Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Witzen. Melia beugte den Kopf zu Falken herüber, während sie sich leise miteinander unterhielten. Aryn betrachtete die Welt mit ihren strahlend blauen Augen, und ihr Gesicht war blaß, aber wunderschön, und Lirith ritt ganz in ihrer Nähe mit einer Miene, die so ruhig und abgründig wie ein stiller Teich war. Dann war da Durge – der gute, freundliche und treue Durge –, der sein Schlachtroß antrieb und angestrengt nach Banditen, Ungeheuern oder eher unwahrscheinlichen Naturkatastrophen Ausschau hielt.
    Eine kleine Hand griff in die Höhe und streichelte über Graces Wange. Sie schaute nach unten. Tira nickte, als hätte sie Grace nur an ihre Anwesenheit erinnern wollen, dann richtete sie den gelassenen Blick wieder nach vorn. Eine Hand schloß sich um Graces Herz und drückte zu, aber es war ein guter Schmerz.
    Du bist nicht allein, Grace. Selbst wenn es manchmal den Anschein hat. Das darfst du nie vergessen.
    Etwa in der Mitte des Vormittags lenkten Melia und Falken ihre Pferde zu Travis’ und stellten ihm eine scheinbar endlose Reihe von Fragen. Travis hatte seine Geschichte am Abend seiner Befreiung im Grauen Turm erzählt. Sie alle hatten aufmerksam und atemlos zugehört und waren erschaudert, als sie erfuhren, daß das flammende Böse nicht nur auf einer, sondern auf zwei Welten umherging. Grace bekam nicht viel von der Unterhaltung auf den Pferderücken mit, aber die Lady und der Barde schienen Travis nach Einzelheiten auszufragen, vor allen Dingen über den Mann in der schwarzen Kutte, der Travis’ Saloon betreten hatte. Grace bekam eine Gänsehaut, als sie sich an Travis’ Beschreibung erinnerte.
    Sei auf der Hut – es wird dich verzehren.
    Hatte der Mann in Schwarz, von der Flammenpest gesprochen? Das war die einzige Antwort, die Sinn machte. Beinahe wünschte sie sich, sie könnte zurück nach Denver, um eines der Seuchenopfer im Krankenhaus zu untersuchen – um Bluttests und Biopsien, Röntgenbilder und CTs zu machen, um mit modernen Mitteln zu forschen und zu sehen, ob es ihr gelang, dieser Krankheit auf den Grund zu gehen.
    Dann dachte sie an den Mann in dem Bauernhaus, dessen Leben sie mit dem Feuerhaken beendet hatte, und ihr wurde klar, daß keine wie auch immer gearteten Tests oder Diagnosegeräte, egal wie fortschrittlich, diese Krankheit würden erklären können. Und selbst wenn sich in diesem Augenblick eine Tür nach Denver geöffnet hätte, hätte sie nicht mit Bestimmtheit sagen können, daß sie über ihre Schwelle getreten wäre. Wie würde es wohl sein, nach all den hellen, violetten und goldenen Gewändern wieder einen einfachen weißen Laborkittel tragen zu müssen?
    Ihr Blick fiel auf Lirith. Die Tolorianerin saß kerzengerade auf ihrer Stute, sicher nicht so steif wie Melia und auch nicht so majestätisch, aber immerhin herrisch. Nein, herrisch war das falsche Wort. Unwiderstehlich – das war es. Im Gegensatz zu Melia gab Lirith einem keine Befehle. Sie sorgte dafür, daß man ihre Wünsche erfüllen wollte.
    Es war interessant gewesen, die beiden kleinen Frauen in den letzten Tagen zu beobachten. Im Grauen Turm hatten sich Melia und Lirith wie zwei Partygäste angestarrt, die das gleiche teure Kleid tragen. Jetzt warf Lirith der Lady immer wieder verstohlene Blicke zu, und obwohl Melia keine Miene verzog, vermittelte etwas an der Art, wie sie ihre Schultern hielt, den Eindruck, daß die Blicke der Tolorianerin nicht unbemerkt blieben.
    Schließlich gewann Neugier die Oberhand, und Grace lenkte Shandis neben die Stute der Hexe. »Was ist denn los, Lirith«, flüsterte sie geradeheraus.
    »Was meint Ihr, Schwester?« Lirith hatte den Satz noch nicht zu Ende gebracht, als sie auch schon wieder zu der Lady auf dem weißen Pferd hinübersah.
    »Das«, sagte Grace. »Ihr könnt den Blick nicht von ihr wenden.«
    »Das ist nichts«, erwiderte Lirith viel zu schnell.
    Grace lächelte spöttisch. »Natürlich. Ich starre andere Leute auch immer völlig grundlos an.«
    Lirith hob die dünnen Brauen. »Wie ich sehe, habt Ihr tatsächlich viel von Lady Kyrene gelernt.«
    »O nein, so nicht«, sagte Grace mit einem ausgelassenen Grinsen. »Ihr werdet Euch nicht damit herauswinden, daß Ihr die Sache auf meiner Schwelle ablegt. Ihr wißt etwas über Melia – etwas, das Ihr nicht verratet.«
    Wieder glitt Liriths Blick an Grace vorbei, dann sprach sie leise. »Falls ich etwas weiß, dann nur das, was sie bereit ist uns zu enthüllen.«
    Bevor Grace nachhaken konnte, berührte

Weitere Kostenlose Bücher