Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
dem es deine Vorfahren belegt haben, wird Gorandon die Klinge nehmen, so wie es sein heiliges Geburtsrecht ist, und das Licht von Malachor wird wieder hell erstrahlen.«
Grace entging nicht die stupide Inbrunst in seiner Stimme. Das also hatte Kelephon seinen Rittern gesagt. Kein Wunder, dass sie versucht hatten, ihre Familie auszurotten. Nicht einmal die Tatsache, dass sie das Schwert hielt, reichte aus, um sie von der Wahrheit zu überzeugen. Kelephon hatte mit seinen Lügen an alles gedacht.
Der Ritter nahm Haltung an und schlug salutierend eine Faust gegen den Brustpanzer. Kelephon kam auf sie zugeschritten, noch immer ohne Helm, und sein weißes Haar und der Umhang flatterten im Wind.
»Lasst uns allein«, befahl er den Rittern.
Wortlos marschierten der Wächter und seine beiden Kameraden weg. Zweifellos wollte Kelephon vermeiden, dass seine Männer etwas mitbekamen, was seine Autorität untergraben konnte. Andererseits, bei dem Fanatismus, mit dem der Ritter gesprochen hatte, war sich Grace nicht sicher, ob das überhaupt möglich war. Er hätte einen mit Runen verzierten Pyjama tragen können, und seine Männer hätten seine Taten nicht in Frage gestellt.
Aber vielleicht ist das so nicht richtig. Du hast gehört, was in Eredane passiert ist – wie die schwarzen Ritter alle Runensprecher und Hexen getötet haben. Kelephon hat die Ritter darauf abgerichtet, jeden zu hassen, der Magie wirken kann. Und das mit gutem Grund, da sie die Einzigen waren, die etwas gegen die Ritter hätten ausrichten können. Aber vielleicht hat Kelephon seine Männer zu gut ausgebildet. Wenn sie seine wahre Natur kennen lernen würden, dann würden sie ihn erschlagen. Zweifellos würden sie das für den einzigen Ausweg halten, ihn vor der Häresie zu retten.
Furcht hinterließ einen schlechten Beigeschmack in Graces Mund, aber sie schluckte sie herunter. Sie war bereits eine Gefangene; sie hatte nichts zu verlieren, wenn sie in die Offensive ging. »Seid Ihr gekommen, um mit Eurer Magie mein Blut zu stehlen?«, sagte sie und hob die Stimme. Aber nicht einmal der am nächsten stehende Ritter reagierte auf ihre Worte.
Kelephon kicherte. »Brüllt so laut, wie Ihr wollt, Euer Majestät. Sie werden Euch nicht hören.«
»Die Rune der Stille«, sagte Falken, kam auf die Füße und stellte sich neben Grace. »Er hat sie hier irgendwo gebunden.«
»In der Tat«, sagte der Runenmeister zu dem Barden. Er wandte sich wieder Grace zu. »Nicht, dass das notwendig ist. Selbst wenn meine Männer Euch hören könnten, wären sie kaum dazu geneigt, Euch zu glauben. Schließlich seid Ihr eine Häretikerin und Usurpatorin – kaum vertrauenswürdig, oder? Und noch schlimmer, Ihr verkehrt mit Leuten, die Magie ausüben.«
Grace verschränkte die Arme in der Hoffnung, damit ihr Zittern zu verbergen. »Ihr scheint ja eine Menge über mich zu wissen.«
»Oh, das tue ich, Euer Majestät. Ihr müsst wissen, ich habe Euch beobachtet, seit Ihr ein Säugling wart.«
»Damit Ihr mich töten konntet?«
»Ganz im Gegenteil, damit ich Euch zu mir holen und als meine Tochter aufziehen konnte.«
Grace war auf alles vorbereitet gewesen, nur darauf nicht. »Was?«
Kelephon beugte sich nahe an sie heran; sein Atem roch nach Steinen. »Ja, Ralena. Eure Eltern waren hoffnungslos – ich hätte sie an jenem Tag auf jeden Fall getötet. Aber ich hätte Euch mitgenommen. Ich hätte Euch wie mein eigenes Kind erzogen.«
»Du meinst, du hättest sie vergiftet.« Falken spuckte aus. »Du hättest Ralena gestohlen, ihr Lügen eingetrichtert, um sie zu deiner Sklavin zu machen, und wenn sie dann älter gewesen wäre, hättest du sie für dich Fellring holen lassen. Dann hättest du ihr befohlen, dir ihr Blut zu geben, und sie hätte es aus freiem Willen getan.«
Kelephon zuckte mit den Schultern. »Du musst zugeben, das wäre doch recht elegant gewesen. Aber du hast alles mit deiner Einmischung verdorben, Falken, du und diese Hure Melindora. Dir Unsterblichkeit zu verleihen war nur ein weiteres Beispiel für Dakarreths Dummheit. Du hast Ralena irgendwo jenseits meiner Reichweite versteckt. Aber jetzt ist sie zurück. Und obwohl die Dinge schwieriger sind, als wenn mein ursprünglicher Plan funktioniert hätte, spielt das keine große Rolle mehr.« Er richtete seinen kalten Blick auf Grace. »Ob Ihr nun meine willige Sklavin seid oder nicht, Ralena, Euer Blut und Euer Schwert werden mir gehören!«
Er ist gekommen, um anzugeben, erkannte Grace. Er ist nicht
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