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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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mir, Orsith, aber darf ich fragen, wie Ihr das macht?«
    »Wie ich was mache, hübsche Frau?«
    »Schweben, ohne den Boden zu berühren.«
    Der Alte zuckte mit den knochigen Schultern. »Ich fürchte, ich weiß es nicht. Ich sitze einfach so still, wie ich nur kann, und denke an gar nichts, und nach einer Weile bemerke ich dann, dass der Boden ein ordentliches Stück von mir entfernt ist.«
    Lirith lächelte und nickte, als würde sie wissen, wovon er da sprach, aber Durge runzelte die Stirn.
    »Und wo sollen wir sitzen?«, fragte er grollend.
    Orsith lächelte. »Nun, mein ernster Freund, Ihr dürft überall Platz nehmen.«
    »Aber hier kann man sich nirgendwo hinsetzen«, erwiderte Durge.
    Orsith legte den Kopf schief. »Das ist aber seltsam. Ich war der Meinung, man könnte sich überall hinsetzen.«
    Aryn lachte und setzte sich auf den Boden.
    »Ja, so ist es richtig, meine Liebe«, sagte Orsith. »Was für beeindruckende Augen Ihr doch habt. Habt Ihr die blauen Perlen im Kaiserpalast gesehen? Auf der ganzen Welt gibt es kaum ein Dutzend davon. Aber verglichen mit Euren Augen sind sie nicht mehr als einfache Kieselsteine. Der Kaiser wird sie in dem Augenblick wegwerfen, in dem er Euch sieht.«
    Aryn stockte der Atem. Sie fühlte, wie Lirith ihr die Hand drückte, als sich die Hexe neben ihr hinsetzte. Falken folgte ihrem Beispiel, Durge schloss sich ihm an. Die Knie des Embarraners knirschten dabei auf alarmierende Weise.
    »Orsith«, sagte Melia, »es gibt viel zu besprechen. Es ist so lange her, dass ich Euch gesehen habe.«
    »Ich glaube, als Ihr das letzte Mal in Tarras wart, war mein Bart beträchtlich kürzer und dunkler.«
    Bedauern flackerte kurz auf Melias Gesicht auf. »Das war er, Orsith. Aber wir werden uns ein anderes Mal über die vergangenen Jahre unterhalten müssen. Jetzt müsst Ihr mir alles erzählen, was Ihr über den armen Ondo wisst.«
    Der Humor in Orsiths Miene wurde von tiefem Ernst ersetzt. »Ich fürchte, es wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, Euch mitzuteilen, was wir in Erfahrung bringen konnten. Für gewöhnlich zieht Mandu es vor, sich von den Streitereien und Rivalitäten der anderen Götter fern zu halten, aber selbst Er wurde von den Geschehnissen gezwungen, nun zu handeln. Ich habe den guten Landus in die Stadt geschickt, um für mich als Augen und Ohren zu dienen; das ist der Akoluth, der euch alle hereingeführt hat. Aber Landus hat auch nur das erfahren, was ich in meinem Herzen gehört habe und was Ihr zweifellos auch gehört habt – der Lärm, den alle Götter und ihre Anhänger veranstalten, weil sie alle zugleich reden.«
    Melia nickte. »Ja, das habe ich gehört. Es ist wie das Rauschen des Ozeans.«
    »Anscheinend hat jeder Tempel alle anderen der Spionage, der Verschwörung und der Zersetzung beschuldigt«, fuhr Orsith fort. »Was natürlich gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt ist. Schließlich ist das hier Tarras. Doch all ihrer Machenschaften zum Trotz scheint keiner der Tempel zu wissen, wer diese monströse Tat verübt hat. Und nicht nur Ondo wurde uns genommen. Sieben Priester und Priesterinnen, alle von verschiedenen Tempeln, wurden ermordet. Diese schrecklichen Taten weisen auch kein Muster auf. Soweit wir es sagen können, sind die Morde vollkommen zufällig geschehen.«
    »Ich will Euch nicht zu nahe treten, Orsith«, sagte Falken, »aber hat es unter den verschiedenen Tempeln nicht schon immer starke Rivalitäten gegeben?«
    »Das ist richtig. Obwohl Mandu sich nur ausgesprochen selten an solchen Aktivitäten beteiligt hat, ist es nicht ungewöhnlich, dass die Götter in dem Bemühen, mehr Anhänger zu gewinnen oder ihre Stellung in der Stadt zu verbessern, Intrigen schmieden, Bündnisse schließen und sie wieder brechen. Und ich fürchte, dass ein paar der mit weniger Skrupel behafteten Tempel gelegentlich auch zu finsteren Methoden gegriffen haben. Das ist nicht das erste Mal, dass das Blut von Priestern vergossen wurde. Aber in der zweitausendjährigen Geschichte von Tarras ist nie etwas Vergleichbares vorgefallen. Ein Gott ist nicht mehr.«
    Melia ballte die zierlichen Hände zu Fäusten. »Aber was unternimmt die Etherion?«
    »Leider nur sehr wenig«, erwiderte Orsith. »Hauptsächlich streiten sie und äußern Beschuldigungen.«
    »Die Etherion?«, fragte Aryn. »Was ist das?«
    Falken antwortete ihr. »Das ist die Versammlung sämtlicher Tempel von Tarras. Dort treffen die Priester zusammen, um über wichtige Dinge zu diskutieren. Oder

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