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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Spitze. Aryn. »Was, wenn es keine Tür gibt?«
    Die Frage stach wie eine Nadel in Graces Herz. An diese Möglichkeit hatte sie gar nicht gedacht. Doch genau in diesem Augenblick beschrieb die Treppe einen scharfen Knick nach rechts, und Licht ergoß sich auf die Stufen – nicht das magische Licht von Travis’ herbeibeschworener Rune, sondern echtes, warmes Tageslicht.
    Grace blinzelte und schützte ihre an die Dunkelheit gewohnten Augen, obwohl sie wußte, daß es sich um bereits gedämpftes Licht handeln mußte. Aber es wurde mit jedem Schritt heller. Dann beschrieb die Treppe einen weiteren Knick, und sie konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken, als goldenes Sonnenlicht ihr mitten ins Gesicht schien. Nach ein paar atemlosen Schritten stolperte Grace mit Tira durch einen Torbogen. Sie atmete die frische, unverbrauchte Luft mit tiefen Zügen ein.
    »Nun«, sagte Falken. »Da wären wir.«
    Grace sah sich um, und ihr war klar, daß sich auf ihrem Gesicht das gleiche Staunen abzeichnete wie bei den anderen. Vor ihnen erstreckte sich ein Tal, das von allen Seiten von steilen schwarzen, zerklüfteten Felswänden eingeschlossen wurde, die hoch in den Himmel ragten. Der Nebel des Tieflandes war verschwunden, und die Sonne brannte hell auf ihrer Position direkt über der gegenüberliegenden Felswand.
    Der Talboden war völlig kahl; es gab nicht mal Gras oder Sträucher. Überall lag zerbrochener, spitzer Schiefer herum. Wind strich über nackten Fels.
    Beltan trat gegen ein Stück herumliegenden Schiefer. »Falken, wonach suchen wir?« Die Stimme des Ritters schien für die Stille dieses Orts viel zu laut zu sein.
    »Nach einem Tempel«, sagte der Barde. »Einem dunklen Tempel.«
    Grace erschauderte. Im Gegensatz zum Tiefland war die Luft an diesem Ort so kühl und dünn wie eine Messerklinge.
    »Hier ist noch etwas anderes«, sagte Melia und musterte die umgebenden Felsen.
    Falken runzelte düster die Stirn. »Was denn?«
    »Etwas, das beobachtet«, sagte Lirith und öffnete die Augen. Sie sah zu Melia herüber, die knapp nickte.
    Falken seufzte. »Nun, wir werden uns hier nicht lange aufhalten. Wir müssen bloß in den Tempel, dann geht es sofort wieder zurück.«
    Beltans Hand näherte sich dem Schwertgriff. »Seid ihr sicher, daß das hier der richtige Ort ist? Ich weiß ja nicht, ob es euch aufgefallen ist, aber es sind keine unheimlichen alter Tempel in Sicht. Nur ein Haufen Felsen.«
    »Er muß hier sein«, sagte Melia. »Tome hat es uns gesagt.«
    Beltan waren die nächsten Worte sichtlich unangenehm. »Ich sage das nur ungern, aber könnte sich Euer Freund geirrt haben, Melia?«
    »Nein«, sagte da jemand leise. »Das hier ist der richtige Ort. Krondisar war hier.«
    Travis war ein Stück weitergegangen, und er zeigte auf etwas im Boden. Es erinnerte an kleine Gruben.
    Nein, keine Gruben, Grace. Sie begab sich mit den anderen zu Travis.
    Die Zeit hatte ihre Ränder aufgerauht, aber die Natur der Löcher, die in zwei parallelen Reihen in den harten Stein gebohrt worden waren, war unmißverständlich. Travis schob einen Fuß nach vorn und setzte ihn in ein Loch. Der Stiefel paßte mühelos hinein.
    »Das sind Fußabdrücke«, sagte Aryn, und ihre Stimme verschmolz mit dem Wind. »Fußabdrücke im Stein.«
    Falken wollte etwas sagen, aber bevor er dazu kam, entwand sich Tira Graces Hand, rannte los und stellte einen kleinen Fuß in einen der Abdrücke. Sie schaute auf, und auf ihrem Gesicht, dessen eine Hälfte wie geschmolzen aussah, zeichnete sich ein Lächeln ab.
    »Mindroth«, sagte das Mädchen.
    Dann lachte Tira – ein helles, klares Lachen. Grace und die anderen konnten sie nur anstarren, während die Sonne hinter den hohen Felsrand tauchte und das Tal in Schatten hüllte.

23
    Es war nicht schwer, den Schritten zu folgen. Travis zog den Nebelmantel enger um seinen Körper, während sie über den harten Schieferboden des Tales gingen. Aber der schneidende Wind packte die Säume, riß sie beiseite und griff mit eiskalten Fingern unter das Wams, um seine Haut zu streicheln. Sein Blick fiel auf die unregelmäßigen Löcher im Stein. Es war nicht das erste Mal, daß er solche Fußabdrücke sah.
    Es war an dem Tag gewesen, nachdem der brennende Mann in den Mine Shaft Saloon gestolpert war. Deirdre hatte sie zuerst entdeckt; sie waren in den Asphalt der Elk Street eingebrannt. Aber was hatte das zu bedeuten?
    Sein Blick glitt zu dem Mädchen hinüber, Tira. Beltan trug sie in seinen Umhang eingewickelt auf

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