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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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verändert hatten, seit sie Calavere verlassen hatte, dass sie sich verändert hatte, aber erst in diesem Augenblick wurde ihr klar, wie sehr. Hier stand Boreas, in jeder Hinsicht so stark und Furcht einflößend, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Und er bat sie um Hilfe.
    »Ihr seid mein König«, schaffte sie schließlich hervorzuwürgen. »Ich stehe unter Eurem Befehl.«
    Aber selbst als sie diese Worte sprach, fragte sie sich, ob das nicht bloß eine weitere Lüge war, und der Niedergeschlagenheit in seinem Blick nach zu urteilen, schien er sich diese Frage ebenfalls zu stellen. Dann war diese Betrübtheit blitzschnell verschwunden, und sie fragte sich, ob sie richtig gesehen hatte.
    Boreas klatschte in die Hände. »Das ist genug Gerede über den Krieg, Mylady. Lasst uns stattdessen über Eure Hochzeit sprechen.«
    Er zeigte auf eine Kommode, auf der ein Krug und Pokale standen. Aryn eilte dorthin und füllte die Pokale mit rotem Wein. Sie reichte dem König einen und trank dann gierig selbst.
    »Ich glaube, sie wird bald stattfinden«, fuhr der König fort. »Ich stelle mir vor, dass Ihr beim Fest der Erneuerung verheiratet seid.«
    »Wenn es Euer Majestät gefällt«, murmelte sie. »Und darf ich den Namen des Mannes erfahren, der mein Gemahl werden wird?«
    »Er wird in wenigen Tagen auf Calavere eintreffen. Ich werde ihn dann Euch und dem Rest des Hofes vorstellen.«
    Sie nickte. »Wie es Euer Majestät gefällt.« Es störte Aryn nicht, dass sie nicht wusste, wer er war. So blieben ihr noch ein paar Tage, in denen sie angenehmen Fantasien nachhängen konnte, dass ihr Gemahl noch über die meisten seiner Zähne verfügte und ohne ihre Hilfe den Nachttopf würde benutzen können.
    Boreas stellte den Pokal ab und betrachtete sie. »Das Schloss ist ohne Euch grauer gewesen. Ich habe Euch vermisst, Aryn.«
    Ihr Herz schmerzte so sehr, dass sie glaubte, es würde gleich zerspringen. »Und ich habe Euch vermisst, Vater.«
    Bevor sie es sich anders überlegen konnte, stellte sie den Pokal ab und warf sich in seine Arme, um ihn fest zu umarmen. Er stieß sie nicht weg, sondern legte die Arme um sie, und sie waren so stark, wie sie in Erinnerung hatte, und sie hüllten sie ein und ließen sie sich wieder wie ein kleines Mädchen fühlen. Sie drückte die Wange gegen seine Brust. Er roch nach dem Feuer und nach der freien Natur. Schließlich löste sie sich zögernd aus seinem Griff und trat zurück.
    »Ihr versteckt ihn nicht länger«, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. »Euren rechten Arm. Das sehe ich mit Freude. Ihr habt nichts, weswegen Ihr Euch schämen müsst. Vergesst das nie, Mylady.«
    Sie wischte sich mit der guten Hand über die Augen und nickte. »Das werde ich nicht, ich verspreche es Euer Majestät.«
    Er grinste sie an, und sie erwiderte den Ausdruck. Es schien, dass für den Moment, wenn auch nicht alles vergeben, es doch zumindest vergessen war. Trotzdem blieb eine Distanz zwischen ihnen, ein Abgrund, und Aryn wusste, dass er niemals wieder völlig überbrückt werden konnte.
    Er ist ein Krieger, ein Anhänger des Inneren Kreises von Vathris Stiertöter. Und du  …
    Aber was war sie? Eine Hexe, ja. Was Ivalaine in dem Brief geschrieben hatte, entsprach der Wahrheit; das war unbestritten. Aber was für eine Art Hexe war sie? Keine wie Belira und ihre bösartigen Freundinnen, die sie allein deswegen verspottet hatten, weil sie anders aussah. Aber auch keine wie Schwester Liendra, die die ältesten und weisesten Hexen an den Rand des Musters gedrängt hatte und die sie aufgerufen hatte, den Kriegern von Vathris in offenem Kampf entgegenzutreten.
    Liendras Wünsche waren im abschließenden Gewebe des Musters abgeschwächt worden. Aber sie waren noch da, und die Fäden, die alle Hexen banden, verlangten von ihnen, die Krieger nicht aus den Augen zu lassen und sie daran zu hindern, ihre letzte Schlacht zu schlagen. Und Aryn war ebenso sicher ein Teil des Musters wie Liendra. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Oder etwa doch?
    Diese Frage konnte warten. Sie unterdrückte ein lautes Gähnen, und Boreas befahl ihr, in ihr Gemach zurückzukehren und sich auszuruhen. Sie küsste die bärtige Wange, dann trat sie durch die Tür und überließ den König seinem Feuer, seinen Hunden und seinen Gedanken an den Krieg.

27
    Die nächsten paar Tage vergingen für Aryn auf eine seltsam angenehme Weise.
    Sicher, es gab viel, weswegen sie sich sorgte. Sie dachte oft an Grace, und auch an Beltan, Vani und

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