Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung
verharrte aber mitten im Schritt. Die Verbrannten rissen die Hände von dem Ritter zurück. Wie ein Mann krümmten sie sich zusammen und warfen sich den Abhang hinunter. Sie prallten mehrmals auf und flogen über die Felskante, folgten ihrem Herrn in die Tiefe.
»Travis …«
Er schaute auf und sah, wie Beltan ihm entgegentaumelte. Aber der Ritter durfte sich nicht bewegen. Travis lief zu ihm hin. Er streckte die Hand nach dem Freund aus …
… und riß sie wieder zurück. Selbst in dem schlechten Licht konnte er sehen, daß sein Körper Hitze ausstrahlte. Und zwar die Hitze von Eriauns Rune und der des Runenbrechens. »Travis, alles in Ordnung?«
War er in Ordnung? Er wußte es nicht, nickte aber trotzdem. »Mir geht es gut, Beltan.«
In Beltans Augen lag ein Funkeln, und obwohl sich auf seinem Gesicht noch immer Schmerz abzeichnete, war da auch noch etwas anderes, eine Intensität, die Travis nicht benennen konnte.
»Als du nicht zurückkamst, bin ich dir nachgegangen. Aber hätte ich gewußt, was geschieht, wäre ich früher gekommen. Bei Vathris, ich hätte …«
Beltan schüttelte den Kopf, und Travis wollte etwas sagen, aber die in ihm tobende Hitze verschmolz Muskeln und Knochen.
»Ich werde dich nie wieder allein lassen, Travis. Das schwöre ich bei meinem Blut.« Der Schmerz verschwand aus Beltans Gesicht und wurde von tiefer Ruhe ersetzt. »Ich hätte nie daran gedacht, es dir zu sagen, aber jetzt weiß ich, daß Melia recht hatte, daß ich es sagen muß. Denn seit jenem Tag, an dem wir uns in Kelcior zum ersten Mal begegnet sind …«
Das wütende Prasseln des Feuers bemächtigte sich Travis’ Kopf und übertönte Beltans Worte. Was sagte der Ritter da? Travis konnte es nicht verstehen. Dann griff Beltan nach ihm, und neues Entsetzen machte sich in ihm breit. Wenn ihn der Ritter jetzt berührte, bevor er sich abgekühlt hatte, würde er verbrennen. Das wußte Travis mit absoluter Sicherheit.
»Nein, nicht!«
Travis hatte nicht schreien wollen, aber es war die einzige Möglichkeit, das Tosen der in ihm lodernden Flammen zu übertönen.
Beltan erstarrte. Er wurde totenbleich, sein Blick wurde stumpf.
Travis zitterte jetzt am ganzen Körper. »Hast du verstanden? Rühr mich nicht an!«
Beltan riß die Hand zurück. Das Lärmen des Feuers in Travis wurde leiser.
»Ich verstehe«, sagte der Ritter leise. »Vergiß, was ich gesagt habe.«
Daß er was gesagt hatte? Travis begriff nicht, worauf Beltan eigentlich hinauswollte, aber etwas war geschehen etwas Schreckliches. Beltans sonst so fröhliches Gesicht war nun wie versteinert. Travis wollte etwas sagen, aber da hatte sich der Ritter bereits abgewandt. Und bevor Travis reagieren konnte, ertönte eine andere Stimme.
»Travis! Beltan! Bei den Göttern, was ist passiert?«
Eine Gestalt trat aus einer Nebelbank. Falken. Hinter ihm erschienen weitere Schatten. Die anderen waren auch da.
Beltan taumelte und hielt sich die Seite. »Fragt Travis.«
Grace und Lirith eilten zu dem blonden Ritter, und er sackte gegen sie.
Travis schüttelte den Kopf; er wünschte, er hätte begriffen, was eigentlich los war. Aber er kühlte nun ab – der Schweiß stieg nicht länger als Dampfwolken von seiner Haut auf. Er konnte später mit Beltan reden. Er befeuchtete die vertrockneten Lippen und stieg den Abhang hinauf, um den anderen von Eriaun zu berichten.
28
Grace bekam nur Bruchteile von Travis’ Geschichte mit, während sie ihn untersuchte und sich vergewisserte, daß ihm beim Kampf mit Eriaun und den Krondrim nichts passiert war. Sein Wams war an einigen Stellen angesengt, und er hatte so gut wie alle Härchen auf den Armen verloren, aber als sie ihn abtastete, verrieten ihr Erfahrung und Instinkt, daß mit ihm alles in Ordnung war. Sie nickte ihm aufmunternd zu, dann begab sie sich zu dem blonden Ritter, der am Ufer des von Bäumen gesäumten Baches saß.
»Beltan?«
Er hatte zusammengekrümmt dagesessen, aber jetzt schaute er auf und grinste sie an. »Grace.«
So strahlend das Lächeln auch war, konnte sie doch mühelos durch es hindurchsehen. Er hat starke Schmerzen. Darum sitzt er hier, abseits von den anderen. Er kann nicht stehen, und er will nicht, daß sie es mitbekommen.
Sie ging neben ihm auf die Knie. »Laß mich mal sehen.«
Er sträubte sich zuerst und hielt den Arm ganz nahe an den Körper, um die linke Seite zu schützen, aber sie sah ihn nur streng an, und er ließ zu, daß sie den Arm zur Seite zog. Sie griff mit
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