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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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dass die Krieger in der letzten Schlacht auf der Seite des Runenbrechers kämpfen wollten. Also hatten sie beim Weben des Musters entschieden, gegen die Männer von Vathris zu arbeiten.
    Und wegen des Musters konnte Aryn König Boreas mit keinem Wort darüber informieren.
    Es war erst wenige Wochen her, dass sie endgültig begriffen hatte, was es wirklich bedeutete, in das Muster eingebunden zu sein. Ivalaine hatte ihr befohlen, Melia und Falken nach Tarras zu folgen, sie im Auge zu behalten und sofort Bescheid zu geben, wenn Travis Wilder nach Eldh zurückkehrte. Dann kehrte Travis zurück. Aber bei dem chaotischen Kampf gegen die Zauberer von Scirath und den Dämon war keine Zeit gewesen, Ivalaine einen Brief zu schreiben, und dann war Travis so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war.
    In ihrer Verzweiflung war es ihr zuerst leicht gefallen, nicht an Ivalaines Befehl zu denken. Aber schon bald kehrten die Gedanken an die Pflicht zurück. Sie fand sich mit Feder und Pergament in der Hand wieder, ohne sie bewusst geholt zu haben; es kostete sie größte Anstrengungen, sie zur Seite zu legen. Wie konnte sie Ivalaine über Travis Bericht erstatten, wenn sie nicht einmal mit Grace über alles gesprochen hatte? Sie wusste, dass Grace viel für Travis Wilder empfand. Und wenn sie ihn jemals fanden, wollten die Hexen ihn einsperren. Grace verdiente es, die Wahrheit zu erfahren. Aber jedes Mal, wenn Aryn ihr von dem Muster erzählen wollte, erstarrte sie und war unfähig, die nötigen Wörter zu formen.
    Vielleicht gehörte es zur Magie des Musters, dass es nicht jenen enthüllt werden konnte, deren Lebensfäden nicht mit ihm verwoben waren. Aber Aryns Faden war gebunden, und jeden verstreichenden Tag, an dem sie den Brief an Ivalaine nicht schrieb, wurden die Gedanken in ihrem Kopf lauter und schriller, bis sie wie ein Schwarm Fledermäuse waren, die kreischend aus einer Höhlenöffnung geflattert kamen und sich auf sie stürzten. Noch schlimmer war es sogar, wenn sie die Gabe benutzte. Der Aufbruch nach Calavere half auch nicht. Melia hatte angefangen, ihr öfters besorgte Blicke zuzuwerfen, und Aryn war sich durchaus bewusst, dass sie vor sich hin murmelte und an ihren Haaren zog.
    Schließlich konnte sie nicht mehr widerstehen. In einem Augenblick, in dem sie fast dem Wahnsinn zu verfallen drohte, als sie vor Gendarra in einem Gasthaus übernachteten, schrieb Aryn einen Brief, in dem sie erklärte, wie Travis Wilder kurz erschienen und dann wieder gegangen war, dass Lirith mit ihm verschwunden war. Mit einem ihrer wenigen Juwelen bezahlte sie einen Boten, den Brief nach Ar-Tolor zu Königin Ivalaine zu bringen. Fast augenblicklich verstummten die schrill klagenden Stimmen in ihrem Kopf. Sie konnte die Gabe mühelos benutzen, um nach der Weltenkraft zu greifen, und sie genoss es. Auch wenn das Gefühl den Makel eines leisen Schuldgefühls trug.
    Du hättest eine Möglichkeit finden müssen, Grace von dem Muster zu erzählen.
    Aber selbst wenn ihr das gelungen wäre, nun war es zu spät. Grace war meilenweit weg. Soweit Aryn wusste, waren sie und die anderen bereits in Toringarth und spürten die Teile von Ulthers Schwert auf. Hätte es doch bloß eine Möglichkeit gegeben, über eine solche Distanz durch das Netz der Weltenkraft zu sprechen. Aber die gab es nicht, und sie wusste nicht, wann sie Grace wieder sehen würde.
    Als sie den Korridor betrat, der zu den königlichen Gemächern führte, erregte etwas ihre Aufmerksamkeit und lenkte sie von ihren Gedanken ab. Es war wie ein leises Geräusch oder ein Schatten, der im Augenwinkel vorbeihuschte, und sie griff schnell mit der Gabe zu und tastete. Da war nichts; sie war allein in dem Korridor.
    Aber die Netzfäden der Weltenkraft vibrierten noch immer kaum merklich, als hätte man erst vor Augenblicken etwas mit ihnen gewoben.
    Aryn gab die Weltenkraft frei und ließ zögernd ihre Wärme und ihr Licht aus den Fingern gleiten. Dann trat sie vor die Tür am Ende des Korridors. Das Wappen von Calavere war in sie eingelassen: zwei gekreuzte Schwerter über einer Krone mit neun Zacken. Aryn hob die gute linke Hand, aber bevor sie anklopfen konnte, rief eine barsche Stimme: »Kommt rein.«

26
    Der König saß in einem Stuhl, dessen Beine in Drachenklauen endeten, vor dem Feuer. Er sah nicht auf, als sie eintrat, sondern hielt den Blick auf die Flammen gerichtet. Eine der vor dem Kamin ausgestreckt liegenden Bulldoggen hob den Kopf, um Aryn anzuknurren, aber eine

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