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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Lirith sanft den Hals ihrer Stute, und das Pferd ging in einen leichten Galopp über und ließ sie hinter sich zurück.
    Als die langen Schatten der Berge nach Osten griffen, schlugen sie ihr Lager auf. Beltan hatte einen kleinen Hirschbock erlegt, und obwohl Grace beim Anblick des jungen Tieres das Herz schwer geworden war, war ihr Magen mehr als nur erfreut darüber, diesem Tod einen Sinn zu verleihen.
    Am Abend ergab sich am Lagerfeuer eine fast schon festliche Stimmung. Beltan erzählte farbige Anekdoten über betrunkene Krieger, Falken sang Lieder, und Lirith erstaunte alle, indem sie mit einer Münze Zauberkunststücke vorführte. Die Tricks basierten auf Fingerfertigkeit statt auf Weltenkraft, aber Grace war trotzdem verblüfft, als Lirith die Münze in der Hand verschwinden ließ und sie dann dem staunenden Durge aus dem Ohr holte. Tira klatschte in die Hände, und Grace umarmte sie.
    Das ist gefährlich, Grace. Das weißt du ganz genau. Du läßt zu, daß du dich an Tiras Anwesenheit gewöhnst. Du läßt sie viel zu nahe an dich heran.
    Aber plötzlich fiel es ihr schwer, sich an die genauen Gründe zu erinnern, aus denen heraus sie andere auf Abstand hielt. Sie zog Tira enger an sich, und das Mädchen wehrte sich nicht.
    Melia nahm die Kräuter, die Aryn und Lirith gesammelt hatten, und bereitete aus dem frischen Wild einen würzigen Eintopf, und als die Schalen ausgeteilt wurden, senkte Lirith den Blick und sprach mit andächtiger Stimme.
    »Freude aus Schmerz, Leben aus Tod. Aus Enden erwachsen neue Anfänge. Möge Yesaia die Beute dieser Jagd segnen.«
    Als Lirith aufblickte, fiel ihr Blick auf Melia.
    »Was für ein hübsches Gebet, Liebes«, sagte die majestätische Lady mit einem Lächeln und aß ihren Eintopf.
    Nach dem Essen erzählte Beltan noch einen Witz; er handelte von einem glücklosen Ritter, der nicht rechtzeitig die Rüstung herunterbekam, als die hübsche Maid, die er gerettet hatte, ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen wollte. Dann ergriff Falken das Wort, und obwohl seine Stimme nicht laut war, brachte sie dennoch sämtliche Fröhlichkeit zum Verstummen.
    »Irgendwie werden sie vom Stein des Feuers erschaffen.«
    »Die Verbrannten«, sagte Grace, ohne nachzudenken.
    Das Licht der Flammen spiegelte sich auf Travis’ Brillengläsern wider. »Natürlich, das ergibt einen Sinn. Krondrim. Krondisar. Ich hätte früher darauf kommen müssen.«
    »Was habt Ihr erfahren, Falken?« fragte Durge. »Einigen von uns ist die Sache nicht so klar wie anderen.«
    »Melias Freund hat es uns erzählt«, sagte der Barde.
    Die Lady glättete die Falten ihres Überkleides. »Krondisar, einer der Großen Steine, ist gefunden worden. Und er befindet sich im Besitz einer Person, die bereit ist, ihn für etwas Böses zu benutzen. Die es sogar jetzt, in diesem Augenblick, tut.«
    »Aber wer ist diese Person?« wollte Grace wissen.
    Falken erwiderte ihren Blick. »Das müssen wir herausfinden.«
    »Also gut«, sagte Beltan und sprach die Frage aus, die jedem auf der Zunge lag. »Wohin geht die Reise?«
    »Zu dem Ort, von dem Krondisar gestohlen wurde.«
    Alle starrten Melia an – alle bis auf Tira, die die kleinen Hände dem Feuer entgegenstreckte und über das ganze Gesicht strahlte.
    Sie erwachten am nächsten Tag vor Einbruch der Morgendämmerung und setzten ihre Reise fort. Jetzt, da sie etwas über ihr Ziel wußten, war die gestrige Ausflugsstimmung einer ernsteren Gemütslage gewichen. Aber die rauhe Landschaft, die sie durchquerten, war wunderschön, und obwohl Graces Gedanken von einem Schatten berührt worden waren, waren sie alles andere als düster.
    Erst als Beltan erwähnte, daß sie ganz in der Nähe von Perridons Südgrenze waren, erinnerte sich Grace an die Mission, mit der König Boreas sie beauftragt hatte. Sie hatte sich so darauf konzentriert, den Grauen Turm zu erreichen und Travis zu retten, daß sie ihre Befehle völlig vergessen hatte. Aber auf dieser Welt ignorierte man die Befehle eines Königs nicht. Nicht, wenn man am Leben hing.
    Grace ritt an Falkens Seite. »Wir reiten nach Perridon, nicht wahr, Falken?«
    Der Barde runzelte die Stirn. »Stimmt etwas nicht, Grace?«
    Spätestens dann nicht, wenn Boreas herausfindet, daß ich desertiert bin.
    »Ich habe mich nur gefragt, wann wir nach Schloß Spardis kommen, König Boreas übertrug mir eine Aufgabe, die ich dort zu erfüllen habe, und ich würde sie gern zu Ende bringen.«
    Falken sah nach Norden. »Seit König Persards Tod habe

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