sie den Kopf.
    »Nun, da wären wir.«
    Beltan betrachtete die drei Minarette, die den Turm krönten. »Ich kann nicht behaupten, daß das der einladendste Ort ist, den ich je gesehen habe.«
    Durge schwang sich von Schwarzlockes Rücken. »Auf dem Pfad ist für Pferde kein Platz. Und der Weg sieht trügerisch aus. Es würde mich nicht überraschen, sollte sich einer von uns auf einem losen Stein einen Knöchel verstauchen und abstürzen, bevor wir oben sind.«
    »Nun, Durge«, sagte Aryn, als sie sich von Beltan von ihrer Stute herunterhelfen ließ. »Ihr habt gerade dafür gesorgt, daß wir es alle unbeschadet bis zum Gipfel schaffen.«
    »Euer Hoheit?« fragte Durge stirnrunzelnd.
    Aryn schenkte dem Ritter ein strahlendes Lächeln. »Also wirklich, Durge, Euch ist doch sicherlich bekannt, daß wenn man ein Übel, das einen befallen könnte, laut ausspricht, es dann niemals eintrifft.«
    Beltan kratzte sich den Bart. »Wißt ihr, ich glaube, sie hat recht. An dem Tag, an dem man aufwacht und denkt ›Heute kriege ich bestimmt noch vor dem Mittag ein Schwert in den Magen gestoßen‹, passiert nie etwas.

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