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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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eine Party schmiss, gehörte jedoch offensichtlich nicht dazu.
    Travis beobachtete, wie von einem riesigen Feuer Funken zu den seltsamen Sternen am Himmel emporstoben, begleitet von ausgelassener Musik. Sein Magen schien mehr scharf gewürztes Fleisch, Brotfladen und Oliven zu beinhalten, als physisch eigentlich möglich war, und er hielt einen Becher mit einem roten, feurigen Wein in der Hand – die angenehme Wärme, die er verspürte, kam nicht allein von dem Feuer.
    Er stand neben Aryn, Lirith und Durge am Rand des Lichtkreises, während der Rest der Gefährten auf der anderen Seite versammelt war. Melia und Falken saßen auf einem Haufen Kissen, als wären sie königliche Gäste. Ein paar Mournisch saßen auf dem Boden und machten mit Trommeln, Holzflöten, Dingern, die wie Fiedeln aussahen, und Instrumenten aus Knochen, die Travis unbekannt waren, laute Musik.
    Die Mournisch, die keine Musik machten, tanzten zu den Klängen und wirbelten in Mustern umher, die völlig chaotisch erschienen, dann aber plötzlich dennoch zu präzisen Kreisen oder miteinander verbundenen Rechtecken wurden, nur um sich genauso schnell wieder in wirbelnde Farben aufzulösen. Selbst die Kinder machten Musik und tanzten; die Mädchen trugen helle Kleider und Halstücher, die Jungen lose fallende Hosen und bunte Westen.
    Jeder Mournisch trug Schmuck, egal ob Säugling oder Greis: Armreifen, Halsketten, Ringe an den Fingern, den Zehen, ihren Nasen und Ohren. Allerdings fiel Travis auf, dass allein Vani mit den seltsamen Symbolen tätowiert war, die sich ihre Arme hinauf um ihren Hals schlängelten. Grace hatte gesagt, es seien Symbole ihrer Ausbildung. Ihrer Fertigkeiten als T’gol.
    Sie ist eine Meuchelmörderin, Travis. Das ist es, was T’gol tun. Vani ist seit frühester Kindheit in der Kunst ausgebildet worden, Menschen auf die schnellste und effektivste Art und Weise zu töten.
    Travis schaute über das Feuer hinweg. Einen Augenblick lang erwiderten goldene Augen seinen Blick, dann wandten sie sich ab.
    Früher am Abend waren Grace und er kurz von dem Feuer weggegangen, um miteinander zu sprechen.
    Sie glauben, du bist A’narai, Travis.
    A’narai?
    Es bedeutet schicksalslos. Vanis und Sareths Großmutter sagte, du hättest weder Vergangenheit noch Zukunft, weil deine Hände keine Linien mehr haben.
    Das also haben sie gemeint. Die alte Frau – sie hat gesagt, mein Schicksal wäre es nicht, Morindu auszugraben, sondern es sei das Schicksal der Mournisch, Morindu durch mich wiederzuerlangen. Irgendwie ergab das keinen großen Sinn.
    Stimmt. Und noch weniger Sinn macht es, dass sie glauben, ich sie diejenige, die dich zur verlorenen Stadt Morindu führt, damit du sie für die Mournisch der Wüste entreißen kannst. Ihr zufolge ist das mein Schicksal.
    Und was glaubst du, dass dein Schicksal ist, Grace?
    Aber darauf hatte sie keine Antwort gegeben, und Travis hatte sich nicht entscheiden können, was schlimmer war. Sein Schicksal zu kennen – oder überhaupt keins zu haben.
    Farben wirbelten vor Travis’ Augen, und als sie zur Ruhe kamen, erkannte er eine Mournisch, die mit juwelengeschmückten Tüchern bekleidet war.
    »Tanzt mit mir«, sagte sie mit melodischer Stimme.
    Travis wollte stotternd ablehnen, als er erkannte, dass sie nicht ihn, sondern Durge ansah – oder vielmehr Durges muskulöse Brust, die unter der offen stehenden Weste sichtbar war. Der Embarraner verschränkte schnell die Arme, aber das ließ seine Muskeln nur noch mehr anschwellen. Die Mournisch warf einen Schal um seinen Hals und zog ihn zur Musik und ins Licht.
    »Das geziemt sich nicht, Mylady«, stotterte Durge.
    »Bei meinem Volk ist das völlig in Ordnung, Sayeh. Und Ihr seid im Moment bei meinem Volk.«
    Durge warf Travis einen verzweifelten Blick zu, aber der grinste nur und winkte, da er genau wusste, dass er nichts tun konnte, um den unglückseligen Ritter zu retten. Die Mournisch zog ihn mit dem Tuch in die Menge.
    »Armer Durge«, sagte Aryn seufzend. »Es muss ihm schrecklich peinlich sein.«
    »Ich glaube, er schlägt sich sehr gut«, sagte Lirith mit einem Lachen.
    Die Hexe hatte Recht. Die Mournisch benutzte ihre Tücher, um Durge in den Tanz zu führen, aber der Ritter schien die komplizierten Schritte in wenigen Augenblicken gemeistert zu haben und bewegte sich in perfekter Übereinstimmung mit der Frau. Sie senkte das Tuch, bis es seine Hüften umschlang, und zog ihn näher an sich heran.
    Aryn kniff die Augen zusammen, ihre linke Hand

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