Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
Grinsen.
Grace kniete neben Falken nieder und befühlte seine Stirn. Er war fiebrig.
Beltan starrte den Runenmeister an; in seinen grünen Augen lag reine Mordlust. »Was habt Ihr mit ihm gemacht?«
»Ich habe gar nichts mit ihm gemacht. Alles, was Falken getan hat, hat er aus freiem Willen getan.«
Grace biss die Zähne zusammen. Welchen Nutzen hatte freier Wille, wenn alles, was man gesagt bekam, eine Lüge war? Sie packte den Barden an den Schultern. »Falken, bitte.«
»Lasst … lasst es mich versuchen.«
Sindar war näher gerutscht, sein Gesicht lag in nachdenklichen Falten. Gingen ihm noch immer Erinnerungen durch den Kopf? Bevor Grace fragen konnte, was er vorhatte, legte Sindar die Hände auf Falkens Schläfen und schloss die Augen. Einige Augenblicke lang bewegte sich keiner der beiden Männer, dann holte Falken zitternd Luft.
»Bei den Sieben«, krächzte er. »Grace, was habe ich getan?«
Grace hätte viel lieber gewusst, was Sindar mit dem Barden gemacht hatte, aber der schlanke Mann senkte die Hände und ging ohne jede Erklärung zur Seite.
»Es ist in Ordnung, Falken.« Grace wusste, dass es nichts zu verzeihen gab, dass er wie alle anderen auch ein Opfer gewesen war. Dennoch war ihr klar, dass er Absolution brauchte, und dass sie die Einzige auf der ganzen Welt war, die sie ihm geben konnte. »Ich vergebe dir. Hast du verstanden. Im Namen von Malachor, wenn ich wirklich seine Königin bin, vergebe ich dir für alle deine Taten.«
Die Qual in Falkens Blick verwandelte sich langsam in Staunen. Dann riss er sie an sich und umarmte sie stürmisch. »Ich schulde dir mein Leben, Ralena.«
Die Absurdität des Ganzen ließ Grace lachen, obwohl sie das gar nicht wollte. »Nein, Falken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es bin, die dir das Leben schuldet. Und Melia.«
Zusammen kamen sie auf die Füße, und irgendwie wusste Grace – ob durch die Gabe oder ihren Instinkt als Ärztin –, dass Falken trotz der Tiefe seiner Wunden überleben würde.
Vorausgesetzt, sie alle würden das hier überleben.
»Wie traurig«, sagte der Runenmeister höhnisch, »einen Mann so gebrochen und besiegt zu sehen.«
Trotz ihrer Furcht fühlte Grace den Funken des Widerstands in sich aufflackern. Sie hob das Kinn und musterte den Runenmeister mit einem strengen Blick. In diesem Augenblick fühlte sich Grace wie eine Königin – zum ersten Mal in ihrem Leben.
»Ihr werdet mich niemals besiegen«, sagte sie.
Kelephon machte einen Schritt zurück, als hätte sie ihn geschlagen. Seine Stimme wurde schrill. »Schweigt, Hexe! Ich habe Euch bereits besiegt. Ihr seid genauso stolz wie Eure verfluchten Vorfahren. Sie glaubten sich so überlegen, so hoch über allen anderen. Die Runenmeister waren die größten Zauberer der Welt, und ich war der Erste unter ihnen, und doch glaubten Königin Agdala und König Hurthan, mich wie einen Diener herumkommandieren zu können. Aber ich habe es ihnen gezeigt, so wie ich es jedem zeigen werden; mich kann man nicht herumkommandieren.«
Als er diese Worte sprach, verstand Grace alles. Sie hatte im Krankenhaus Ärzte gekannt, die ihren Wert so sehr anzweifelten, dass sie sich nur dann sicher fühlten, wenn sie andere herumkommandierten. Sie unterschieden sich in keiner Weise von Schulhofrüpeln. Und Kelephon unterschied sich nicht von ihnen. Nur dass er ein Rüpel mit unvorstellbarer Macht war.
»Ihr werdet ihn verraten, nicht wahr?«, sagte Grace in klinischem Tonfall. »Den Fahlen König. Das ist von Anfang an Euer Plan gewesen. Ihr wolltet Malachor beherrschen, aber Euch ist nur ein Weg eingefallen, wie Ihr das bewerkstelligen konntet, Ihr musstet es zuvor zerstören. Ihr habt dem Fahlen König den Stein des Eises im Austausch gegen Unsterblichkeit gegeben. Dann habt Ihr die Kontrolle über die Ritter von Ewigsee übernommen, da Euch klar war, dass Ihr sie dazu benutzen konntet, Fellring zu bekommen. Und sobald Ihr Ulthers Schwert habt, habt Ihr alles, was Ihr braucht, um den Fahlen König zu vernichten und seinen Platz einzunehmen.«
Sie hielt die gesprungene Klinge hoch. Automatisch griff Kelephon danach, dann riss er die Hand zurück.
»Das ist richtig, Euer Majestät. Und sobald ich Berash getötet habe, werde ich meinen Stein wieder an mich nehmen. Genau wie die anderen der Großen Steine, denn ich werde abwarten, bis er sie alle zusammen hat, bevor ich zuschlage. Dann werde ich die eiserne Kette Imsaridur von seiner Leiche nehmen, und ich werde nicht nur das wieder
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