Die letzte Rune 08 - Das Schwert von Malachor
verschollen bleibt, besteht keine Möglichkeit, dass Mohg an ihn herankommt.« Was bedeutete, dass es besser war, wenn Travis nie nach Eldh zurückkehrte. Er sah den Schmerz, der über Vanis Gesicht flackerte, und wusste, dass sie zu dem gleichen Schluss gekommen war.
»Woher willst du das wissen?« Grace fröstelte. »Woher willst du wissen, dass Mohg nicht an Travis herankommt, dort, wo er jetzt ist? Vielleicht hat Mohg Sinfathisar ja schon in seinen Besitz gebracht. Und Krondisar auch. Vielleicht ist Tiras Stern deshalb verschwunden.«
Falken legte ihr die Hand auf den Arm. »Nein, Grace. Was auch geschehen sein mag, das auf keinen Fall. Denn wenn das so wäre, hätten wir bereits verloren. Erinnere dich an die Worte in dem Buch – irgendwie hat Travis sie hineingeschrieben. Wir wissen, dass er das nicht vor seinem Verschwinden getan hat, also muss es irgendwie danach passiert sein. Und du hast noch immer den eisernen Schlüssel, den Himmel dir gegeben hat. Wir werden Fellrings Splitter finden, und dann reisen wir zum Schwarzen Turm. Wir werden Travis dort finden.« Er drückte ihren Arm. »Ich verspreche es dir.«
Grace presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und sagte nichts.
Und was ist mit dir, Beltan? Glaubst du auch, dass Falken Recht hat?
Er wusste es nicht. Einerseits schien es für Travis lebensbedrohlich zu sein, wenn er mit Sinfathisar nach Eldh zurückkehrte. Sie mussten alles tun, was in ihrer Macht stand, um zu verhindern, dass der Fahle König ihn in seine Hände bekam. Andererseits wusste Beltan, dass er jede Gefahr riskieren würde, ganz egal, wie schlimm sie auch war, um Travis wieder zu sehen, um ihm zu sagen, was er fühlte.
Wirklich? Selbst wenn das bedeutet, dass er dir sagt, dass er eine andere will und nicht dich?
Gefühle stiegen in ihm auf, ein unklarer Malstrom aus Furcht, Verlangen und Wut. Er sah zu Vani herüber. Sie erwiderte seinen Blick. Er konnte fühlen, wie er die Zähne fletschte, und er konnte nichts dagegen tun. Sie kniff die Augen zusammen, dann ging sie in den Nebel hinein.
Sie verbrachten den Rest des Tages damit, unruhig und ruhelos auf und ab zu gehen. Die Zeit verstrich so lautlos, wie das Weiße Schiff geisterhaft über das Wintermeer fuhr. Eine Zeit lang beugte sich Beltan über die Reling und sah zu, wie Eisbrocken vorbeischwammen. Im Laufe des Tages wurden die Eisbrocken größer und kamen öfters. Aber nicht einer von ihnen kam auch nur in die Nähe des Rumpfes.
Bei Einbruch der Nacht klarte der Nebel auf, und wieder funkelten Sterne wie Kristallsplitter am Himmel. Der Krug auf dem Tisch wurde mit der klaren Flüssigkeit aufgefüllt, und sie tranken erneut davon – auch wenn Sindar sich von ihnen fern hielt. Beltan hatte den Eindruck, dass etwas den Mann beschäftigte, und gelegentlich lief ein Zucken über sein Gesicht, für gewöhnlich, wenn er Grace mit seinen grüngoldenen Augen betrachtete. Kehrten seine zersplitterten Erinnerungen zurück?
Wieder hob die klare, süße Flüssigkeit Beltans Laune, auch wenn sie den Schmerz in seiner Brust nicht völlig lindern konnte. Es fühlte sich an, als würde ein Eissplitter in seinem Herzen stecken, der immer tiefer vordrang. Er war froh, als Vani, nachdem sie ihren Becher abgestellt hatte, fortging und wie eine der schattenhaften Gestalten verschwand, die auf dem Schiff herumschlichen und Arbeiten nachgingen, die er weder benennen noch sich vorstellen konnte.
Danach stellte er sich wieder an die Reling und hielt nach dunklen Silhouetten Ausschau, die am Horizont in die Höhe strebten und die Sterne verdeckten – ein Zeichen, dass Land in der Nähe war. Falken hatte gesagt, dass seit Jahrhunderten niemand mehr in Toringarth gewesen war. Was würden sie dort vorfinden? Doch obwohl Beltan die Augen anstrengte, sah er nichts außer den verschwommenen Umrissen von Eisbergen, die geisterhaften Inseln gleich dahertrieben.
»Was glaubst du, was ist mit ihr passiert?«, fragte Grace.
Beltan wäre beinahe zusammengezuckt. Er hatte sich so sehr konzentriert, dass er sie nicht hatte kommen sehen. Sie schaute zum Himmel. Nicht nach Norden, sondern nach Süden. Er begriff. Sie sah zu der Stelle, an der der rote Stern geleuchtet hatte.
»Ich weiß es nicht.«
Grace erschauderte, aber es konnte nicht wegen der Kälte sein, nicht hier auf diesem Schiff. »Glaubst du, Tira geht es gut?«
»Sie ist eine Göttin, Grace. Ich bin davon überzeugt, dass es ihr gut geht.«
Nur dass sie mittlerweile wussten,
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