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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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vergiftet? Als er den Blick wieder freiblinzeln konnte, sah er zwei schwarze Türen über sich aufragen. Eine Hand öffnete die Türen. Sie luden ihn in einen der Lastwagen. Aber die anderen kamen, die Feinde seiner Häscher. Aber sie würden nie erfahren, wo er war.
    Hände griffen nach ihm herab. Es blieb keine Zeit mehr. Beltan erschlaffte. Damit hatten sie nicht gerechnet. Er sackte nach vorn gegen den Türflügel, der noch geschlossen war. Er wurde von einer Schmutzschicht bedeckt. Schnell drückte er den Finger auf die Tür. Er musste ein Zeichen machen, etwas, das die anderen verstehen würden. Aber er war nie gut im Schreiben gewesen. Er konnte nicht denken. Raue Hände rissen ihn bereits zurück. Dann sah er es – ein Symbol, an das er sich erinnerte.
    Seine Finger zitterten, sie zogen ihn. Er konnte nicht sicher sein, dass er das Symbol richtig hinbekommen hatte. Dann hoben ihn Hände in einen dunklen, lang gezogenen Raum. Hier war es eng, weil alles voll gestellt war. Sie schoben ihn an Reihen von Stahlkäfigen vorbei. Einer stand leer und geöffnet da. Die Hände zwangen ihn dort hinein.
    Nein, nicht!, wollte er schreien, aber aus seinem Mund kamen andere Worte.
    »Fa! Oel im ethala inhar!«
    Die Hände drückten stärker. Er krümmte sich in der Stahlkiste zusammen wie ein Baby in einem kalten, leblosen Mutterbauch. Die Gittertür schlug mit einem metallischen Klirren zu, das sich noch einmal wiederholte, als ein Riegel einrastete. Außerhalb der Kiste zogen sich Schatten zurück. Mit einem lauten Dröhnen schloss sich die Tür des Lastwagens.
    »Es tut mir Leid, Mylady«, flüsterte er.
    Aber sie konnte ihn nicht hören. Er war ein Feigling und ein Schwächling, genau wie sein Vater gesagt hatte. Sie war für ihn gestorben, und jetzt war er allein.
    Ein leises Geräusch ertönte, das an das Bimmeln kleiner Glöckchen erinnerte.
    Er spitzte die Ohren. Der Laut ertönte erneut und ließ ihn an Eis in einer sternenübersäten Nacht denken. Plötzlich war das Kribbeln wieder da, erfüllte seinen ganzen Körper, und der Nebel schien ein Stück zurückzuweichen. Beltan bewegte sich und schaute aus einem kleinen Schlitz in der Kistenwand.
    Im Inneren des Lastwagens hätte es dunkel sein müssen, aber das war es nicht. Ein weiches, silbriges Licht erhellte die Kisten und Kästen. Die meisten waren aus Stahl, so wie sein Gefängnis, aber eine war anders. Sie war kleiner und schien aus Stein gefertigt zu sein; ihre Oberfläche wurde von seltsamen, rechteckigen Symbolen bedeckt.
    Das Licht wurde heller. Beltan sah, dass es aus einer der Stahlkisten kam, die ganz in seiner Nähe stand. Etwas bewegte sich darin, entfaltete sich hinter dem Drahtgitter; es waren lange, schlanke Glieder. Das Kribbeln wurde stärker, es war ein Gefühl, als würde gleich ein Blitz einschlagen. Beltan vergaß die Müdigkeit, er vergaß auch die Furcht, obwohl sich der Lastwagen in diesem Augenblick in Bewegung setzte.
    Er drückte das Gesicht gegen das Gitter. »Wer bist du?«
    Das Wesen in seinem Käfig hob einen langen, runden Kopf und schaute ihn mit schräg stehenden Augen an, die wie weiße, abgründige Juwelen aussahen.

10
    »Wie lange noch?«, fragte Grace, die in der Dunkelheit des Viadukts neben einer Pfütze kauerte.
    Travis runzelte unwillig die Stirn. »Du meinst, seit dem letzten Mal, als du diese Frage vor genau siebzehn Sekunden gestellt hast?«
    Grace gab eine wütende Antwort, aber ihre Worte wurden übertönt, als ein besonders schwerer Lastwagen oben über den Viadukt brauste. Zementflocken rieselten wie harter Schnee in die Tiefe. Travis wusste, dass die eigentliche Frage nicht gelautet hatte, wie lange sie noch auf den Anruf der Sucher warten mussten, sondern wie viel Zeit ihnen noch blieb, bevor die Überführung auf sie herabstürzte.
    »Es ist fast so weit«, sagte Vani. Sie kauerte neben dem Fundament einer Zementsäule und blickte mit angespanntem Gesichtsausdruck in das graue Licht des Tages.
    »Danke«, sagte Grace. Sie warf Travis einen mürrischen Blick zu.
    Er erwiderte ihn. »Na schön. Vertrau nur der rätselhaften Frau von der mittelalterlichen Welt, die nicht mal eine Uhr hat.«
    Allerdings hatte er das Gefühl, dass Vani zu den Menschen gehörte, die die Zeit auch ohne Digitaluhr bestimmen konnten. Vermutlich zählte sie im Hinterkopf unablässig die verstreichenden Sekunden. Bestimmt konnte sie auch im Regen mit zwei Q-tips Feuer machen und einen Wagen mit einem Kaugummipapier und einem Stück

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