Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
binden, einen Gegenstand – sagen wir, einen Panzerhandschuh. Mit diesem Panzerhandschuh kann er dann Fellring führen, und das Schwert wird sich nicht gegen seine Berührung wehren.«
Grace verspürte Übelkeit in sich aufsteigen. »Und was passiert mit mir, nachdem er mein Blut gestohlen hat?«
»Du wirst sterben.«
Ihre Finger schlossen sich fester um den Griff des Schwertes. Darum hatte sie Fellring also noch immer in ihrem Besitz. Kelephon wagte es nicht, es zu berühren; er konnte es ihr nicht abnehmen, bevor er die Rune des Blutes angewendet hatte. Aber er konnte vor seinen Männern keine Runenmagie wirken. Grace schaute auf und sah, dass Sindar sie betrachtete. Nein, nicht sie. Er betrachtete das Schwert in ihren Händen.
»Wir müssen uns befreien«, sagte Beltan und kämpfte gegen die Taue an.
»Hört auf!«, zischte Vani. »Oder wollt Ihr mich zerquetschen?«
Die Taue waren so geschnürt, dass wenn einer der Krieger daran zog, die Fesseln des anderen enger wurden.
»Könnt Ihr nicht einfach Euren kleinen Verschwindenstrick machen?«, fauchte er zurück.
Vanis Blick war wie geschmolzenes Gold. »Wenn Ihr Euren Fettwanst etwas einziehen könntet, hätte ich vielleicht etwas mehr Platz zum Arbeiten, aber dazu scheint Ihr ja nicht bereit zu sein. Oder fähig. Davon abgesehen seid Ihr doch angeblich so stark, Krieger. Warum zerreißt Ihr nicht einfach die Fesseln?«
»Vielleicht könnte ich das ja tun, wenn Ihr nicht jedes Mal, wenn ich an den Tauen ziehe, herumjammern würdet, dass Ihr einen blauen Fleck bekommt. Ich wusste gar nicht, dass Meuchelmörderinnen so zimperlich sein können.«
»Hört auf«, sagte Grace. Sie stand auf, schwankte einen Augenblick lang, bis ihre Seebeine wieder funktionierten, und ging dann zum Mast. Sie schenkte Beltan und Vani den gleichen eisigen Blick, den sie für Patienten reserviert hatte, die nicht kooperierten. »Ich weiß nicht, was auf dem Weißen Schiff zwischen euch vorgefallen ist. Aber was auch immer es war, es wird warten müssen. Im Moment brauche ich euch beide.«
Der Ritter und die Meuchelmörderin sahen sie einen Augenblick lang an, dann ließen sie die Köpfe hängen.
»Es spielt ohnehin keine Rolle, ob wir frei sind«, sagte Beltan mürrisch. »Auf dem Schiff müssen hundert Ritter sein.«
»Und vergesst nicht die Magie des Runenmeisters«, sagte Vani. »Er hat uns mühelos allein besiegt.«
Ihre Wangen glühten, und Grace wurde klar, dass sich die T’gol schämte; Beltan auch. Grace hatte die Krieger wegen ihres Versagens nicht kritisieren, sondern ihnen nur klar machen wollen, dass sie alle zusammenhalten mussten, jetzt noch mehr als je zuvor. Sie wollte ihnen das sagen, aber dann brachte sie keinen Ton heraus.
Was spielt das noch für eine Rolle? Sie haben Recht. Kelephon wird uns irgendwohin bringen, er wird die Rune des Blutes an dir vollziehen, und er wird die anderen töten. Und wir können nichts dagegen tun.
Aber eben das konnte sie nicht glauben. Sie vermochte nicht genau zu sagen, was es war; vielleicht war es derselbe Stolz, der sie daran gehindert hatte, einen Patienten aufzugeben, wenn jeder vernünftige Arzt die Todeszeit festgestellt hätte. Sie würde nicht einfach hier sitzen bleiben und Kelephon mit ihr machen lassen, was er wollte, jedenfalls nicht kampflos.
Ihre Beine waren wieder sicherer. Bevor Falken sie aufhalten konnte, trat sie vor einen der drei Ritter, die sie bewachten.
»Ich will mit Kelephon sprechen«, sagte sie und versuchte zu ignorieren, wie gewaltig der Mann in seiner schwarzen Rüstung aussah.
Seine Stimme grollte unter dem Helm. »Auf diesem Schiff gibt es niemanden, der auf diesen Namen hört, Gefangene.«
»Gorandon«, sagte sie. »So nennt ihr ihn. Ich will mit ihm sprechen. Auf der Stelle.«
»Setz dich hin. Du hast kein Recht, solche Forderungen zu stellen.«
Wut schoss in ihr hoch wie ein Stromstoß aus einem Defribilator. »Was soll das heißen, ich habe kein Recht, Forderungen zu stellen? Ich bin die verdammte Königin von Malachor, du Blechbüchse voller Scheiße. Das heißt, du dienst mir.«
Sie hörte, wie er hinter dem Visier zischend Luft holte. »Ich sollte dich für diese Worte erschlagen, Usurpatorin. Aber der General ist viel gnädiger, als ich es bin. Er sagt, bevor man dich hinrichtet, darfst du um Verzeihung bitten für all die schrecklichen Taten, die du und deine Vorfahren angerichtet haben. Und dann, wenn das gesegnete Schwert von Lord Ulther von dem Fluch befreit ist, mit
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