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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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»Doyle.«
    »Sind Sie noch immer da, Ananda?« Der Doktor drehte sich um, er riss die Augen auf. »Mein Gott!«
    Er warf sich der Wand entgegen, auf eine rote Taste zu, die dort schimmerte. Aufkreischend warf sich die Schim-Pansi auf ihn. Sie erreichte den Doktor in genau dem Augenblick, in dem seine Hand gegen die Taste schlug. Ein schrilles Heulen durchschnitt die Luft, Lichter blitzten auf. Der Doktor schrie auf, als er zusammen mit der Schim-Pansi rückwärts taumelte.
    »Ellie!«, rief Ananda. »Nein!«
    Lange, schwarze Finger schlossen sich um den Hals des Mannes, dann stieß die Schim-Pansi ein weiteres Kreischen aus, während sie zudrückte. Sein Hinterkopf schlug hart auf dem Boden auf. Er erschlaffte, und die Schim-Pansi schaute auf. Trauer lag in ihren braunen Augen. Sowie ein fahles Leuchten.
    Der Alarm schrillte noch immer. Die Wächter würden jeden Augenblick hier sein. Beltan ging mit steifen, schnellen Schritten auf Larsen zu.
    »Bitte«, flüsterte sie. »Bitte, töte mich nicht.«
    Beltan griff mit seinen großen Händen zu. »Tut mir Leid.«
    Er nahm ihren Hals, drückte zu. Ihre Augen quollen hervor. Sie riss an seinen Händen, konnte seinen Griff aber nicht brechen. Er verstärkte den Druck …
     … und erstarrte.
    Was ist? Bist du ein Schwächling, Junge? Erledige sie.
    Der schmucklose Korridor war verschwunden. Beltan stand in einem winterlichen Wald und kniete im blutrot verfärbten Schnee. Vor ihm lag eine junge Hirschkuh, deren Flanken bebten, als sie nach Luft rang. Luftblasen sprudelten um den Pfeil herum, der in ihrer Seite steckte.
    Ich sagte, erledige sie!
    Sie war so wunderschön. So schwach. Er konnte es nicht tun.
    Ein verächtliches Schnauben. Eine starke Hand entriss ihm das Messer. Die Hand seines Vaters.
    Dann mache ich es eben selbst, wenn du so ein Feigling bist. Du bist wie ein Mädchen und nicht wie ein Sohn von meinem Fleisch und Blut.
    Beldreas machte eine schnelle, schneidende Bewegung, ein roter Strom sprudelte dampfend in den Schnee.
    Der Korridor nahm wieder Gestalt an. Beltan lockerte seinen Griff. Larsen würgte, holte keuchend Luft.
    Er konnte es nicht tun. Ganz egal, was sie ihm angetan hatte, sie hatte es nicht verdient, dass sie auf diese Weise umkam.
    Er stieß sie von sich. Sie prallte gegen die Wand, rutschte daran zu Boden und starrte zu ihm hoch. Er grinste wieder, legte einen Finger an die Lippen. Keinen Laut.
    Er trat über den am Boden liegenden Doktor. Die Augen des Mannes starrten nach oben; sie waren tot. Jenseits der Öffnung befand sich eine ebene Fläche, die von einer Art Drahtzaun eingefasst wurde. Fünf lange, schwarze, kantige Gerätschaften standen dort parallel zueinander angeordnet, und von ihnen ging das Tosen aus. Beltan glaubte zu wissen, worum es sich bei ihnen handelte. Travis hatte ihm solche Dinge beschrieben. Das waren die Lastwagen, von denen der Wächter gesprochen hatte. Wagen, mit denen man etwas transportierte. Der scharfe Wind ließ ihn blinzeln, dann trat er durch die Tür.
    Hinter ihm übertönte ein Schrei das Jaulen der Sirenen.
    »Hier – er ist hier unten! O Gott, helft mir, ich glaube, Doyle ist tot.«
    Also war Dr. Larsen seinem Wunsch nach Schweigen nicht gefolgt. Stiefel donnerten heran. Beltan drehte sich rechtzeitig um, um zwei der schwarz gekleideten Wachen den Korridor entlanggestürmt kommen zu sehen. Sie passierten Larsen, die noch immer zusammengesunken auf dem Boden hockte, und sprangen über die Leiche des Mannes, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Einer der Wächter war schneller als sein Kamerad. Er erreichte Beltan als Erster. Der Mann schlang einen dicken Arm um Beltans Hals und stellte einen Fuß hinter sein Bein, offensichtlich in der Annahme, dass es einfach sein würde, diesen dürren, fast nackten Mann zu überwältigen.
    Beltan stieß einen Schrei aus, der zu einem Teil aus Wut, zu einem anderem Teil aber auch aus Freude bestand. Er ergriff den Arm des Mannes, verdrehte ihn, dann trat er über das Bein des Gegners hinweg und klemmte es mit dem eigenen ein. Bei Vathris, das war leicht. Er stemmte sich gegen den Wächter. Der Mann schrie auf – mehr vor Überraschung als aus Schmerz – und beugte sich zurück. Sein Bein gab mit einem feuchten Knacken nach. Das zersplitterte Ende seines Oberschenkelknochens stach durch den schwarzen Hosenstoff, begleitetet von einem dunklen Blutstrom. Jetzt wurde aus dem Schrei Schmerzensgeheul. Er stürzte zu Boden, wand sich hin und her. Beltan

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