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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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gefunden haben, den Dämon für ihre Zwecke zu benutzen, ohne ihn zu befreien.«
    »Für ihre eigenen Zwecke«, wiederholte Melia, und ihre Stimme schwoll wütend an. »Ihr meint, die Götter zu ermorden!«
    Sareth sah Melia ernst an. »Nein, große Lady, darum geht es nicht. Die Scirathi benutzen den Dämon nicht, weil sie Götter ermorden wollen. Der Tod der Götter soll die Kreatur lediglich beschwichtigen, es ist der Versuch, sie zu sättigen. Und zwar, damit sie problemlos an ihr vorbei können.«
    »Ihr meint, die Scirathi opfern dem Dämon Götter, nur um ihn gefahrlos passieren zu können?«, rief Falken aus.
    Melia zitterte vor Wut. »Das ist … das ist völlig obszön!«
    Travis’ Herz pochte in seiner Brust. Etwas stimmte hier nicht – und damit meinte er nicht nur die Existenz des uralten Ungeheuers oder den sinnlosen Tod der drei Götter. Dann begriff er plötzlich mit einem Schaudern.
    »Sareth, die Scirathi opfern dem Dämon Götter, um ihn zu sättigen.«
    »Das ist richtig.«
    »Aber Ihr habt auch gesagt, dass die Dämonen nicht gesättigt werden können, ganz egal wie viel sie verschlingen.«
    »Auch das ist richtig.«
    »Also was hält den Dämon dann davon ab, stärker zu werden, wenn er frisst, und zwar stark genug, um die Fesseln irgendwann abzuschütteln und sich ganz zu befreien?«
    Sareth blickte sein Holzbein an und schwieg.

23
    Vani brach schließlich das Schweigen.
    »Bruder, du musst uns noch erzählen, wie du von dem Dämon unter Tarras erfahren hast.«
    Sareth senkte den Kopf, und er schien etwas zu murmeln. Sammelte er seine Gedanken? Oder war es ein Gebet? Bevor Travis zu einem Schluss kam, schaute der Mournisch auf, und sein Blick war gequält.
    »Ich habe vor zwei Jahren von dem Dämon erfahren – kurz nachdem du uns verlassen hattest, Vani. Ein Derwisch kam zu uns ins Lager, das sich am Fuß der Leichentuchberge befand.«
    »Ein Derwisch?« Falkens Frage überraschte Travis. Er hatte immer angenommen, dass Falken alles über die Menschen und die Geschichte Eldhs wusste. Aber offensichtlich wies selbst das Wissen des uralten Barden Lücken auf.
    »Den Mournisch ist das Wirken von Blutzauberei verboten, bis wir Morindu die Finstere zurückerlangt haben, damit wir nicht wie die Scirathi werden – nur nach Macht strebend. Doch es gibt jene, die sich entschieden haben, diese Gesetze nicht zu befolgen, und die losziehen, um alle Geheimnisse der Zauberei zu meistern, die sie aufspüren können. Das sind die Derwische. Die meisten von ihnen sind wahnsinnig – das ist der Preis, den sie für ihre Einsamkeit und die Geheimnisse, die sie ergründen, bezahlen müssen. Und dieser Derwisch bot keine Ausnahme. Er war im Begriff zu sterben, als er in die Karawane stolperte. Ich glaube, das war der einzige Grund, aus dem er mit mir sprach, um vor seinem Tod noch mit den Geheimnissen zu prahlen, die er erfahren hatte. Er war so ausgetrocknet und dürr wie in der Wüste verlorene Knochen, und sein Gesicht war eine Maske aus Schorf und Fliegen. Er behauptete, aus der Morgolthi zu kommen, dem Hungernden Land, und ich bezweifelte es nicht. Er behauptete, er hätte dort im brennenden Sand gegraben. Und das hier gefunden …«
    Sareth zog etwas aus der Tasche. Für Travis sah es wie eine dicke, keilförmige Tonscherbe aus, die mit eckigen Symbolen markiert war.
    »Ich wachte die ganze Nacht neben ihm, und er redete im Schlaf. Er verbrannte vor Fieber, und nur wenig von dem, was er sagte, ergab einen Sinn. Aber ein paar Worte wiederholte er immer wieder. Der Finstere wird sich wieder erheben, sagte er. Und Sein Blut ist der Schlüssel. Im Morgengrauen sah ich zu, wie das Leben ihn verließ, und wir begruben ihn dort.«
    Vani nahm Sareth die Tonscherbe ab. »Was ist das? Wofür hat der Derwisch sein Leben gegeben, um es aus dem Sand der Morgolthi auszugraben?«
    »Es ist ein Stück einer Tafel«, sagte Sareth. »Das war mir sofort klar, obwohl ich sie nicht entziffern konnte. Aber Mirgeth konnte es, als ich sie ihm zeigte. Das ist die uralte Schrift von Amún.«
    »Was steht dort?«, fragte Falken.
    »Nur wenig. Ein paar Wortfragmente, genug, um uns wissen zu lassen, dass es während des Krieges der Zauberer geschrieben wurde, aber das war es auch schon. Ich wollte den Derwisch und seine Fieberfantasien vergessen, als mir Mirgeth die Scherbe zurückgab und ich sie fallen ließ. Sie landete auf dem Boden und …«
    Sareth nahm die Scherbe wieder von Vani entgegen. Vorsichtig teilte er sie in

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