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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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finden. Im Saloon trug jeder entweder den staubigen Denim eines Minenarbeiters oder einen Dreiteiler – jeder, mit Ausnahme des Mannes hinter dem Tresen. Er war ein großer, rotgesichtiger Herr, der in seiner Jugend vermutlich sehr sportlich gewesen war, jetzt in seinen Vierzigern aber korpulent wurde. Er trug ein gestärktes weißes Hemd mit schwarzen Manschettenhaltern an den Oberarmen, und sein glattes Haar war genau in der Mitte geteilt – bis hinten in den Nacken, wie Travis im Spiegel sehen konnte. Er trug einen aufwendigen Knebelbart, der sorgfältig mit einer offensichtlich großen Menge Wachs geformt worden war.
    Zwei Männer traten von dem Tresen, Whiskeygläser in den Händen. Manypenny wischte mit einem Handtuch über das Holz. Jetzt war Travis’ Chance gekommen. Mit schwitzenden Händen trat er vor.
    Drei Minuten später hatte Travis einen Job.
    Als er sagte, er sei nicht zum Trinken gekommen, warf Manypenny ihm einen unfreundlichen Blick zu. Aber sobald Travis erwähnte, dass ihm selbst mal ein Saloon gehört hatte, verwandelte sich der finstere Blick in ein joviales Grinsen. Der Besitzer bat Travis, einen Whiskey einzuschenken. Da Travis’ Selbstbewusstsein stieg, riskierte er es, ein bisschen anzugeben. Er warf das Glas in die Luft, fing es hinter dem Rücken auf und goss über die Schulter ein, bevor er das Glas auf den Tresen donnerte – ohne einen Tropfen zu verschütten.
    Das entlockte Manypenny ein Lachen, und er schlug Travis auf den Rücken – hart genug, dass dieser einen Schritt nach vorn stolperte. Das würde am nächsten Morgen wehtun.
    »Sie haben einen Job gewonnen, Mr. Wilder«, sagte Manypenny mit einer überraschend hohen und kultivierten Stimme. »So ausgefallenes Einschenken habe ich schon seit langem nicht mehr gesehen. Anscheinend sind meine besten Bartender dazu verdammt, dem Sirenengesang des Silbers zu verfallen, und sie hauen ab, um sich selbst einen Claim abzustecken. Sie haben doch hoffentlich keine Sehnsucht nach dem Leben eines Silberschürfers, oder? Wenn ja, dann sagen Sie es jetzt.«
    Travis versicherte ihm, dass das nicht der Fall war, und Manypenny erwiderte, er könne am Abend anfangen. Travis musste versprechen, ein weißes Hemd und schwarze Wollhosen zu kaufen; das würde noch mehr von ihrem Geld kosten, aber jetzt, da er einen Job hatte, war das egal. Der Lohn betrug vier Dollar am Tag, was gerade eben ihre Ausgaben decken würde.
    »Ich stelle die Schürze zur Verfügung«, sagte Manypenny. »Aber Sie müssen Ihre eigene Pomade kaufen, um sich den Kopf richtig zu frisieren. Ich finde, Prince Albert ist da sehr zufrieden stellend.«
    Travis grinste verlegen, dann nahm er den Hut ab und zeigte seinen rasierten Schädel. Das rief ein weiteres brüllendes Lachen und einen Hieb auf den Rücken hervor. Dann führte ihn Manypenny in den hinteren Teil des Saloons.
    »Angestellte nehmen immer die Hintertür«, sagte der Saloonwirt. »Ich bin der Meinung, dass es vernünftig ist, einen diskreten Abstand zu der Klientel zu halten.«
    So wie die meisten Gäste des Saloons rochen, konnte ihm Travis da nicht widersprechen. Er versprach, um sieben Uhr da zu sein, dann gab er Manypenny die Hand.
    »Ich werde meinem Schicksal danken, dass Sie vorbeigekommen sind«, sagte Manypenny und schüttelte Travis’ Hand energisch. »In welchem Saloon, sagten Sie, haben Sie sich abgerackert?«
    Travis grinste. »Er war diesem hier sehr ähnlich.«
    Manypenny lachte wieder und öffnete die Hintertür. Travis wollte in die Gasse hinaustreten …
     … und blieb wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen.
    Es klebte neben der Tür an der Wand – ein vergilbtes Plakat. Darauf stand in großen Buchstaben geschrieben:
    GESUCHT: LEBENDIG ODER TOT
WEGEN SCHRECKLICHER VERBRECHEN GEGEN DIE
MENSCHLICHKEIT
TYLER CAINE, DER MÖRDER
500 $ BELOHNUNG
    Aber es waren nicht diese Worte, die Travis’ Knie nachgeben ließen. Es war die primitive Zeichnung darunter. Sie stellte das Gesicht eines Mannes dar. Statt eines Spitzbarts trug er einen Knebelbart und einen schwarzen Hut, aber der einzige andere echte Unterscheid war die aus einem Drahtgestell bestehende Nickelbrille.
    Das bist ja du, Travis. Du mit schwarzem Hut und Schnurrbart. Mit der Brille, die Jack dir gegeben hat.
    Die Brille hatte Travis in einem Kästchen in Jack Graystones Antiquitätengeschäft gefunden; angeblich hatte sie einst einem Revolverhelden gehört.
    Einem Revolverhelden namens Tyler Caine.
    Das ist unmöglich. Das kann

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