Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
etwas, Sir Tarus«, sagte sie. »Die Krieger von Vathris … heiraten sie jemals? Oder tut ihr bloß … das heißt, ihr miteinander …!«
Er kicherte, und sie hörte, wie er näher kam. Er roch nach Nebel und Pferden. »Wir sind Männer des Krieges, Mylady. Wir verbringen nicht unsere ganze Zeit damit, mit Lendenschurzen bekleidet um ein Feuer zu tanzen und einander den Po zu versohlen. Wirklich nicht.«
Unwillkürlich musste Aryn lachen; sie konnte es nicht verhindern. Sie drehte sich wieder um. »Aber ich dachte immer, ihr alle … ich meine, dass ihr keine Frauen …«
»Sagt mir, lehnen alle Eurer Hexenschwestern die Gunst von Männern in ihren Betten ab?«
Aryn kaute auf der Unterlippe herum. »Einige von ihnen schon, das weiß ich. Sie behaupten, die Berührung eines Mannes würde ihre Magie schwächen, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie das funktionieren soll. Und dann gibt es welche, die mit jedem schlafen, den sie lieben. Aber ich glaube, die meisten Hexen sind wie die meisten Frauen, und dass sie sich im Bett die Berührung eines Mannes wünschen.«
Ihre Wangen wurden ganz heiß. Sie hatte kaum mit anderen Frauen so offen über derartige Dinge gesprochen, ganz zu schweigen von einem Mann. Aber bei Sir Tarus fühlte sie sich sicher. Und sie erkannte, dass das einer der Gründe war, warum sie den Ritter mochte. Sie fühlte sich bei ihm auf eine Weise sicher, die ihr kein anderer Mann bieten konnte. Oder eine Frau, was das anging. Er war stark wie jeder Mann, aber er würde ihr niemals wehtun.
Sie bedeutete ihm, sich neben sie auf die Bank zu setzen, und er gehorchte, auch wenn er darauf achtete, seine schlammverschmierte Kleidung von den Falten ihres Gewandes fern zu halten. Ihr fiel ein, dass sie Tarus in den vergangenen zwei Tagen nicht gesehen hatte; er musste im Auftrag des Königs unterwegs gewesen sein.
»Die Krieger unterscheiden sich nicht viel von Euren Hexen«, sagte er. »Ich kann Euch nichts über unsere geheimen Riten erzählen, aber so viel darf ich sagen: Es gibt gewisse Initiationen, denen sich alle jungen Männer unterziehen müssen, wenn sie sich dazu entscheiden, den Mysterien von Vathris zu folgen, Rituale, bei denen ihnen jemand an die Seite gestellt wird, der älter und weiser ist und als ihr Mentor dient. Aber es stimmt auch, dass die große Mehrzahl der Männer von Vathris Ehen schließen und Kinder zeugen. Nur ein paar von ihnen hören je den Ruf des Stiers.«
»So wie Ihr. Und Sir Beltan.«
Der Ritter schaute zur Seite, und Aryn zuckte zusammen. Sie wusste, dass Tarus etwas für Beltan empfunden hatte, so wie sie wusste, dass Beltans Herz für einen anderen schlug. Vielleicht sollte sie das Thema ruhen lassen. Aber sie fand es zu faszinierend, um jetzt damit aufzuhören.
»Seid Ihr und Beltan dann Priester von Vathris?«
Tarus wandte ihr wieder das Gesicht zu, diesmal mit uncharakteristisch ernster Miene. »Für gewöhnlich sind es die, die den Ruf vernommen haben, die in den inneren Kreis aufgenommen werden, da es einem Priester verboten ist zu heiraten. Wenn ich älter und weiser bin, entscheide ich mich vielleicht dazu, Priester zu werden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Beltan das jemals tun wird. Gebete zu sprechen ist nicht seine Sache – er kämpft lieber. Aber ich glaube, ich könnte es eines Tages leid werden. Das Kämpfen, meine ich.«
Aryn dachte über seine Worte nach. Sie wusste, dass Tarus ihr ein seltenes Geschenk machte – einen Blick in das von Rauch verhüllte Labyrinth, in dem der Kult von Vathris Stiertöter seine Mysterien wirkte. Und es war noch kostbarer, weil er wusste, dass sie eine Hexe war.
»Ich habe gehört, dass König Boreas den Innersten aller Kreise erreicht hat«, sagte sie mehr zu sich selbst als an Tarus gerichtet.
Der Ritter musste lachen. »Die Gemahlin des Königs ist gestorben, Mylady, und er hat sich in ihrem Gedenken dazu entschieden, sich nicht wieder zu verheiraten. Also steht es ihm frei, den Innersten aller Kreise zu betreten. Aber ich glaube, solltet Ihr nachts den König mal ausspionieren, würdet Ihr eine hübsche Frau in seinem Bett finden, keinen stattlichen Mann. Andererseits, wenn ich …«
Plötzlich schien der Blick des Ritters in die Ferne zu schweifen, als wäre ihm etwas eingefallen. »Was ist?«, fragte Aryn.
»Ich weiß es nicht genau.« Tarus zuckte mit den Schultern. »Sie werfen Kiefernzweige ins Feuer, so dass die Luft rauchverhüllt ist, und sie geben dir starken Wein. Und
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