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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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nicht sein.
    Dennoch war es so.
    »Etwas nicht in Ordnung, Mr. Wilder?« Manypenny sah ihn besorgt an.
    Travis befeuchtete sich die Lippen. »Dieser Steckbrief …«
    Manypennys Augen funkelten begeistert. »Das ist Tyler Caine, der berühmte Friedensstifter. Sicher haben Sie von ihm gehört? Er wird in fünf verschiedenen Staaten und Territorien gesucht, weil er Männer erschossen hat. Das Gesetz hat ihn als Schurken gebrandmarkt, aber die Leute wissen es besser. Seit Ivanhoe oder Robin Locksley von Sherwood hat es keinen derartigen Beschützer der Gerechtigkeit mehr gegeben, einen solchen Verteidiger des kleinen Mannes.«
    Travis runzelte die Stirn und vergaß das mulmige Gefühl im Magen. Er fragte sich, ob Manypenny diese Dime Novels gelesen hatte, von denen Sheriff Tanner gesprochen hatte.
    »Ich habe gehört, dass er immer seine Brille trägt«, fuhr Manypenny fort. »Selbst im Schlaf. Daran kann man ihn erkennen. Natürlich heißt es, er sei vor ein paar Jahren oben in Virginia City an Diphtherie gestorben. Aber das glaube ich keinen Augenblick lang. Ich wünschte, er würde nach Castle City kommen. Tyler Caine könnte aufräumen mit diesen …«
    Manypenny biss sich auf die Lippe und sah über die Schulter in den Vorderteil des Saloons. Sein Rücken war gekrümmt, und plötzlich erschien der große, freundliche Saloonbesitzer ängstlich. Was hatte er sagen wollen?
    Viel wichtiger ist doch, wer, fürchtet er, könnte ihn belauscht haben?
    Aber Travis hatte keine Chance, das herauszufinden. Manypenny verabschiedete sich noch einmal von ihm, dann schloss er die Tür und ließ Travis allein in der Gasse hinter dem Mine Shaft zurück. Er hob die Hand und berührte sein Gesicht, aber die Nickelbrille, die er so viele Jahre getragen hatte, war nicht da. Seine neuen Augen, die in den Flammen Krondisars wiedergeboren worden waren, brauchten keine Brille. Aber auf der Zeichnung hatte er sie getragen. Was hatte das zu bedeuten?
    Doch darauf gab es keine Antwort, sondern nur das einsame Wimmern des Windes zwischen den Häusern. Die Hände in die Hosentaschen geschoben, ging Travis zurück zur Pension, um darauf zu warten, dass es sieben Uhr wurde und sein neuer Job anfing.

9
    Grace half Beltan, Himmel in das kleine Gemach zu tragen, das sich direkt neben dem Hauptraum der Villa befand. Entweder hatte der Schock ihr ungewöhnliche Kräfte verliehen, oder das Leben in einer mittelalterlichen Welt hatte sie härter gemacht als gedacht. Was auch immer zutraf: Obwohl Himmel beinahe so groß wie sie und bedeutend kompakter war, nahm Grace seine Beine so mühelos wie Beltan seine Schultern. Sie legten den verwundeten jungen Mann vorsichtig auf ein Sofa.
    »Leg ihn auf die Seite, Beltan«, sagte Grace.
    Beltan warf ihr ein flüchtiges Grinsen zu. »Ja, Euer Majestät.«
    Sie schenkte ihm einen finsteren Blick, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Himmel zu. Was auf Eldh tat er hier? Seit seinem Verschwinden aus dem Turm der Runensprecher hatten sie ihn nicht mehr gesehen. Und wer war dieser seltsame junge Mann wirklich? Im Grauen Turm hatte sie keine Gelegenheit gehabt, das herauszufinden; sie hatte nie verstanden, warum er alles riskiert hatte, um ihr bei Travis’ Rettung zu helfen. Vielleicht würde sie es ja jetzt.
    Aber alles der Reihe nach. Grace tastete Rücken, Hals und Kopf mit geübtem Griff ab. Aus seinen Wunden sickerte noch immer Blut, und er war bewusstlos, aber eine schnelle Überprüfung seines Lebensfadens enthüllte, dass es sich nicht um einen Schock handelte, sondern nur um den Schlaf der Erschöpfung.
    »Wie geht es ihm, Liebes?« Melia stand zusammen mit Falken und Aryn in der Tür.
    »Die Schnitte auf seinem Rücken sind tief, aber ich glaube nicht, dass sie lebensbedrohlich sind«, sagte Grace und sprach in dem gleichen energischen Tonfall, den sie immer in der Notaufnahme des Denver Memorial benutzt hatte. »Aber er ist unterkühlt, und er hat viel Blut verloren.«
    »Was können wir tun?«, wollte Falken wissen.
    »Ihr könnt mir ein paar Dinge bringen.« Grace zählte alles auf. »Ich brauche warmes Wasser, eine Flasche Wein, eine Decke und sauberes Leinen, um die Wunden zu verbinden. Und ein Messer. Nadeln und gewachsten Faden. Und eine Kerze.«
    »Was soll ich tun, Grace?«, fragte Beltan, während die anderen loseilten.
    Grace nahm die Hand des blonden Ritters und legte seine Finger um Himmels Handgelenk. »Fühlst du seinen Puls? Gut. Wenn der Rhythmus schneller oder schwächer wird,

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