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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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erzwungene Trauer ist. Du mußt zugeben, es ist eine praktische Methode, sie aus allem rauszuhalten. Bricht sie die Trauer, erscheint sie gefühllos. Ihr bleibt keine andere Wahl, als in ihren Gemächern zu bleiben und zuzusehen, wie der Regent in ihrem Namen regiert.
    Natürlich waren das wilde Schlußfolgerungen. Es war durchaus möglich, daß der Regent Inaras volle Unterstützung hatte. Wenn es doch nur jemanden gegeben hätte, mit dem sie sprechen konnte. Aber vielleicht gab es so eine Person ja doch …
    Es war Nachmittag, als Grace endlich den Raum gefunden hatte, nach dem sie gesucht hatte. Sie hatte mit einem Dutzend Diener gesprochen, aber sobald sie erwähnt hatte, zu wem sie wollte, warf jeder von ihnen einen erschrockenen Blick über die Schulter und eilte weg. Am Ende fand sie einen Jungen, der einen Eimer mit Abfall trug und für eine Silbermünze zu reden bereit war.
    »Meine Oma kümmert sich um ihn«, sagte der Junge. »Ihr findet sein Gemach im Ostflügel.«
    Grace seufzte. »Und in welchem Ostflügel?«
    Das mit Schorf bedeckte Gesicht des Jungen verzog sich zu einem Grinsen. »Da gibt es nur einen, Mylady.« Dann eilte er den Korridor entlang.
    Überraschenderweise erwiesen sich die Worte des Jungen als wahr. Grace zögerte, dann klopfte sie an der Tür.
    »Herein«, sagte eine krächzende Stimme auf der anderen Seite.
    Grace öffnete die Tür und betrat den Raum, und der Gestank traf sie wie ein Schlag und hätte sie beinahe zurücktaumeln lassen. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund, stählte sich und ging weiter in das halbdunkle Gemach hinein.
    Das also passiert auf Spardis mit kranken Herzögen.
    In dem Raum stand kaum mehr als eine Pritsche und ein Stuhl. Auf der Pritsche lag ein Mann mittleren Alters in einem verdreckten Nachthemd, der von ein paar ausgefransten Kissen etwas aufrecht gehalten wurde. Sein Haar war fettig und ungekämmt, seine Wangen unrasiert. Er starrte mit leerem Blick vor sich hin, während ihm Speichel das Kinn herunterrann. Auf dem Stuhl saß eine alte Frau, die kaum sauberer als der Mann wirkte. Als sie Grace erblickte, sprang sie auf die Füße.
    »Mylady!« sagte sie mit einem unbeholfenen Hofknicks.
    Grace ging näher an das Bett heran. Es stank nach Kot. Wann waren die Laken das letzte Mal gewechselt worden? Sie betrachtete die blicklosen Augen des Mannes, dann wandte sie sich an die alte Frau. »Ist das Herzog Falderan?«
    »Aye, das ist er.« Die Alte strich über ihr verfilztes Haar, scheiterte jedoch kläglich, es zu glätten. »Man hat mich geschickt, damit sich jemand um ihn kümmert, jawohl.«
    Grace biß die Zähne zusammen. Welchen Zweck hätte es gehabt, die Alte zu rügen? Sie verstand nichts von Krankenpflege, soviel war klar. Nein, derjenige, der sie hergeschickt hatte, verdiente Graces Zorn.
    Sie kniete vor dem Bett nieder und schnippte ein paarmal mit den Fingern vor Falderans Augen. Keine Reaktion, kein Blinzeln. Dann bemerkte sie den Lappen an der Seite seines Kopfes, der dunkel vor verkrustetem Blut war. »Wie lange ist er schon so?« fragte sie die Alte.
    Ein Schulterzucken. »Seit ich zu ihm kam, Mylady. Das ist jetzt über einen Mond her.«
    »Weißt du, warum er krank ist?«
    Die Alte kicherte heiser. »Eine Meinungsverschiedenheit mit dem Regenten, darum ist er krank, Mylady. Er ist die Treppe runtergefallen, aber nicht ohne Hilfe, das sage ich Euch.«
    Grace stand wieder auf. Es gab nichts, das sie für Falderan hätte tun können.
    »Glaubst du, es war der Regent?«
    Die Alte riß die Augen weit auf. Sie wich bis zur Wand zurück. »O nein! Seid Ihr eine Spionin, Mylady? Aber das war doch nur ein Scherz. Ja, ein Scherz. Ich liebe den Regenten, jawohl, das tue ich. Die Götter mögen ihn schützen.« Tränen strömten ihr schmutziges Gesicht herunter. »Helft mir, o ihr Götter, helft mir.«
    »Es ist schon gut«, sagte Grace. »Wirklich.« Sie streckte die Hand aus, aber die Alte schrie auf, als wäre sie mit einem Messer gestochen worden, und wich zusammengekrümmt rückwärts in eine Ecke zurück; Rotz lief ihr aus der Nase. Bevor sie noch Schlimmeres tat, verließ Grace das Gemach und schloß die Tür hinter sich.
    Draußen atmete sie tief durch und versuchte ihre Lungen zu reinigen, aber der Gestank des Todes folgte ihr den ganzen Weg zurück zu ihrem Gemach.

33
    Travis ging den Korridor entlang, blickte nach rechts und nach links und fragte sich, ob er wohl gesehen worden war.
    Was glaubst du wohl, Travis? Das hier ist Spardis.

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