Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
schlug einen Akkord auf der Laute. »Ich glaube, dieses Lied passt für diesen Ort und diese Nacht. Es heißt ›Ulthers Hinterhalt.‹ Es ist ein Lied über den Süden und den Norden, und wie beide vor langer Zeit zusammenkamen.
    Mit Fellring, dem Schwert aus Elfenschmieden, durchbohrte Ulther des Fahlen König Herz …
Die magische Klinge brach entzwei,
aber Berash blieb am Boden liegen.
 
Dann schritten die Runenmeister ins Tal hinab,
das Tor von Imbrifale mit Magie zu binden …
Auch die Hexen mit ihrer Zauberkunst,
webten Bollwerke voll finstrer Gefahren.
 
Lord Ulther kniete vor der Kaiserin,
und sie schlossen einen Pakt …
Sie begründeten die Wacht von Malachor,
auf dass die Schatten nie wieder an Macht gewannen.«
    Die letzten Töne der Musik des Barden verklangen, und die Nacht war still. Die Mournisch sahen den Barden noch immer an, auf ihren Gesichtern lag ein seltsamer Ernst. Dann stellten sie sich zu zweit oder zu dritt hin, verbeugten sich vor Falken und Melia, und verließen den Feuerkreis. Wenige Augenblicke später standen die acht Gefährten allein im Feuerlicht; nur noch Vani und Sareth waren da.
    »Ich schätze, die Party ist vorbei«, sagte Travis zu Grace.
    Sie starrte ins Feuer und hielt den Anhänger fest umklammert, der an ihrem Hals hing.
    »Grace, was ist?«
    »Das Lied. Ich … ich kenne es.«
    »Vielleicht hast du Falken es schon einmal singen hören.«
    »Nein, das ist es nicht.«
    Grace ging zu dem Barden, der gerade die Laute wieder in ihrem Kasten verstaute.
    »Falken, könntet Ihr noch einmal die Musik der ersten Strophe spielen?«
    Melia glättete ihr weißes Kleid auf den Kissen, auf denen sie saß. »Wozu, meine Liebe?«
    »Ich weiß es nicht. Falken?«
    Der Barde nickte. »Sicher.«
    Er holte seine Laute wieder hervor und fing an, die bekannte Melodie von ›Ulthers Hinterhalt‹ zu zupfen. Dann fing Grace mit heiserer Stimme an zu singen.
    »Der Abschiedsworte dunkler Sang
Erfüllt das Herz mit dunklem Klang. Wie ein Vorhang fällt der Regen
Beginnt sich übers Land zu legen.«
    Falken hörte auf zu spielen. Er sah Grace durchbohrend an. »Ich habe noch nie gehört, dass jemand diese Worte zu dieser Melodie singt.«
    Melia stand auf. »Aber es klingt ähnlich, nicht wahr?«
    Falken nickte. »Ja, schon …«
    »Der Abschiedsworte dunkler Sang …« Grace schaute auf. Sie sah jetzt ebenfalls überrascht aus. »Aber ich habe dieses Lied als Kind gesungen. Ich verstehe das nicht.«
    Sareth trat vor; das Licht des Feuers ließ seine scharf geschnittenen Züge hervortreten. »Vielleicht könnt ihr über dieses Geheimnis später nachgrübeln. Ich glaube, für uns ist die Zeit gekommen, uns zu unterhalten.«

22
    Das Feuer brannte zu einem Kreis aus ausgeglühten Scheiten nieder, während Vani von den drei Jahren erzählte, die sie auf der Erde verbracht hatte. Wie sie nach jenen gesucht hatte, die vom Schicksal auserwählt waren, Morindu die Finstere von dem verfluchten Sand der Morgolthi zu befreien, wie sie durch Sareths Botschaft erfahren hatte, dass Travis und Grace die Gesuchten waren, und wie sie an jenem letzten, Furcht einflößenden Tag vor Duratek und den Gorleths aus Denver geflohen waren.
    Erst als Aryn das Wort ergriff, wurde sich Travis bewusst, dass Vani ihre Geschichte beendet hatte. Die junge Baronesse machte große Augen, als sie Grace und Travis ansah.
    »Ihr seid also dazu bestimmt, den Mournisch dabei zu helfen, die verlorene Stadt ihrer Vorfahren zu finden?«
    »Die legendäre Stadt Morindu«, sagte Falken. »Aber wie kann das sein? Was haben Travis und Grace mit der Stadt der Finsternis zu tun?« Er sah Melia fragend an.
    Die Lady mit den bernsteinfarbenen Augen zuckte mit den Schultern und setzte sich auf ihren Kissen zurecht. »Nun, frag mich nicht. Ich war nicht mal geboren, als die Städte von Amún im Krieg der Zauberer zerstört wurden. Genauso wenig wie meine Brüder und Schwestern.«
    »Nein«, sagte Falken und rieb sich das Kinn. »Nein, das waren sie nicht.«
    »Wie, Vani?«, fragte Grace schlicht. »Ich würde dir gern helfen, allein schon, um dir für das zu danken, was du für uns getan hast, aber wie sollen wir eine Stadt finden, die seit Jahrtausenden verschollen ist?«
    »Wir hatten eigentlich die Hoffnung, dass einer von euch beiden eine Idee hätte. Die T’hot -Karten haben uns nur gesagt, dass es euer Schicksal ist, Morindu die Finstere zum Vorschein zu bringen.«
    Travis stöhnte auf. »Du meinst, ihr habt nicht die geringste

Weitere Kostenlose Bücher