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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Giftschlangen gefunden hast.
    Grace sah nach unten. Zwei kleine gelbe Augen schauten zu ihr hoch.
    Grace seufzte. »Du bist das. Ich hätte es wissen müssen. Travis hat mich vor dir gewarnt.« Sie bückte sich und hob das schwarze Fellknäuel auf. »Warum bist du nicht bei Lady Melia?«
    Das Kätzchen leckte mit der rosafarbenen Zunge eine Pfote; offensichtlich stand es weit über normalen Sterblichen und war ihnen keine Antwort schuldig.
    Jemand zupfte an Graces Ärmel. Sie sah an ihrer linken Seite nach unten. Tira streckte den Arm aus und deutete voraus – die anderen entfernten sich von ihnen.
    »Schon gut«, sagte Grace zu dem Mädchen und dem Kätzchen. »Wir sollten lieber gehen, wenn wir nicht den Anschluß verlieren wollen.«
    Sie bückte sich und legte Tira das Kätzchen auf die ausgestreckten Arme. Das kleine Geschöpf schnurrte und schmiegt sich an die Schulter des Mädchens. Dann eilten Grace und Tira dem Rest der Gruppe hinterher.
    Es fiel schwer, unterwegs die vergangene Zeit zu bestimmen. Der Tunnel führte immer tiefer in die Dunkelheit hinein, machte manchmal eine leichte Krümmung nach rechts oder links, führte aber immer nach Westen. An einigen Stellen verlief er beinahe waagerecht, dann wurde er aber wiederum so steil, daß es ihnen schwerfiel, auf dem glasartigen Boden Halt zu finden. Langsam kam Grace zu dem Schluß, daß Tiras nackte Füße gar keine Behinderung, sondern sogar von Vorteil waren, denn das Mädchen hüpfte Schrägen hinauf, bei denen sie sich wie eine Zeichentrickfigur vorkam, die an Tempo gewinnen wollte und die Beine kreisen ließ, ohne sich dabei weiterzubewegen.
    Travis’ Licht verbannte die Dunkelheit nicht, sondern drängte sie nur ein paar Schritte zurück; es war wie eine Taucherglocke aus zu dünnem Glas, die man nachts in einem Ozean versenkte. Nur Travis, Falken und Melia konnten sich in der hellen Sphäre bewegen. Die anderen gingen hinter ihnen, jeweils zu zweit in dem schmalen Tunnel: Lirith und Aryn, Grace und Tira, Durge und Beltan, die den Abschluß bildeten.
    Nach einer Weile bemerkte Grace, daß sie in eine Art von Trance verfiel. Es kam ihr so vor, als würde sie nicht länger gehen, sondern durch schwarzes Wasser treiben, die leuchtende Sphäre vor ihr verfolgen, ohne sie jemals zu erreichen.
    Erst als sie gegen Aryn stieß, wurde ihr bewußt, daß die Gruppe angehalten hatte. Ihr Medizinerinneninstinkt meldete sich – etwas stimmte nicht, davon war sie überzeugt. Dann zählte sie schnell und verstand. Einer von ihnen fehlte.
    Sie brauchte einen Augenblick, bis ihr klar wurde, daß es Melia war. Sie wollte gerade Aryn fragen, warum sie stehengeblieben waren und wo Lady Melia hingegangen war, als zwei Funken in der Dunkelheit jenseits von Travis’ Lichtersphäre auftauchten.
    Die Funken schwebten in Bodennähe und bewegten sich beim Näherkommen auf und ab. Einen Augenblick lang fragte sich Grace, ob es sich dabei um das schwarze Kätzchen handelte – die Funken erinnerten von ihrer Farbe an die Augen des kleinen Geschöpfs –, aber ein schneller Blick nach rechts zeigte, daß es noch immer auf Tiras Armen schlief.
    Sie schaute auf. Die beiden Funken waren näher gekommen, befanden sich direkt außerhalb der Grenze von Travis’ Lichtkreis. Dann erloschen sie, und die Dunkelheit mußte Graces Sicht einen Streich gespielt haben, denn es war Melia, die einen Augenblick später in den hellen Kreis trat.
    »Da vorn ist eine Treppe«, sagte die Lady.
    »Gut«, sagte Falken. »Das bedeutet, daß wir näher kommen.«
    Ein paar Minuten später kamen sie an den Fuß der Treppe. Wie alles andere auch waren die Stufen aus demselben onyxfarbenen Felsen geschlagen, und ihre Kanten waren messerscharf.
    »Wir dürfen keinen Fehltritt machen«, sagte Durge, und diesmal rief seine Bemerkung Zustimmung hervor.
    Die Treppe war noch schmaler als der Gang; sie waren gezwungen, hintereinander in die Höhe zu steigen. An einigen Stellen senkte sich die Decke so tief herab, daß Beltan und Travis schnell lernten, den Kopf einzuziehen, und wäre sie nur fünf Zentimeter tiefer gewesen, hätte sich Grace den beiden Männern anschließen müssen.
    Sie hatte nie unter Klaustrophobie zu leiden gehabt, aber mit jedem weiteren Schritt schienen die Wände ein Stück näher zu rücken. Bei dreihundert Stufen hörte sie auf zu zählen, und die Treppe führte weiter nach oben in die Dunkelheit.
    »Was ist, wenn es oben keine Tür gibt«, hörte sie ein leises Flüstern von der

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