Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
könnte sie glauben. Er wird in fünf Staaten und Territorien wegen Mordes gesucht. Trotzdem würde ich seinen Anblick willkommen heißen. Aber es heißt, dass Tyler Caine tot ist.«
Travis wollte fragen, warum alle glaubten, dass dieser Tyler Caine die Macht hatte, Männer wie Lionel Gentry aufzuhalten. Aber bevor er etwas sagen konnte, keuchte Lirith auf. Die Hexe erstarrte, drückte den Rücken durch. Sie griff nach einer Stuhllehne und warf mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken.
Maudie eilte zu ihr. »Miss Lily, alles in Ordnung? Was ist los?«
Lirith erschlaffte, und Durge bewegte sich, bevor Travis reagieren konnte, ergriff ihre Schultern und hielt sie aufrecht. Sie schlug die Augen auf, blinzelte.
»Ich habe es gesehen«, sagte sie. »Es war so klar.«
Maudie rang die Hände. »Wovon sprechen Sie da, Süße? Sind Sie krank?«
Travis wusste es besser. Lirith war nicht krank. Die Hexe hatte die Fähigkeit, manchmal einen Blick in die Zukunft werfen zu können. Sie hatte es gerade getan – die Sicht hatte ihr etwas gezeigt.
»Was ist, Lirith?«, fragte Travis. »Was war zu sehen?«
»Er war es. Er kommt.«
Tanner schüttelte den Kopf. »Von wem sprechen Sie, Miss Lily? Wer kommt?«
»Tyler Caine.« Aber sie sah nicht Tanner an, sondern Travis. »Er wird kommen und gegen die Männer des Kreuzzugs kämpfen. Und da ist noch jemand, gegen den er kämpfen wird, aber ich konnte nicht erkennen, wer es war.«
Travis ballte die rechte Hand zur Faust. Tyler Caine war tot; darin stimmten alle überein. Er konnte unmöglich nach Castle City kommen, aber selbst wenn es ihm möglich gewesen wäre, was konnte er schon ausrichten? Lirith hatte einmal erklärt, dass die Macht der Sicht alles andere als perfekt war; ihre Vision konnte ein Irrtum sein.
Travis hatte keine Lust mehr, über Laudanum oder Tyler Caine oder den Kreuzzug für Anstand zu sprechen. Er blickte zu Tanner herüber. »Sheriff, gibt es eigentlich einen Grund für Ihren Besuch?«
Tanner nickte. »Ich wollte es Ihnen sagen, bevor Sie es von jemand anderem hören. Ich weiß, dass er eine Art Freund für Sie war, Mr. Wilder. Zumindest, soweit er Freunde hatte.«
Travis schüttelte verwirrt den Kopf. »Wovon reden Sie?«
»Edward Strange Owl hat ihn heute Morgen gefunden, in seinem Tipi oben auf der Signal Ridge«, sagte Tanner. »Ezekial Frost. So wie es aussieht, wurde er zu Tode gebissen.«
5
Lirith zog Travis und Durge in das spitzengefilterte Licht des Wohnzimmers. Travis konnte hören, wie sich Maudie und Tanner leise im Esszimmer unterhielten. Nach dem Klang ihrer Stimme zu urteilen, schien sie über seine Worte nicht erfreut zu sein. Zwei Katzen lagen auf einem zerschlissenen Samtsofa und dösten in einem verirrten Sonnenstrahl.
»Was ist denn?«, fragte Travis die Hexe und bemühte sich dabei um einen leisen Tonfall, ohne eigentlich zu wissen, warum er das tat. Da war etwas in Liriths Miene. War es Furcht?
»Ich habe ihn getroffen. Gestern, auf dem Weg ins Gefängnis, als ich Sareth besuchte. Er hat so seltsame Dinge gesagt. Ich hätte ihm zuhören sollen, ich hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmt. Aber ich war so wegen Sareth besorgt, und ich bin einfach losgeeilt, ohne weiter nachzudenken.«
»Von wem sprecht Ihr, Mylady?«, fragte Durge.
»Von Ezekial Frost.«
Travis und Lirith setzten sich auf das mit Pferdehaar gepolsterte Sofa, und Durge ging auf und ab, während die Hexe ihre Begegnung mit dem alten Trapper schilderte. Sie schloss die Augen und gab ihr Bestes, Frosts Worte genau zu wiederholen. Travis hörte zu, zuerst voller Unverständnis, dann mit wachsendem Entsetzen.
Ich weiß, dass Sie alles über die Sieben Städte wissen … die Städte aus Gold, die seit fünfhundert Jahren gesucht werden … ich habe Sie kommen gesehen, genau wie den Goldmann. Ich muss seinesgleichen hier aufspüren. Er wird nach einem Rückweg suchen …
»Seid Ihr sicher?«, sagte Travis mit trockenem Mund, als Lirith zu Ende kam. »Seid Ihr sicher, dass das Ezekials genaue Worte waren?«
Sie nickte. »Was hat das zu bedeuten, Travis? Worum handelt es sich bei diesen Sieben Städten, von denen er gesprochen hat?«
»Es ist eine Legende. Vor Jahrhunderten, als die ersten Entdecker von der anderen Seite des Ozeans eintrafen, erzählten ihnen die Eingeborenen Geschichten über sieben mit Reichtümern angefüllte Städte, Städte, deren Straßen mit Gold gepflastert waren. Die Entdecker waren gierige Männer, und sie haben
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