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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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ballte sich zur Faust. »Dieses … dieses Flittchen. Sie glaubt doch wohl nicht, sie könnte Durge haben, oder?«
    »Nein, Schwester. Sie können nicht …« Liriths Stimme schwankte, ihre Miene war plötzlich bedrückt. »Ich habe gehört, dass die Mournisch nicht außerhalb ihres Klans heiraten können.«
    Aryn schien das zu überraschen, aber Lirith wandte sich vom Feuer ab. Ihr Gesicht verschwand in den Schatten. Hatte Lirith zu viel von dem schweren Wein getrunken? Travis wollte etwas sagen, dann zögerte er. Da stand eine andere Gestalt abseits vom Licht und der Musik. Trotz der Dunkelheit konnten Travis’ neue Augen den anderen deutlich erkennen. Er zögerte, dann verließ er Lirith und Aryn und ging zu dem Schatten unter den Bäumen herüber.
    »Beltan, was tust du hier?«
    Der Ritter starrte in seinen Becher; er war noch immer voll. »Ich fürchte, ich bin nicht in der richtigen Stimmung für ein fröhliches Fest.«
    »Dann fürchte ich, dass der Elf dich nicht geheilt hat, jedenfalls nicht richtig.«
    »Das ist es nicht. Der Elf hat mich ordentlich zusammengeflickt. Ich schätze, ich schulde ihm deshalb meinen Dank.«
    Travis trat näher an ihn heran. Abseits des Feuers war es überraschend kühl. Er konnte die Hitze spüren, die von dem anderen Mann ausging.
    »Was ist es dann?«
    Beltan schwieg, das Licht des Feuers spiegelte sich in seinen Augen. »Ich habe etwas über mich erfahren, Travis. Auf Schloss Spardis, in den Bädern. Dakarreth hat es mir verraten. Es … es ist etwas, das ich getan habe. Ein schreckliches Verbrechen.«
    Der große Ritter zitterte am ganzen Körper. Was stimmte nur nicht mit ihm? Travis wusste es nicht, aber eines war ihm klar: Den Worten eines Nekromanten war nicht zu trauen. Er nahm die freie Hand des Ritters und hielt sie zwischen seinen.
    »Beltan, ich weiß nicht, was Dakarreth dir gesagt hat, aber er war böse – er wollte dich verletzen. Es kann nicht stimmen.«
    »Nein, es ist wahr«, sagte Beltan heiser. »Ich weiß es. Vor fünf Jahren, auf Schloss Calavere … ich war einer der …«
    Beltan brachte den Satz nicht zu Ende. In Denver hatte sich Travis im Krankenhaus getraut, sich nach unten zu beugen und seine Lippen auf die des Ritters zu pressen. Aber das war ein feiger Akt gewesen, einer der Beteiligten konnte nicht reagieren – oder sich zurückziehen. Travis atmete aus, dann beugte er sich vor und brachte seine Lippen näher an die des anderen Mannes.
    »Travis? Wo steckst du?«
    Er holte wieder Luft und trat zurück. Beltan starrte ihn verwirrt an, die Hände auf halbem Weg erstarrt, aber Travis konnte nicht sagen, ob er nach ihm greifen oder ihn abwehren wollte. Bewegung kam in die Dunkelheit, dann trat eine schlanke Gestalt ins Mondlicht.
    »Du solltest zurück zum Feuer kommen«, sagte Vani. »Ihr beide.«
    Beltan kniff die Augen zusammen. »Uns geht es hier sehr gut.«
    Travis hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, etwas zu sagen. »Was ist denn, Vani? Müssen wir nach den Scirathi Ausschau halten? Du hast gesagt, sie könnten hier in Tarras sein.«
    Sie löste den Blick von Beltan. »Sie sind tatsächlich in Tarras«, sagte sie kurz angebunden. »Sareth hat mir berichtet, dass er ihre Zeichen gesehen hat. Aber ich glaube nicht, dass sie uns offen angreifen, nicht hier bei der Karawane. Sie haben noch immer eine gewisse Furcht vor den Mournisch. Was auch besser für sie ist.«
    Travis dachte darüber nach. »Dein Volk besteht ebenfalls aus Zauberern, nicht wahr, Vani?«
    »Nein, bis wir nach Morindu der Finsteren zurückkehren, ist es uns verboten, die Blutzauberei auszuüben. Aber wir haben andere … Möglichkeiten, die Scirathi fern zu halten.«
    Travis musterte ihre schlanke Gestalt, ihren lockeren Stand. Vermutlich hatten sie das. Dinge wie die T’gol.
    Beltan schien Travis’ Blick zu bemerken, denn er runzelte die Stirn.
    »Kommt schon«, sagte Travis, der plötzlich wieder im Licht stehen wollte. »Lasst uns zurück zum Feuer gehen.«
    Die Mournisch hatten gerade von Falken ein Lied erbeten, und sie legten ihre Trommeln und Flöten weg, um dem Barden zuzusehen. Travis entdeckte Grace, Melia und die anderen und ging auf sie zu; Beltan und Vani folgten ihm. Grace schaute auf und lächelte ihn an, und er erwiderte das Lächeln. Doch sein Lächeln verschwand einen Augenblick später. In den Schatten jenseits des Feuers war gerade etwas passiert. Er hatte Beltan küssen wollen. Warum war er nur zurückgeschreckt?
    Falken erhob sich und

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