Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor

Titel: Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
hatte, wenn sie spät in der Nacht arbeitete und ihn schlafen glaubte. Nur dass er das nie tat. Er hatte dann immer still wie eine Maus am Rand des Dachbodens gesessen, auf dem er schlief, und zugesehen, wie sie im Schein des zauberischen Lichts arbeitete und mit geschickter Hand Kräuter zermahlte und Tränke herstellte.
    In dieser Nacht schliefen sie nicht. Aber irgendwie waren sie auch nicht richtig wach. Eine Unterhaltung aufrechtzuerhalten wurde einfach eine zu große Anstrengung, also saßen sie stumm da, während über ihnen die Sterne vorbeirasten. Es dauerte eine Zeit lang, bis Beltan sich bewusst wurde, dass die Morgendämmerung hereingebrochen und dichter Nebel vom Wasser aufgestiegen war, der das Schiff wie eine silberne Wolke einhüllte. Die Gänsehaut auf seinen Armen verriet ihm, dass die Sonne aufgegangen war.
    Die anderen blinzelten, und Reif fiel wie weißer Staub von ihren Lidern. Auch ihre Gesichter, Haare und Kleidung waren mit Reif bestäubt. Doch als sie aufstanden, verwandelte er sich in Tautropfen und war dann verschwunden. Beltan war ein bisschen steif, aber das war es auch schon.
    Es war am Tag keinesfalls leichter als in der Nacht, einen Blick auf die Mannschaft zu erhaschen. Der Nebel haftete an ihnen und dämpfte ihre verzerrten Gestalten. Trotzdem bemerkte Beltan gelegentlich das Schimmern edelsteinähnlicher Augen, die ihn beobachteten.
    »Wo ist Sindar?«, fragte Grace.
    Der Nebel wirbelte durcheinander, und sie sahen den Mann mit den silbergrauen Haaren am Bug stehen und in den weißen Dunst starren.
    »Sieht so aus, als hätte uns jemand ein Geschenk gebracht«, sagte Falken.
    Ein kleiner Tisch war auf dem Deck erschienen, wo zuvor keiner gestanden hatte. Darauf standen ein Tonkrug und fünf Holzbecher. Falken füllte die Becher und gab jedem einen, den letzten ließ er für Sindar übrig.
    Beltan betrachtete den Becher in seiner Hand. »Ist es nicht gefährlich, einen Elfentrank zu trinken?«
    »Mit ziemlicher Sicherheit«, sagte Falken mit einem Grinsen, dann nahm er einen tiefen Schluck.
    Grace lächelte zögernd und probierte einen kleinen Schluck, Vani nahm einen langen Zug und schaute dabei Beltan an. Er verspürte ein Kribbeln, von dem er wusste, dass es nichts mit Magie zu tun hatte, und hob den eigenen Becher an die Lippen.
    Zuerst hielt er es für Wasser. Dann entschied er, dass es eine Art klarer Wein war. Als er den Becher geleert hatte, wusste er, dass keines von beiden stimmte. Aber was auch immer diese Flüssigkeit gewesen war, plötzlich fühlte er sich wach und lebendig. Zuvor hatte sein Magen geknurrt. Jetzt war der Hunger weg, obwohl er sich eher unbeschwert als voll fühlte.
    Nach einem Ruf Falkens gesellte sich Sindar zu ihnen und nahm seinen Becher. Er wünschte ihnen einen guten Morgen, bevor er trank. Beltan fiel auf, dass er den Blick seiner grüngoldenen Augen oft verstohlen auf Grace richtete. Dann kehrte er ohne ein Wort der Erklärung zu seinem Platz am Bug des Schiffes zurück.
    »Glaubt ihr, er ist in Ordnung?«, fragte Grace.
    Falken stellte seinen Becher ab. »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht denkt er darüber nach, wer er wirklich ist, und warum ihn das Kleine Volk für seine Zwecke erwählt hat.«
    »Da ist er nicht der Einzige«, sagte Beltan mit einem Schnauben.
    Vani ging auf und ab. »Falken, wisst Ihr, wie lange es dauern wird, bis wir in Toringarth sind?«
    »Bei diesem Nebel lässt sich unmöglich feststellen, wo wir sind. Aber ich habe den Eindruck, dass wir ziemlich schnell fahren. Schneller als ein gewöhnliches Schiff. Ich vermute, es wird nicht lange dauern. Einen Tag oder zwei, das ist alles. In der Zwischenzeit sind wir hier durchaus in Sicherheit.«
    »Wirklich?« Grace verschränkte die Arme über der Brust. »Und ich dachte gerade, dass wir noch nie in größerer Gefahr geschwebt haben.«
    Beltan wusste, dass Grace Recht hatte. Bis vor einem Jahr hatte er nicht an das Kleine Volk geglaubt. Und obwohl er seine Existenz nicht länger verleugnen konnte, würde er sich auf keinen Fall von ihm benutzen lassen. Diese Wesen waren seltsam und schrecklich alt. Was sie taten, taten sie aus ihren ureigenen Beweggründen. Und auch wenn sie vermutlich keine besondere Feindschaft gegen die Menschen hegten, brachten sie der Menschheit auch keine Liebe entgegen. Den größten Teil der Geschichte hatte Falengarth ihnen gehört. Dann, als sich vor über tausend Jahren die ersten Menschen auf dem Kontinent ausbreiteten, war das Kleine Volk

Weitere Kostenlose Bücher